Die Mauer

Es ist, als stünde da eine Mauer – eine Mauer zwischen mir und der Welt. Ich kann weder durch sie hindurchschauen noch durch sie hindurchgehen. Es gibt einfach keine Tür und schon gar kein Tor. Trotzdem fühle ich mich nicht vollkommen abgeschottet von der Welt, denn diese ist immer noch ziemlich laut wahrnehmbar. Nach all der Zeit fühlt sich dieser Zustand nicht mehr gar so fremd an. Ich habe mich nämlich daran gewöhnt, dass da eine Mauer steht.

Eine Mauer, die früher hier nicht stand, aber jetzt tut sie es und viele Menschen machen um sie einen grossen Bogen – einen Bogen um mich und meine Mauer.

Inzwischen fühlt es sich allerdings fast gut an, dass da eine Mauer steht. Irgendwie bietet so eine Mauer auch einen gewissen Schutz. Aber ich muss mir eingestehen, dass so eine Mauer auch ziemlich abschottet.

Die Mauer ist in diesem Text eine Metapher. Sie steht für meine aktuelle Schreibblockade. Seit Wochen verspüre ich kein Bedürfnis mehr zu schreiben. Ich habe kein Bedürfnis, mich dieser verrückten Welt mitzuteilen, sie wird mich ohnehin nicht verstehen. Um einiges lieber bleibe ich hinter meiner Mauer versteckt und habe meinen Frieden. Aber vielleicht, so zumindest habe ich die leise Hoffnung, bin ich gar nicht wirklich allein mit meiner Mauer? Vielleicht haben sich in den letzten Monaten ja noch mehr Menschen hinter einer ähnlichen Mauer verschanzt und fühlen sich von Zeit zu Zeit isoliert?  Vielleicht sind sie gar dankbar, dass sie so bei diesem Wahnsinn nicht mitmachen müssen? Ist es nicht beruhigend, wenn man sich in den «eigenen vier Wänden», in seinem «persönlichen Reich» sicher fühlt? Seien wir doch ehrlich: wenn man sich in seinem Reich nicht sicher fühlen kann, wo denn dann?

Mit der Zertifikatspflicht schliesst die Politik Menschen wie mich vom öffentlichen Leben aus. Bis heute habe ich wissentlich keine Ansteckung mit dem Virus durchgemacht. Es ist aber auch nicht so, dass ich keinen Kontakt mit Personen hatte, die sich angesteckt haben. Warum nur respektiert die Politik nicht das gewichtige Argument, dass ich bereit bin, den Virus beziehungsweise die Erkrankung mit 99%-iger Wahrscheinlichkeit unbeschadet zu überstehen?

Wenn man MRNA impfkritische Menschen Schwurbler, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger nennen darf, dann hätte ich im Grunde genommen auch ein paar Ideen, wie man diesbezüglich Impfwillige benennen könnte. Auf solch ein böses Spiel möchte ich mich aber nicht einlassen. Ich liebe es bekanntlich ja, Wortspiele zu kreieren, es ist mittlerweile sogar mein Beruf. Doch weil ich eben auch Menschen kenne, die geimpft sind, lasse ich es bleiben, denn ich möchte meinen Mitmenschen weiterhin mit Respekt begegnen. Einmal mehr wird mir mit diesen Gedanken bewusst, wie die Politik die Spaltung in unserer Gesellschaft vorantreibt und wie beängstigend das doch eigentlich ist. Wir leben in einer Demokratie und in einer solchen hat jeder Mensch Recht auf eine eigene Meinung und auch auf eine freie Meinungsäusserung. Blicke ich aber ich auf die letzten 19 Monate zurück, dann bezweifle ich das inzwischen stark.

 

Ich stehe zu meiner Haltung und zu meinen Überzeugungen und dank meiner Mauer, kann mir diesbezüglich auch keiner was anhaben. Ist es nicht doch ein gewaltiger Unterschied, ob man eine Mauer um sich herumbaut oder ob man mit (Ziegel-)Steinen herumwirft, insbesondere dann, wenn man im Glashaus sitzt?

Meiner Meinung nach bauen wir alle immer wieder einmal eine Mauer, aber diese grosse, ja fast unüberwindbare Mauer, die an jene Mauer in Berlin erinnert, die ist sehr gefährlich.

Dazu ein paar Gedanken: Wurde die Mauer in Berlin in ganz kurzer Zeit, im Dunkeln und bei Nacht gebaut? Oder gab es vielleicht schon damals kritische Bürger, die hinterfragten, was da passierte? Was wurde diesen besorgten Bürgern, welche die Politik kritisch hinterfragten, wohl geantwortet?

Aus der Geschichte wissen wir: nein – es wurde ihnen nicht im Voraus gesagt: «Ja – wir bauen eine Mauer, welche in Zukunft Westen und Osten trennt. Die Menschen im Osten werden in der Folge unter anderem für sehr lange Zeit nicht mehr verreisen dürfen. Und wenn schon, dann wird das nur mit einem Zertifikat, äh sorry, ich meine natürlich mit einem Visum, möglich sein. Sollte übrigens jemand die Mauer überwinden wollen, dann wird es Tote geben.»

Heute wissen wir, dass die besorgten Bürger von damals keine ehrlichen Antworten auf ihre Fragen bekommen haben. Und es ist ebenso eine traurige Tatsache, dass die Berliner Mauer 28 lange Jahre Osten und Westen trennte – zahlreiche Familien auseinandergerissen und zerstört wurden sowie viele Menschen auf dem Weg in die Freiheit erschossen wurden. Es wurde denunziert und vieles mehr. Ich sehe hier Parallelen zu heute und ich frage mich, wollen wir wirklich solch grausame Taten wieder in Kauf nehmen?

Isaac Newton hat einmal gesagt: «Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken. Wie recht er doch hatte.»

Heidis Plan von einer Welt

… von einer Welt, in der sie keine Randfigur ist. Selten zuvor ist mir eine so liebenswerte und zarte Frau begegnet wie Heidi. Heidi wirkt auf mich beinahe zerbrechlich und genauso fühle ich mich teilweise auch und deswegen tausche ich mich so gerne mit ihr aus. Ich erzähle also Heidi regelmässig aus meinem Leben und sie berichtet mir von ihrem. Wir sind eigentlich gar nicht so verschieden, Heidi und ich, aber auf den ersten Blick sind wir es für Aussenstehende sicherlich in vielerlei Hinsicht.

Die heutige Kolumne wird meine bisher grösste Herausforderung. Trotzdem scheue ich mich nicht davor. Ich will Euch erzählen, was ich bei meinen Treffen mit Heidi erlebe und fühle. Ich wünsche mir, dass auch ihr nicht aus Angst davor, ins Fettnäpfchen zu treten oder gar aus falschem Respekt den Kontakt mit so besonderen Menschen wie Heidi scheut.

Heidi hat Multiple Sklerose, kurz MS genannt, und das schon seit über 30 Jahren. Tapfer erträgt sie die Krankheit, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und das über Jahre hinweg. Heidi hat aber trotz der Krankheit ein sonniges Gemüt und ist zudem sehr mitfühlend. Habe ich beispielsweise Kopfschmerzen oder wie vor drei Jahren eine geplante Operation am Ohr, so fragt sie mich stets nach meinem Befinden, sie ist offenkundig an meinem Leben und an meinem Wohlbefinden interessiert. Ich hingegen weiss manchmal gar nicht, was ich Heidi fragen soll, denn es ist ja ziemlich offensichtlich, dass es ihr viel schlechter als mir geht. Inzwischen ist es gar so schlimm, dass auch das Rollstuhlsitzen zu anstrengend für Heidi ist.

Vor meinem letzten Besuch hat mich Heidi am Telefon vorgewarnt. Sie hat mir erklärt, dass sie lieber im Bett liegen bleiben möchte, wenn ich sie besuche, das Sitzen im Rollstuhl koste sie zu viel Kraft. Natürlich möchte ich, dass für Heidi mein Besuch wohltuend ist und es ihr danach nicht schlechter geht, und so ist das mit dem «im Bett liegen» für mich selbstverständlich. Ich muss zugeben, dass ich mir im Voraus einige Gedanken gemacht habe. «Wird es Heidi irgendwann wieder besser gehen, oder ist es momentan nur so eine Phase?», habe ich mich gefragt.

Letzte Woche ging ich Heidi in ihrer Wohnung besuchen und nach der herzlichen Begrüssung fragte ich sie, ob ich ihr etwas bringen könne. Ich bemerkte nämlich, dass Heidis Trinkflasche fast leer war und darum wollte ich ihr mit frischem Wasser behilflich sein. Heidi entschuldigte sich sofort bei mir, weil sie mich als ihren Gast nicht gefragt hatte, ob ich etwas zu trinken möchte. Heidi hat normalerweise nämlich Assistentinnen, die sich sehr gut um sie kümmern, aber weil ich zu Besuch kam, benötigte sie deren Unterstützung für eine Weile nicht.

Wir sprachen an diesem Nachmittag sehr offen miteinander. Ich sah ihre Liegeposition: die Beine hochgelagert, Kopf und Rumpf tiefgelagert, so, dass Heidi eigentlich nur an die Decke starren kann. Sofort hatte ich Bilder im Kopf und fragte mich, wie es mir damit ergehen würde und ich sagte zu Heidi: «Wenn ich so daliegen müsste, dann würde ich das nicht einmal zwei Wochen aushalten.» Ich hatte Heidi als Geschenk eine DVD mitgebracht. Diese kann sie aber gar nicht schauen, weil sie keinen Fernseher hat und diese stattdessen am Laptop sitzend zu schauen, ist für sie zu anstrengend.

Heidi wohnt in einer Dachgeschosswohnung und ich begann wegen der fehlenden Möglichkeit einen Film schauen zu können, sogleich Pläne zu schmieden. Als ich Heidi nach wenigen Minuten von meinen Hirngespinsten erzählte, war sie berührt von meiner Fürsorge und ich wiederum entdeckte bei ihr einen fast verlorenen Enthusiasmus. Wir begannen also gemeinsam Ideen für das Projekt «Flachbildschirm mit integriertem DVD-Player an die Decke montieren» zu sammeln und wir waren uns schnell einig, dass gemeinsames Pläneschmieden etwas Grossartiges ist. So fragte ich Heidi, ob ich in meiner nächsten Kolumne über sie schreiben dürfe, und sie hat mir ihre Erlaubnis gegeben.

Liebe Heidi, diese Kolumne widme ich alleine Dir. Du bist KEINE Randfigur, identifiziere dich nicht mit dieser Krankheit, sie beeinträchtigt Dein Leben in grossem Masse, leider, doch sie hat NICHTS mit Deinen besonderen Eigenschaften und Charakterzügen zu tun. Du könntest furchtbar wütend auf Gott sein oder desinteressiert anderen Menschen gegenüber. Du könntest im Selbstmitleid versinken und sehr verbittert sein. Aber Du bist nichts von alledem! Du bist im Geist eine aufgeweckte, intelligente, aufmerksame und sanfte Frau. Würde Dir die Multiple Sklerose nicht einen Strich durch die Rechnung, ja durch Dein Leben machen, würde man all diese positiven Eigenschaften auf den ersten Blick erkennen. Zugegeben, Du bist von der Krankheit gezeichnet und so kannst du Deine positiven Merkmale nicht wie andere offen zeigen, aber sie sind da. Jeder und jede, der sich länger mit Dir unterhält, merkt das auf Anhieb. Darum bist Du sehr wohl eine beneidenswerte Frau und keinesfalls eine Randfigur.

Ich danke Dir von Herzen für Deine Wertschätzung und freue mich auf die Realisierung unseres Plans.

Um unsere Pläne in die Realität umzusetzen, brauchte ich Unterstützung. Mein genialer Mann Peter hat bereits einen Flachbildschirm mit integriertem DVD sowie die Vorrichtung dafür bestellt. Für Heidi werden keine Kosten entstehen und es ist selbstverständlich, dass ich Heidi auch zukünftig mit DVDs versorgen werde. Ich habe eine grosse Sammlung, denn ich liebe gute Filme.

Ich glaube an die Kraft der guten Wünsche, aber noch mehr an die der guten Taten. Lasst Heidi und anderen Menschen, die unsere Hilfe benötigen, für eine Weile zur Hauptfigur werden. Damit machen wir ihnen das grösste Geschenk.

Nachgefragt bei Piroska Szönye

Seit kurzem steht ein Bücherhaus auf der Kinderbaustelle in Buchs. Diese Kunstinstallation wurde von Kindern auf die Beine gestellt. Ideenlieferantin dafür ist die international tätige Bündner Künstlerin Piroska Szönye. Wieso für das Projekt Bücher an die Wand genagelt werden und welche wundersamen Geschichten in Buchs schon deswegen passiert sind, lest ihr hier.

Liebe Piroska

Als international tätige Künstlerin hast du schon einige spannende Projekte realisiert. Nun dürfen wir auch in unserer Region von deinen unkonventionellen Kunstideen profitieren. Mit dem «Bücherhaus» hast du abermals eine Kunstinstallation mit dem Thema Bücher ins Leben gerufen. Wo steht das besagte Bücherhaus?

Das Bücherhaus befindet sich bei der Kinderbaustelle in Buchs/SG. Theres Schlienger, Leiterin der Bibliothek Buchs, wurde durch das erste Buchhaus, welches in Bad Ragartz im Jahre 2018 richtig Furore gemacht hat, auf mich aufmerksam.

Und was bezweckt Ihr mit diesem Bücherhaus? Denn ehrlich gesagt tut es mir persönlich im Herzen weh, wenn ich sehe, wie Bücher an die Wand genagelt werden.

Sehr gut, dann haben wir das Ziel erreicht. Wir haben dich emotional erwischt und genau das wollen wir. Bücher sind wichtig, vor allem aber Kinder- und Jugendbücher, gute Bücher überhaupt und solche, die man nicht mehr weglegen mag, sobald man sie in der Hand hat. Es ist nämlich so: Daten können verschwinden – Bücher hingegen nicht.

Die Kraft, die Bücherhausprojekte haben, sollte nicht unterschätzt werden. In dem wir – und diesmal sind es die Kinder, die spielerisch mit der Wahrnehmung provozieren – sozusagen einen Windsturm in der Gesellschaft auslösen, werden wir beim – «ooooh nein diese armen Bücher» – gesehen und gehört, so wie Kinder es auch möchten, gesehen und gehört werden. Kinder sind unsere Zukunft und darum nageln die kleinen Künstler die Bücher an das Buchhaus.

Überhaupt sollte Kunst, Qulturschaffen, Künstlertum und Qulturförderung einen wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Es ist für die Entwicklung und für das Verständnis der Menschen untereinander wichtig. Wir sind der Sand im Getriebe der Gesellschaft.

Das Bücherhaus ist also eine Botschaft – bist du Botschafterin für Bücher?

Ja genau. Das gefällt mir. Es ist eine Botschaft, nicht für ein Land, sondern für Bücher auf der ganzen Welt und Bücher jeglicher Art. Bücher hält man in den Händen, sie sind sinnlich. Papier riecht, lässt uns neugierig durch die vielen Seiten blättern. Wörter sind lebendig, Geschichten wollen erzählt werden. Wichtiges will festgehalten werden. Bücher können Welten erschaffen. Sie geben uns eine Bedeutung. Ein Buch lesen, ist wie Innehalten und lässt uns in Geschichten eintauchen. Nicht durchs Leben hetzen. Genau das brauchen wir und ganz besonders unsere Kinder. Bücher lesen ist eine Art lebenslanges Lernen. Nicht ich bin die Künstlerin des Bücherhauses in Buchs. Die Kinder, die Bücher an das Buchhaus nageln, sind der Hauptteil des Kunstprojekts. Sie sind die Künstler von morgen. Und jedes Kind, welches seinen Namen auf der Kinderbaustelle beim Bücherhaus oder in der Bibliothek hinterlässt, erscheint namentlich als Künstler auf meiner Homepage.

Was sind das für Bücher, die an die Wand genagelt werden?

Die Bücher haben wir von diversen Bibliotheken, von Privaten und von Buchläden gestiftet bekommen. Und natürlich werden die Bücher nicht nur an die Wand genagelt, sondern es gibt durchaus Kinder, die auf der Baustelle Bücher lesen oder darin blättern und Bücher gar mit nach Hause nehmen. Wir wollen mit diesem Buchhaus und mit dieser Aktion ein Statement geben: «Wir bauen auf die Zukunft und auf Bücher».

Kannst du mir von einem speziellen Erlebnis auf der Kinderbaustelle, speziell in Bezug auf das Bücherhaus erzählen?

Theres Schlienger hat mir erzählt, dass eine Schulklasse auf der Kinderbaustelle war und Schulbücher auf der Baustelle zurückliess, weil sie diese nicht mehr benötigten. Später kam eine andere Schulklasse und entdeckte die besagten Schulbücher. Wie es der Zufall wollte, benötigte diese Schulklasse genau diese Schulbücher und nahm sie daher freudig mit.

Es drehen sich bei dir aber nicht alle Projekte um Bücher, oder?

Nein. – Ich bin eine Künstlerin – das ist ein Beruf und eine Berufung. Angefangen habe ich als Botschafterin für Kinderhospize in Deutschland und in der Schweiz. Als Kind lag ich lange Zeit im Spital. Damals habe ich das Buch «Elisabeth wird gesund» von Alfons Weber gelesen und es hat mir viel Kraft gegeben. Das Einzige was ich damals wollte, ist nach Hause zu gehen. Ich war 4 und 6 Jahre alt, als ich in Berührung mit Büchern kam, die mir heute noch in Erinnerung sind. Darum weiss ich um die Wichtigkeit von Büchern.

Später – also jetzt und heute – habe ich die Geschichte von Heidi weitergesponnen und ein ziemlich bekanntes verrücktes Kochbuch herausgegeben: Das Heidi lebt! Das Artjournaling KunstKochPhilosophiePoesieBuch.

Bist du eine Leseratte?

Leseratte? Wieder so ein Wort! Lesekatze viel eher. Ich verschlinge nicht ein Buch nach dem anderen, aber ich sehe mich mit einigen Büchern auf dem Sofa eingekuschelt. Ich liebe Wortspiele! Und ich liebe kreative, schräge, einzigartige und natürlich coole Bücher. Ich bin Buchsammlerin, Buchjägerin, Büchererfinderin, eine Wortjongleurin. Ich lese auch gerne zwischen den Zeilen. Und mache sogar manchmal ein Büchertarot.

Sind deiner Meinung nach viele Kinder kunstbegeistert?

Wenn Kinder die Möglichkeit erhalten, sich kreativ zu betätigen, ohne ein wertendes Resultat zu erzielen, sind definitiv viele Kinder kunstbegeistert. Kreative Menschen entwickeln immer neue Ideen, was bedeutet, dass sie auch lösungsorientiert wirken. Eigenständiges Denken hilft dabei. Das Wort «begeistert» kommt im Sinne von mit Geist erfüllen.

Bei Kindern gibt es zwischen «Kreativität und Begeisterung» sowie dem Wort «Erziehung» einen nicht zu verachtenden Sinn und das macht einen wichtigen Unterschied.

Ein Slogan von dir ist «Nur wer anders denkt, verändert die Welt». Was hat es damit auf sich?

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. Alles beginnt bei einem selbst. Es hat mit unserer Einzigartigkeit zu tun, wie authentisch wir wirklich sind und was wir wirklich wollen. Solches Denken und Handeln verändert die Welt, ja, davon bin ich überzeugt. Unsere Welt ist im Umbruch.

Gerade jetzt, wurden viel mehr Bücher gelesen. Was die Bibliotheken anbelangt, so sind diese Institutionen nicht mehr nur eine herkömmliche Bücherausleihe, sondern ein Begegnungsort, ein Treffpunkt für Lesebegeisterte, aber auch für andere Gruppen. Diesbezüglich passiert heute ganz viel. Es werden Workshops angeboten und vieles mehr.

Habt Ihr Eure Kinder schon gefragt, ob sie gerne auf die Kinderbaustelle Buchs gehen möchten?

Schickt uns ein Foto auf info@qultur.ch von eurem Bauprojekt auf der Kinderbaustelle. Die Kinderbaustelle Buchs ist bis zum 24. Oktober 2021 geöffnet. Während der Schulzeit jeweils Mittwoch von 13-17 Uhr und am Samstag von 11-17 Uhr. In den Schulferien von Dienstag bis Samstag von 11-17 Uhr

Zur Person: Piroska Szönye, geboren in Chur und ewige 50, ist eine Urbündnerin. Ursprünglich Innenarchitektin und Möbeldesignerin. Später hat sie Qulturmanagement studiert. Ihr Hauptthema sind Innovationen. Heute ist sie vor allem als Künstlerin für schräge und spezielle Bücher bekannt. Sie ist eine Ideenfabrik auf zwei Beinen und man kann sie buchen, wenn man Menschen begeistern will.

Website: www.piroskakunst.ch

Filmtipp: «The Father»

Filme mit dem Thema Alzheimer gibt es bereits einige und ich habe sie praktisch alle gesehen. Doch dieser Streifen übertrifft sie einfach alle! Warum? Weil dieser Film uns nämlich unverblümt in die schonungslose Welt des Alzheimerpatienten und seiner Angehörigen mitnimmt. Man kann buchstäblich fühlen, was Menschen mit dieser Krankheit durchmachen. Mit solch einer Intensität hat das meines Erachtens keiner der anderen Filme geschafft und darum solltet Ihr Euch gerade diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen.

Als sturköpfig und ziemlich herrisch lernt der Kinozuschauer Anthony, den Vater der fürsorglichen Anne, kennen. Der 80-jährige lebt in einer schönen Londoner Wohnung und hört gerne klassische Musik. Der Zuschauer merkt relativ schnell, dass der ältere Herr zunehmend an Gedächtnisverlust leidet. Seine Tochter jedoch kümmert sich hingebungsvoll um ihren Vater. Leider schafft es Anthony immer wieder, die Pflegefachkräfte, die Anne für ihren Vater und natürlich auch zu ihrer Entlastung organisiert hat, zu vergraulen.

Man kann sich manchmal das Lachen nicht verkneifen, denn Anthony wirkt teilweise richtig spitzbübisch, ist dann aber von einem Moment zum anderen einfach nur verletzend – auch zu seiner Tochter Anne. Diese verzweifelt allmählich und als sie ihrem Vater eröffnet, dass sie zu ihrem Freund nach Paris ziehen wird, hat sich Anthony bereits unentrinnbar in eine fremde Welt aus gespiegelten Erinnerungen verloren.

Das Schauspiel ist von einer hinreissenden Echtheit, wie ich sie selten erlebt habe. Wie es dem Regisseur Florian Zeller mit seinem Regiedebüt beim Film gelungen ist, den Zuschauer so real in das Leben mit Demenz zu versetzen, hat mich tief beeindruckt. Der Film zeigt wahrlich ein meisterhaft inszeniertes und zugleich höchst emotionales Drama. Die Vater-Tochter-Geschichte parallel zur Alzheimer-Thematik ist ebenfalls nicht zu verachten. Alles in allem einfach ein grandioses Meisterwerk!

Als begeisterte Kinogängerin, ganz besonders was aussergewöhnliche Filme anbelangt, bin ich nach diesem Kinoerlebnis zu der Überzeugung gelangt, dass Filmen wie diesem gerade in der heutigen Zeit sehr viel mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Solche Streifen haben nicht nur eine starke Botschaft, sie haben auch eine grosse Tragweite. Darum wirken sie noch lange nach und leisten nicht selten auch wichtige Aufklärungsarbeit. Mein bald 14-jähriger Sohn beispielsweise hat mit diesem Film auf eindrückliche Weise gelernt, was es bedeutet, wenn ein Mensch an Alzheimer erkrankt. Ich wiederum habe, wie selten zuvor, eine Vorstellung davon bekommen, wie extrem und schier gnadenlos sich diese Krankheit auf den Geist des Betroffenen auswirkt.

 

Ich verneige mich vor dieser hohen Schauspielkunst und freue mich jetzt schon auf den nächsten grossartigen Kinofilm dieser Art.

Die Kinderbaustelle in Buchs eröffnet

Gerne möchte ich Euch heute meinen (Stief-)Sohn Fabio Keller aus Sevelen vorstellen. Fabio ist 21 Jahre alt und gelernter Elektroinstallateur. Nach seiner Lehre hat er die Rekrutenschule in Lyss absolviert und ist nun seit Juni 2021 ein Teil des Teams, welches die neue Kinderbaustelle in Buchs eingerichtet hat. Ich durfte mit ihm über das aktuelle Projekt vom KOJ Werdenberg sprechen, welches am kommenden Samstag, 26. Juni 2021 seine Tore öffnet.

Bilder: Julia Keller

Lieber Fabio, erzähl mir doch etwas von diesem spannenden Projekt vom KOJ, der Kinderbaustelle Buchs, welches unter der Leitung von Markus Büchel steht.

Die Kinderbaustelle ist eine coole Sache. Das Besondere daran ist, dass die Kinder selber entscheiden können, was sie machen wollen. Wir vom Team geben ihnen nichts vor. Wir achten aber beispielsweise auf die Stabilität der Bauobjekte oder haben ein Auge darauf, dass auf dem Areal einigermassen Ordnung herrscht. Ich finde das Projekt super und ganz besonders, dass es für die Teilnehmer kostenlos ist. Denn so ist es für alle Kinder gleichermassen zugänglich.

Den Kindern werden vor Ort Baumaterial und Werkzeug zur Verfügung gestellt und es darf damit nach Lust und Laune gebaut, gewerkt, gebastelt und gemalt werden.

Es besteht zudem die Möglichkeit, sich gärtnerisch auszutoben. Auch in diesem Bereich sind der Kreativität der Kinder keine Grenzen gesetzt. Wir können übrigens noch einiges an Material gebrauchen. Wer also Werkzeug, insbesondere Gartenwerkzeug, also kleine Schaufeln, Hacke, Spaten und Giesskannen sowie Blumentöpfe oder Setzlinge nutzlos herumliegen hat, findet hier bei der Kinderbaustelle Buchs dankbare Abnehmer.

Was gibt es auf dieser besonderen Baustelle zu beachten?

Die Kinderbaustelle Buchs ist bereits für Kinder ab dem ersten Kindergartenjahr zugänglich, wobei die Eltern von Kindergarten- und 1. Klasse-Kindern auf dem Platz bleiben müssen. Kleine Geschwister sind unter der Aufsicht der Eltern in der «Barfusszone» ebenfalls willkommen.

Ganz wichtig zu wissen: Auf dem Areal der Baustelle muss man geschlossene Schuhe tragen und natürlich sollte man auch die Betriebszeiten beachten (siehe unten).

Wo ist die Kinderbaustelle in Buchs zu finden?

Das Baustellenareal befindet sich auf der Ostseite des Bahnhofareals, und zwar neben dem Park and Rail Parkplatz. Die Adresse lautet: Fichtenweg 10 in Buchs, welche gleich neben dem Gebäude der sozialen Dienste zu finden ist.

Was gefällt dir persönlich an der Kinderbaustelle am besten?

Ich finde das Angebot an sich super, respektive, dass es so etwas überhaupt gibt. So ein Angebot hätte ich als Kind auch gerne gehabt. Ich freue mich jetzt schon auf die strahlenden Gesichter der Kinder, wenn sie etwas Eigenes geschaffen haben!

Das Ziel der Kinderbaustelle ist ja unter anderem auch die pädagogische Förderung auf dem Weg zu selbständigem Verhalten, der Entwicklung von Eigeninitiative, Selbstbewusstsein, Kritikfähigkeit und Kreativität. Durch gemeinsames Spielen und Bauen in kleinen Gruppen lernen die Kinder bestens, soziale Interaktionen zu gestalten.

Was hast du bisher für Aufgaben erledigt?

Die letzten Wochen haben wir Unmengen an Material besorgt. Wir haben Material eingekauft oder aber bei Sponsoren abgeholt. Das meiste Material wurde von Sponsoren beigesteuert. Ausserdem haben wir fleissig das Areal aufgeräumt und bereitgestellt. Das Areal gehört übrigens der SBB und wir dürfen es gratis nutzen. Die einzige Bedingung war, dass wir es aufräumen mussten. Es gab also richtig viel zu tun!

Und was ist deine Aufgabe ab Eröffnung kommendes Wochenende?

Meine Aufgabe wird die Einführung auf der Baustelle für die Kinder sein. Corona bedingt muss man sich vorab auf der Baustelle anmelden, doch erst einmal angemeldet, ist der Ablauf danach unkompliziert.

Zu meinen Pflichten gehört auch die Beaufsichtigung der Baustelle und der Bauarbeiten, ebenso biete ich Unterstützung, wo sie benötigt wird.

Wir betreiben übrigens auch einen kleinen Kiosk und bieten Kaffee für die Eltern oder sonstige Getränke sowie Sirup (gratis für Kinder) an. Und natürlich gehört das tägliche Aufräumen am Schluss des Tages auch zu meiner Arbeit.

Wir? Wer steckt dahinter?

Das sind einige Leute, die damit gemeint sind. Die meisten davon sind Freiwillige, aber auch Mitarbeiter vom KOJ. Ich beispielsweise mache ein Praktikum beim KOJ und bisher gefällt es mir sehr gut.

Ich freue mich jetzt schon auf viele spannende Stunden mit den Kindern und ihrer Baustelle.

Kinderbaustelle Öffnungszeiten:

während Sommer und Herbstferien

Montag bis Samstag von 11 – 17 Uhr

während Schulzeiten

Mittwochnachmittag von 13 – 17 Uhr

Samstag 11 – 17 Uhr