Das Interview zum Buchtalk mit Armin Öhri

Am 26. April 2023 war der Schriftsteller Armin Öhri Gast in der Bibliothek Buchs. Aufgewachsen in Ruggell, lebt er heute in Grabs (SG). Bekannt sind vor allem seine historischen Kriminalromane um den Protagonisten Julius Bentheim, einen jungen Tatortzeichner. Öhri erhielt den European Union Prize for Literature, seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. In Spanien und Südamerika avancierten die ersten Bände seiner historischen Berlin-Romane zu Bestsellern. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Öhri als Lehrer und auch als Literaturveranstalter tätig.

JULIA KELLER /02.05.23

Lieber Armin, du bist Schriftsteller und ich dachte eigentlich, dass du eins deiner Bücher auswählst, stattdessen hast du den Klassiker «Krieg und Frieden» von Leo Tolstoi gewählt. Warum?

Das Format heisst «ein Gast, ein Buch, der Buchtalk». Und weiter habe ich dann im Internet gelesen «der Gast spricht über sein Lieblingsbuch». Ich habe dann gedacht, dass es schon etwas anmassend wäre, wenn ich mit meinem eigenen Buch komme und es dann noch zu meinem Lieblingsbuch erkläre.

Ich habe mehrere Lieblingsschriftsteller wie Wilkie Collins, Robert Louis Stevenson oder Jules Verne. Was alle gemeinsam haben, ist, dass sie im 19. Jahrhundert gelebt haben. Die Literatur des 19. Jahrhunderts hat es mir also besonders angetan. Das Nonplusultra aus diesem vergangenen Jahrhundert ist eben dieser fette Schinken hier. Vom Umfang her ist es wie ein Ziegelstein, und sprachlich ist es ein Meisterwerk, darum habe ich es schlussendlich ausgewählt.

Gefällt dir Tolstoi im Allgemeinen oder geht es dir explizit um die Geschichte «Krieg und Frieden»?

Ich muss vorausschicken, dass Tolstoi grundsätzlich schwierig zum Lesen ist. «Der Tod des Iwan Iljitsch» und «Herr und Knecht», beides kürzere Erzählungen, haben mir sehr gut gefallen. «Anna Karenina», ebenfalls weltbekannt, liest sich um einiges flüssiger als «Krieg und Frieden».

Tolstoi gefällt mir, weil er wirklich sehr gut (be-)schreiben kann. Seine Geschichten ziehen mich in den Bann. Was für mich «Krieg und Frieden» so einzigartig macht, ist die Detailfreudigkeit. Im Buch beschreibt Tolstoi 150 Personen, also Hauptfiguren und noch ganz viele Nebenfiguren. Er nimmt sich die Zeit, diese Nebenfiguren zu entwickeln. Mit ein paar Pinselstrichen verschafft er diesen Figuren einen aussagekräftigen Charakter. Um konkret aufzuzeigen, was ich meine, möchte ich eine Stelle aus dem Buch vorlesen: «Der deutsche Erzieher bemühte sich, alle Speisen, Desserts und Weine zu behalten, um sie detailliert im Brief an die Verwandten in Deutschland beschreiben zu können, und war ziemlich verärgert, weil ihn der Haushofmeister mit der in die Serviette gewickelten Flasche überging. Er blickte mürrisch drein, bemühte sich so zu tun, als ob er diesen Wein gar nicht gewollt hätte, war aber gekränkt, weil niemand verstehen mochte, dass er den Wein ja nicht haben wollte, um seinen Durst zu stillen, nicht aus Gier, sondern aus gewissenhafter Wissbegier.»

Diese kurze Szene sagt viel über den Charakter des Erziehers aus und ich glaube, dass sich alle vorstellen können, was das für ein Mensch ist. Das macht Tolstoi aus! Er nimmt jede Figur ernst. Trotz ihrer Nebenrolle nimmt man diese Figur auf den 1600 Seiten wahr, und das ist für mich schriftstellerische Kunst.

Aktuell ist Russland im Krieg gegen die Ukraine. Ist es nicht heikel, so ein Buch auszuwählen, gerade noch mit diesem Titel?

Ich habe mir natürlich schon Gedanken gemacht. Kann man das in der heutigen Zeit noch als Lieblingsbuch bringen? Solche ähnliche Diskussionen sind in den letzten Monaten auch in der Qulturwelt aufgetreten: Darf zum Beispiel die Opernsängerin Anna Netrebko noch eingeladen werden oder nicht?

Wer das Buch von Tolstoi gelesen hat, weiss, dass Tolstoi sich gegen Krieg ausspricht. Vielfach lese ich in Zusammenfassungen von Krieg und Frieden, es sei unter anderem ein Kriegsroman, aber ich sehe das nicht so. Für mich ist es ein Antikriegsroman.

Wie alt warst du, als du «Krieg und Frieden» gelesen hast?

Meine Oma hat mich zum Lesen animiert. Konkret zum Lesen von hoher Literatur, denn sie gab mir in den 90er-Jahren jeweils regelmässig 10 Franken unter der Bedingung, dass ich einen Reclamband kaufe, das sind die kleinen gelben Bücher. So habe ich wohl alle Klassiker, die es in dieser Verlagsreihe gibt, relativ früh gelesen. Diese Weltliteratur besitze ich heute noch und es sind rund 800 Exemplare. Auf diesem Weg kam ich auch zu den Erzählungen von Tolstoi, und mit 15 Jahren habe ich dann «Krieg und Frieden» gelesen.

Jetzt zum Inhalt: Kannst du uns grob erzählen, worum es im Buch «Krieg und Frieden» von Tolstoi geht? Versuch uns doch dieses Buch zu verkaufen.

Also gut, es darf in keinem Haushalt fehlen, wo ein Tischbein zu kurz ist! (lacht)

Nein, im Ernst, ich empfehle die Ausgabe von Diogenes, weil sie lesbarer ist und in vier Bände aufgeteilt ist.

Der Literaturklassiker «Krieg und Frieden» ist dem Realismus zuzuordnen und deckt ganz viele Sparten ab, denn es geht um verschiedene Familien und es ist zugleich ein Liebesroman. Es wird vom Krieg und von der damaligen Gesellschaft berichtet. Zudem ist es ein soziologischer und historischer Roman. Die Hauptcharaktere sind auf der Suche nach dem Glück im Leben, es dreht sich vor allem darum, wie man innere Ausgewogenheit findet. Das zieht sich durch alle Hauptfiguren im Buch hindurch. Je nach Sinnsuche geht der Protagonist einen anderen Weg. Ein weiteres Merkmal des Buches ist das Dualistische.

Die zwei bekanntesten Verfilmungen sind wohl die Hollywoodausgabe von 1956 mit Audrey Hepburn, Henry Fonda und Mel Ferrer. In den Jahren 1965 bis 1967 entstand die russische Verfilmung, ein 7-stündiger Film. Filmhistorisch auch ganz spannend, denn es war eine Mammutproduktion. Die UdSSR-Armee hat damals Zehntausende von Soldaten gestellt, die dann in den Kostümen die Schlachten nachgestellt haben. Es entstand das Gerücht, dass der Film vom sowjetischen Regisseur Sergei Bondartschuk inflationsbereinigt sage und schreibe 700 Millionen Dollar gekostet hat! Es ist also mit Abstand der teuerste Film, der je gedreht wurde. Die russische Verfilmung gewann dann einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film.

Kannst du uns auch ein paar Informationen über den Autor preisgeben?

Tolstoi wurde 1828 in eine russische Adelsfamilie hineingeboren. Er war nicht aufs Geld angewiesen. Er ist viel gereist und interessierte sich besonders für Pädagogik. Ohne die heutige Montessori-Didaktik zu kennen, setzte er sich dafür ein, dass Schüler ihren Fähigkeiten entsprechend behandelt werden. Ihm lag die individuelle Förderung am Herzen.

Um 1869 herum erlitt Tolstoi eine tiefe Sinnkrise, nicht zuletzt, weil ihm die Widersprüche zwischen seinem eigenen Leben im Wohlstand und seinen politischen Überzeugungen unauflösbar erschienen.

Leo Tolstoi war mit Sofja verheiratet und hatte 13 Kinder. Er hat sich im Laufe seines Lebens leider zu einem Tyrannen entwickelt und starb 1910 im Haus des Bahnhofvorstehers Iwan Osolin, umlagert von der Weltpresse, an einer Lungenentzündung.

Was haben Leo Tolstoi und Armin Öhri gemeinsam?

Wie Tolstoi habe auch ich einen Roman, an dem ich seit vielen Jahren arbeite. Mit 16 Jahren begonnen, umfasst das Skript inzwischen über 1000 Seiten. Es handelt sich um einen Römerroman, in dem ich, wie bei «Krieg und Frieden», alles abzudecken versuche, jedenfalls das «typisch Römische», zum Beispiel mit den Themen, wie es auf einem römischen Landgut zu und her geht, und ich beschreibe auch Gladiatorenkämpfe. Die erste Fassung habe ich damals innerhalb von zwei Jahren geschrieben, da war ich noch auf dem Gymnasium.

Das unendliche Überarbeiten, das haben Tolstoi und ich sicherlich gemeinsam.

Und das Interesse für Pädagogik, denn ich bin ja als Lehrer tätig.

Wie viele Bücher hast du geschrieben? Und hast du mit deinen Büchern auch einen Bestseller erreicht?

Veröffentlicht habe ich 11 Bücher, bei einem bin ich Co-Autor.

Manche Bücher wurden in andere Sprachen übersetzt. In Spanien feiert mein Kriminalroman «El Gabinete de los Ocultistas» (Der Bund der Okkultisten) grosse Erfolge, wurde gar als einer der acht besten Krimis des Jahres 2021 gelistet. Die anderen Romane gewinnen im Ausland mehr und mehr auch an Bekanntheitsgrad.

Du hast mir vorab verraten, dass dich «Krieg und Frieden» in deiner Arbeit als Schriftsteller beeinflusst hat.

Ja, und zwar zum Beispiel beim 3. Teil meines Berlin-Krimis «die Dame im Schatten». Die Hauptfiguren sind mitten im Kriegsgeschehen und da drückt schon der Tolstoi in mir durch.

Herzlichen Dank, Armin Öhri, für deine spannenden Ausführungen zu «Krieg und Frieden» und auch den persönlichen Einblick in dein Leben und deine Tätigkeit.

Der nächste Buchtalk findet am 23. August 2023 statt. Doris Büchel wird dann zu Gast sein. Sie nimmt zwei Bücher mit: «Fleisch und Blut» sowie «Die Frau des Metzgers». Beide Bücher sind von Susanna Schwager und sind hier in der Bibliothek Buchs erhältlich.

Das Interview zur Lesung von Kuno Bonts «Störfall»

Fotos: Theres Schlienger
Kuno Bont ist in der Region als freischaffender Filmemacher, Regisseur und Drehbuchautor von Theaterstücken, Filmen und Musicals bekannt. In der Bibliothek Buchs hat er am 25. Januar 2023 sein neues Drehbuch «Störfall», an dem er insgesamt sage und schreibe 7 Jahre gearbeitet hat, einem interessierten Publikum vorgestellt. Es ist ein Nachfolgeprojekt des bereits veröffentlichten Films «Das Deckelbad» (2015).

JULIA KELLER / 27.01.23

Ein Gast, ein Buch, der Buchtalk. Der regional bekannte Filmemacher erzählt aus seinem Drehbuch STÖRFALL. Kuno Bont ist kein Schnellschreiber, wie er uns verrät. Seine Drehbücher beinhalten zu den Dialogen die für ihn wichtige Geräuschkulisse, die dem Drehbuchleser ein Bild vermittelt und auch Emotionen besser transportiert. «Geräusche geben oder nehmen Tempo», so Bont.

Störfall, die Geschichte eines Vaters, dessen schwuler Sohn sich mit HIV ansteckt und später von der Staatsanwaltschaft angeklagt wird, weil er wissentlich andere damit angesteckt haben soll, spielt in den 80er Jahren. Die Geschichte Störfall resultiert aus verschiedenen Beobachtungen Kuno Bonts, die schlussendlich von ihm zu einer Geschichte verwoben wurden. Die Grundlage zum Buch sind verschiedene Begegnungen und schicksalshafte Geschichten.

Der Drehbuchautor erzählt von einem Rheintaler Vater, der mit dem Schicksal hadert, weil er einen schwulen Sohn hat. Von einem Vater und einer Mutter, die sich für ihren schwulen Sohn einsetzen, aber auch von einem Vater, der mit der Frühpensionierung zu kämpfen hat. Einem Vater, der gegen die Bürokratie mit dem sogenannten Paragraphenreiter und den immer länger werdenden Vorschriften kämpft und sich dabei komplett verirrt. Bei Störfall handelt es sich konkret um das Psychogramm eines Vaters. Es erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit der ganzen Situation nicht mehr fertig wird. Der Schluss ist fiktional. Kuno Bont erzählt, dass er schlussendlich vor der Alternative stand, entweder einen Mann zu zeigen, der «in sich hinein kämpft» und daran zugrunde geht, oder einen Charakter darzustellen, der wortwörtlich vor Wut und Schmerz platzt. Kuno hat sich für die zweite, für die aufsehenerregendere Variante entschieden. Nicht um Schlagzeilen zu machen, sondern um den Finger draufzuhalten und zu sagen: «Versteht die Menschen besser, schaut, was und warum sie es machen und woher die Provokation kommt.»

Die Herausforderung für Bont ist nicht der eigentliche Film. Die Herausforderung ist eher, was er für einen Film machen will. Er orientiert sich am Leben, welches passiert, und das ist dann Authentizität. Bont: «Ich will einen Film machen, den man sofort versteht, und das kann man nur, wenn er authentisch ist. Die Herausforderung ist aber auch, eine Dramaturgie zu erschaffen, denn ein Film geht in der Regel 1, 5 Stunden und es ist nicht gut, wenn man nach fünf Minuten einschläft! Also muss ich mich vor allem um die Dramaturgie kümmern. Man darf die Elemente nicht unterschätzen, die so eine Geschichte unterstreichen. Was passiert hier? Es gibt leise, sogar stille Momente, aber es gibt auch schnelle Reaktionen, die bringen Tempo ins Geschehen und sind meist laut. Die Erzählart ist auch eine wichtige Herausforderung. Alles andere, wenn’s dann darum geht, den Film zu machen, das war für mich nie ein Problem und ich bin zuversichtlich, dass das so bleibt.»

Auf die Frage, ob der Film in schweizerdeutscher Sprache erscheint, weil das Drehbuch einige Ausdrücke aus der Region beinhaltet, gibt Kuno preis, dass die Authentizität eben hier anfängt, zum Beispiel mit der gewählten Sprache. Bont: «Das gehört zu mir, darum drehe ich meine Filme immer noch hier und nicht in Zürich oder im Wallis.»

Es ist nicht Bonts erstes Filmprojekt. Als ich ihn frage, was heute anders ist, antwortet er: «Gegenüber früher bin ich aus dem, was ich beim ‘Deckelbad’ gelernt habe, noch kritischer geworden. Ein noch genauerer Beobachter, es ist das, was mich schon ein Leben lang begleitet. Leute beobachten, beschreiben, was sie tun und wie sie sind. Ich habe seinerzeit beim W&O jeden Samstag eine Reportagenserie eingeführt. Wir sind bei den Leuten in der Stube gestanden, im Stall oder wir haben sie in der Wiese beim Heuen mit der Kamera begleitet. Ich bin älter geworden und nicht mehr ganz so geschmeidig. Ich kann mich beim Autofahren über einen Schleicher gottvergessen aufregen, was früher nicht der Fall war.»

Als ich Kuno Bont darauf hinweise, dass er scheinbar Wesenszüge des Protagonisten Hans Steiger hat, lacht er und ich glaube zu erkennen, dass ich damit gar nicht so Unrecht habe. Ein gemeinsamer Wesenszug der beiden könnte auch die Sturheit sein.

Im Publikum taucht gegen Schluss die Frage auf, wie Kuno Bont vom Gemeindepräsidenten zum Filmemacher wurde. Diese Frage beantwortet Kuno mit Daumen und Zeigefinger. Damit stellt er klar, dass er in seinem Leben nur so viel Gemeindeammann war. Es handelt sich um eine Zeitspanne von 8 Jahren. Er sagt: «Ich wollte eigentlich Schauspieler werden, doch mein Vater meinte, ich müsse etwas Richtiges lernen. Ich habe dann die Lehrstelle auf der Gemeinde Oberriet absolviert. Ich bin ein anständiger und netter kaufmännischer Angestellter geworden mit einem tollen Abschluss. Später habe ich zum Journalismus gewechselt. Dort zuunterst angefangen als Dorfkorrespondent, der am Sonntag in der Küche Bilder entwickelt und vergrössert hat, bis ich gefragt wurde, ob ich zur Zeitung möchte. So bin ich zum Rheintaler gekommen und ein waschechter Rheintaler geworden. Danach wurde ich als Gemeindeammann gewählt, damals nannte man das noch so.

Während meiner Zeit dann beim W&O als Chefredaktor, begann ich Filme zu drehen. Ich wurde mehr und mehr zu dem, was ich schon immer hatte sein wollen. Als Jugendlicher war es noch Schauspieler, mit den Jahren hat es sich gewandelt. Heute kennen mich die Menschen als Kuno Bont, der Filmemacher.»

Der nächste Gast beim Buchtalk in der Bibliothek Buchs ist Armin Öhri, ein liechtensteinischer Schriftsteller. Er bringt den Klassiker «Krieg und Frieden» von Tolstoi mit. Also bitte Datum vormerken: 26. April 2023, neu ab 20 Uhr, wie immer in der Bibliothek Buchs.

Maturaarbeit von Julia Rusch

Kommt mit dem neuen Jahr die langersehnte Veränderung?

Bekanntlich werden zum Jahreswechsel gerne gute oder gar einmal mehr «neue Vorsätze» getroffen, die dann meist nicht lange eingehalten werden. Warum eigentlich? Sind wir nicht zufrieden mit dem, was wir haben, oder was noch viel wichtiger ist, sind wir vielleicht doch nicht so glücklich, wie es der Anschein hat? Konkret könnte das auch heissen, dass wir nicht zufrieden mit uns selbst sind – mit dem, was wir sind oder mit dem, was aus uns geworden ist.

JULIA KELLER /28.12.22


Woher kommt also der Wunsch nach Veränderung? Was lässt Menschen nach Veränderung streben? Und warum fällt es dann oft so schwer, sich wirklich auf die Veränderung einzulassen, wo wir uns doch oft genau diese Veränderung gewünscht haben? Und was hat Veränderung mit Freiheit zu tun?

Wenn du mit deinem Leben restlos zufrieden bist, wirst du vermutlich nichts daran ändern wollen. Fakt ist aber, dass die meisten Menschen in irgendeinem Bereich ihres Lebens unglücklich sind. Meist betrifft es mindestens einen der folgenden Bereiche: Arbeit, Beziehung(en), Familie oder die körperliche Fitness.

Zunächst einmal möchte ich der Frage nachgehen, was Veränderung für den Menschen bedeutet. Sich zu verändern, bedeutet in bestimmter Hinsicht «anders» zu werden. Es ist das Loslassen von etwas Altem und der Beginn von etwas Neuem. Grundlegende, bewusste Veränderungen benötigen oft Geduld und Zeit. Daran scheitert nicht selten der eine oder andere grad schon zu Beginn des Vorsatzes. Doch bleiben wir an der Veränderung dran, so steigt die Chance immens, dass es uns später viel besser gehen wird. Es darf hierbei nicht unterschätzt werden, wie wichtig bzw. entscheidend der eigene Wille ist. Oft ist dieser zu schwach gegen das Umfeld, das im gewohnten Trott weitermachen möchte und sich keine Veränderung herbeiwünscht. Wenn wir uns aber gegen die Muster, die sich in all den Jahren angesammelt und entwickelt haben, durchsetzen können, dann werden wir frei!

Plötzlich wird uns bewusst, dass wir ganz allein entscheiden dürfen, wohin wir gehen, was wir tun und nicht tun, was wir essen und was wir nicht mehr essen wollen, was wir sagen und wo wir lieber schweigen wollen und noch vieles mehr.

Oft stecken wir noch in unseren alten Kinderschuhen fest und merken nicht, dass wir erwachsen geworden sind.

Sehr oft fühlen wir dieses «Frei-sein» nicht, weil wir in einer Abhängigkeit zu irgendetwas oder irgendjemandem stehen. Lösen wir uns aus diesen Fesseln, so sind gute Vorsätze hinfällig, denn wir gehen von nun an dorthin, wo unser Herz und unser Verstand uns hinführen und dies hoffentlich das ganze Jahr hindurch.

Kürzlich sagte meine Schwester zu mir, dass sie handwerklich nicht sonderlich begabt sei. Und eine gute Freundin schrieb mir, sie würde auch gerne so schön malen können wie ich. Wenn Menschen alten Glaubenssätzen folgen, können sie ihr Potential nicht gänzlich entwickeln, weil sie stets etwas hemmt. Wann hat meine Freundin das letzte Mal ein Bild gemalt? Und hat meine Schwester wirklich zwei linke Hände? Natürlich nicht! In uns steckt so viel mehr, als wir denken. In unserem Veränderungspotential findet sich die absolute Freiheit und somit wartet dort das grosse Glück auf uns.

Qultur – Im Gespräch mit Philipp Lonsky

Philipp Lonsky lebt mit seiner Familie in Sevelen im Kanton St. Gallen. Der gebürtige Österreicher mit liechtensteinischem Dialekt arbeitet als Lehrer am Liechtensteinischen Gymnasium in Vaduz. Er unterrichtet Sport und Informatik. In seiner Freizeit ist er in der Band bROCKoli Schlagzeuger und auch Sänger. In seiner Freizeit komponiert er Songs und schreibt Geschichten. Im Dezember 2021 veröffentlichte Philipp seinen ersten Roman «Blöd gelaufen».

Jetzt, ein Jahr später, ist sein neues Buch «HOPE 15» erschienen.z 

JULIA KELLER /7.12.22

Lieber Phil, worum geht es in diesem Buch und was bedeutet der Titel des Buchs?

Mein neues Buch heisst HOPE 15 und ist ein Zukunfts-, aber kein Science-Fiction-Roman.

Worin besteht da der Unterschied?

Science-Fiction ist für mich vor allem Fantasy. Dabei geht es meist um fremde Zivilisationen und Raumfahrtthemen. Mein Buch ist ein Zukunftsroman und erzählt von der Welt in zwanzig Jahren. Es ist eine Vision, die möglichst realistisch und erdbezogen erzählt wird.

Und was bedeutet die Zahl 15?

Die Hopes sind Abkürzungen für spezielle Schutzcenter für Menschen. Bei diesen Menschen handelt es sich um Überlebende. Weltweit existieren etwa 50 solche Einrichtungen, doch in meinem Buch geht es um das Schutzzentrum Hope15, welches das nächstgelegene Zentrum unserer Region ist.

In meinen Geschichten geht es meist ums Thema «Was wäre wenn…?». Der Grundgedanke bei dieser Geschichte ist «Was wäre, wenn die Natur eines Tages genug vom Menschen hat und auf eine möglichst sanfte Art versucht den Menschen auszurotten?». Im Buch steht eine 4-köpfige Familie im Mittelpunkt des Geschehens und diese versucht mit der eben beschriebenen Situation umzugehen.

Bist du in der Zeit der Coronapandemie auf die Idee gekommen?

Nein, das fragen mich jedoch viele. Die Idee ist bereits im Jahre 2018 entstanden. Dieses Phänomen, nämlich eine Idee zu entwickeln, die dann wenige Monate später Realität wird, ist mir übrigens schon mehrfach begegnet. Vor vielen Jahren habe ich ein Musical geschrieben über ein paar Jungs, die sich in einem Experiment befinden. Sie erfahren, dass sie ein Jahr lang beobachtet werden, und dann kam im realen Leben das Fernsehformat Big Brother. Das hat mich schon etwas geärgert.

Sind deine Figuren im Roman reale Personen oder sind es Philippanteile, die im Buch richtiges Leben eingehaucht bekommen?

Es sind durchs Band erfundene Figuren. Vielleicht stelle ich manchmal einen Charakter so dar, wie ich selbst gerne wäre, aber im Grossen und Ganzen lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und freue mich darüber, wenn eine Figur humorvoll oder möglichst authentisch rüberkommt.

Hier liest euch Philipp Lonsky eine Buchpassage von «Hope 15» vor.

Was unterscheidet sich von deinem ersten Roman «Blöd gelaufen» zu deinem zweiten Roman «HOPE 15»?

Bei meinem ersten Roman habe ich einfach so drauflosgeschrieben. Für Roman Nr. 2 lag mir nach dem Brainstorming ein 90-seitiger Entwurf mit den einzelnen Szenen vor, welche ich nur noch ausformulieren musste.

Ich habe munkeln gehört, dass du bereits einen dritten Roman in petto hast, stimmt das?

Ja, aber dabei handelt es sich um eine Fortsetzung von HOPE 15. Ich hatte so viele Einfälle, dass ich gemerkt habe, dass ich besser eine Fortsetzung schreibe, als dass der erste Roman ein dicker und unhandlicher Schinken wird.

Deine Hobbys nehmen sicherlich viel Zeit in Anspruch. Was macht Philipp sonst, wenn er nicht gerade arbeitet, schreibt oder musiziert?

Ich geniesse das Leben und meine Freiheiten. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Ich bin auch gerne zuhause und brauche keinen Rummel. Zu tun, was ich möchte, nicht den Gesellschaftszwängen zu unterliegen, das ist für mich Freiheit.

Lieber Phil, vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Qultur wünscht dir viel Erfolg mit deinem neuen Buch.

 

Das Buch HOPE 15 kann bei Philipp direkt unter philipp.lonsky@bluewin.ch bestellt und abgeholt werden oder in den handelsüblichen Buchläden der Region gekauft werden.

Advent und kaum ein Lichtlein brennt

Advent und kaum ein Lichtlein brennt

 

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.

Autor unbekannt

 

Ich möchte mit euch meine Gedanken zum Thema Licht teilen.  

Ohne Licht kein Leben. In diesem Punkt sind sich Naturwissenschaftler und Theologen einig. Nicht selten ist die Rede von einem Lebenslicht, das mit der Geburt gleichsam entzündet wird, und das Sterben wird als Erlöschen eben dieses Lichts beschrieben.

«Ihr seid das Licht der Welt», sagt Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5.

Mit dem gegenteiligen Begriff «Finsternis» werden in der Bibel alle gottfeindlichen Kräfte der Welt bezeichnet. Auch das individuelle Leiden des Menschen kann als Finsternis beschrieben werden. Mit Finsternis kann auch eine bestimmte Weise zu leben gemeint sein – das Leben in der Ferne zu Gott.

Gott hat jedenfalls bei vielen Menschen nicht die höchste Priorität und bei manchen Menschen hat er überhaupt keinen Platz mehr. Und trotzdem feiern die meisten Menschen hierzulande Weihnachten. Modern ausgedrückt, handelt es sich um das Fest der Liebe. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, ob dafür nicht der Valentinstag zuständig ist? Ebenso ist für mich eine Fussball WM um diese Jahreszeit definitiv gewöhnungsbedürftig.

Letztes Jahr, so meine Erinnerung, durfte man nur im kleinen Kreise Weihnachten feiern und dieses Jahr werden wir dazu aufgefordert, möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Was ist bloss los mit unserer Welt? Zum dritten Mal hintereinander erleben wir, dass seitens Bundesrat Empfehlungen bis sogar Anweisungen zum Weihnachtsfest gemacht werden. Ich hoffe sehr, dass dies nicht zur Normalität wird!

Eins beruhigt mich doch sehr, und zwar, dass das Licht stärker ist als die Dunkelheit. Das ist und war schon immer so und wird sich auch nie ändern.

«Die ganze Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzelnen Kerze nicht löschen.» Franz von Assisi.

Dieser Beitrag wurde letztes Jahr um diese Zeit aufgenommen. Mitten in der Pandemie konnte das Konzertprogramm SYMPHONIC WORSHIP am 20. und 21. November 2021 in Steffisburg vor über tausend mitsingenden Zuschauer/innen aufgeführt werden. Viele Proben mussten virtuell durchgeführt werden. Nach der Zwangspause dann der besagte Auftritt. Das sorgte bei den Zuschauern, Musikern und Sängern für grosse Emotionen.