Ich will leben

Ihr werdet in diesem Artikel vergeblich nach dem allgegenwärtigen C-Wort suchen, denn es hat im letzten Jahr und leider auch schon wieder im neuen Jahr viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Mir reicht’s! Ich will leben und dazu gehört auch sterben. Lieber sterbe ich «jung», aber mit einem selbstbestimmten und erfüllten Leben, als dass ich jemals ein JA zu diesen fragwürdigen Massnahmen geben werde, die seit Monaten verhängt werden. Sie werden uns regelrecht aufgezwungen und das Volk macht brav mit.

Leben wird nicht gemessen an der Zahl von Atemzügen, die wir nehmen; sondern an den Momenten, die uns den Atem nehmen.
Maya Angelou

Als vor ein paar Wochen auch eine mir nahestehende Person mit 4-fachem Risiko am Virus erkrankte, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Erfreulicherweise verlief die Krankheit aber auch da sehr mild. Seitdem blinken bei mir noch mehr Fragezeichen als zuvor, denn Tatsache ist, dass der Virus für die meisten Menschen keine grosse Bedrohung ist. Trotzdem wird seit einem Jahr viel Aufhebens drum gemacht und noch mehr Angst geschürt. Während alle «dieses eine Prozent» zu schützen versuchen, was übrigens unmöglich ist, weil auch Götter in Weiss den Tod, wenn er dann kommt, nicht verhindern können, wird so momentan viel mehr Kummer und Leid über die Bevölkerung gebracht, als ich es je für möglich gehalten hätte. Es ist leider nichts Neues: Geld regiert die Welt und das überall. Sogar ein Spital muss gewinnbringend geführt werden und ist heutzutage in erster Linie nicht mehr als reines Hilfswerk gedacht. Unglaublich, wie ein Virus von allem Übel ablenken kann und zum Übeltäter für alles gemacht wird. Da fällt mir schlichtweg nur ein Wort ein: Wahnsinn!

Eine liebe Familie, eine erfüllte Paarbeziehung, gute Freunde, spannende Hobbies sind das Nonplusultra im Leben eines jeden. Der Mensch braucht soziale Kontakte und neben der Arbeit auch noch ein bisschen Spass. Die Politik aber versucht seit vielen Monaten genau dies zu unterbinden, doch es wird ihr niemals gänzlich gelingen. Für mich geht das in Richtung naives, ja kindliches Denken. Überhaupt passieren viele Dinge, die komplett unsinnig sind und doch werden sie gebilligt. Es geht uns noch zu gut, ist ja auch schön zu wissen. Nur: Wie lange noch? Das möchte ich lieber nicht wissen… Erst wenn wir nichts mehr haben, haben wir auch nichts mehr zu verlieren. Müssen wir es denn wirklich soweit kommen lassen?

Vielleicht kennt Ihr den weltbekannten Film «Ist das Leben nicht schön?». Meine Familie und ich schauen diesen Klassiker jedes Jahr. George, so heisst der Protagonist, hat ein grosses Problem, und Ihr werdet es nicht glauben, aber es ging damals, im Jahr 1946 in welchem der Film spielt, schon ums Geld! Jedenfalls ist George tot mehr wert als lebendig, denn er besitzt eine Lebenspolice, die bei seinem Tod viel Geld einbringen würde. In seiner Not weiss er leider nichts Besseres, als sich das Leben zu nehmen. Bevor dies aber geschieht, kommt ihm ein Engel zur Rettung und ermöglicht George die Sicht auf ein Leben ohne ihn. Als er begreift, was dies bedeutet, zum Beispiel, dass es seine Kinder gar nicht gäbe, möchte er sein Leben zurück. Er ruft Clarence, den Engel, um Hilfe und bittet ihn inständig darum, ihm sein Leben zurückzugeben, und zwar genauso wie es war. Wer den Clip zu Ende schaut, wird sehen, dass sich Probleme oft von ganz alleine lösen, wenn man gute Freunde und Familie an seiner Seite hat. Das ist das Wichtigste.

George will leben! Was willst du?

Darf ich vorstellen?

Kaspar, Melchior und Balthasar. Diese drei Namen, jedenfalls in Kombination, ergeben eine altbekannte Antwort, nämlich: Die heiligen drei Könige aus dem Morgenland. Doch wie prägend sind unsere Vornamen eigentlich? Und passt der Name zu uns oder wir zu unserem Namen?

Mein Name ist Julia. Ich habe sogar ein Buch mit diesem Titel geschrieben, denn ich glaube, dass wir alle immer wieder nach der eigenen Identität suchen. Die Identität fängt für mich beim Namen an. Wir werden geboren und bekommen von unseren Eltern einen Namen geschenkt. Wenn wir Glück haben, gefällt uns der Name und wir können uns damit identifizieren. Später, wenn wir neue Menschen treffen, stellen wir uns einander mit Namen vor. Wir können erzählen wo wir wohnen und was wir von Beruf sind, aber um all diese Eigenschaften schlussendlich einem Menschen zuordnen zu können, braucht es einen Namen.

Die beliebtesten Vornamen im 2020 in der Schweiz sind Mia und Liam, gefolgt von Emma und Noah. Man kann also davon ausgehen, dass Kinder mit diesen Vornamen spätestens im Kindergarten oder in der Schule auf ein anderes Kind mit gleichem Namen treffen werden.

Es gibt aber auch ein paar sehr spezielle Vornamen wie zum Beispiel Sultan, Fanta, River, Hasso, Mikado, Ikea, Milka, Galaxina, Sheriff, Lafayette, Apple, Dior, Prestige, Champagna und Schokominza.

Und dann gibt’s zum Glück noch Beamte, die nicht jeden Namen zulassen wie zum Beispiel: Rumpelstilzchen, Pumpernickel, Schnucki, Gastritis, Porsche, Nelkenheini, Waldmeister, Puppe, Pepsi-Cola, Steissbein, Störenfried und Grammophon.

Wer sich mit der Bedeutung seines Namens auseinandersetzen möchte, kann dies beispielsweise hier tun.

Man darf allerdings nicht unterschätzen, wie prägend der eigene Name ist. Ich weiss ja nicht wie es Euch geht, aber wenn ich jemanden kenne, den ich nicht besonders mag, so verknüpfe ich dieses negative Gefühl automatisch mit dem Namen derjenigen Person. Das heisst folglich, ich würde mein Kind nie so nennen. Erst eine positive Begegnung mit einem anderen Menschen, der den gleichen Vornamen trägt, kann vielleicht Veränderung bezüglich meiner Verknüpfung mit dem negativen Gefühl bewirken.

Der Film «Der Vorname» erzählt genau von dieser Thematik. Dieser Film ist nicht nur amüsant, er ist auch sehenswert. Thomas und seine Frau Anna erwarten ein Kind und verkünden, dass sie ihren Sohn Adolf nennen werden. Die Gastgeber und auch der Familienfreund René können diese Namenswahl nicht fassen. Es beginnt eine heftige Debatte über falsche und richtige Vornamen. Der Abend eskaliert, als die schlimmsten Jugendsünden und die grössten Geheimnisse aller Gäste ans Licht kommen. Hier geht’s zum Trailer.

Die Namensgebung ist wie fast alles einfach Geschmackssache. Manche Menschen ändern irgendwann in ihrem Leben den Vor- oder gar den Nachnamen, weil sie sich nicht damit identifizieren können oder weil sie Nachteile oder sogar Leid durch den Namen erfahren. Und natürlich gibt es Menschen, die den Nachnamen des Partners durch Heirat annehmen. Ist die Bürokratie erst einmal durch, braucht es Zeit, bis man sich an den neuen Namen gewöhnt hat.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Identitätsdiebstahl hinweisen, welcher die letzten Jahre massiv zugenommen hat. Kriminelle benutzen unseren Namen und somit auch unsere Identität, sie kaufen im Internet auf unsere Kosten und mit unserem Namen ein. Die Rechnung wird natürlich nicht bezahlt und eines Tages flattert bei uns eine Mahnung ins Haus, obwohl wir nichts damit zu tun haben! Wir sollten deswegen nicht leichtfertig mit unseren Personalien umgehen. Unser Name ist schützenswert.

Geschwister – eine Bindung fürs Leben

Wir lieben sie und manchmal hassen wir sie auch. Wer einen Bruder oder eine Schwester hat, kennt diese ambivalenten Gefühle ganz genau. Mit unseren Geschwistern verbringen wir die ersten, prägenden Lebensjahre. Geschwisterbeziehungen sind sehr oft die zeitlich längsten Beziehungen unseres Lebens. Nicht selten sind sie deshalb sehr stark.

Brigitte Kunz, Jahrgang 1960, ist mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder aufgewachsen. Beide Geschwister sind viel zu früh und unter tragischen Umständen verstorben. Ich durfte mit Brigitte über ihre schmerzhaften Erfahrungen sprechen.

Was hast du für Erinnerungen an deine Kindheit, insbesondere im Zusammenhang mit deinen Geschwistern?

Susanne war nur ein Jahr älter als ich. Wir hatten darum ständig Konkurrenzkämpfe. Als ältere Schwester war sie die Vernünftigere und übernahm gerne die Mutterrolle. Ich war die Rebellin. Ich mochte es nicht, wenn sie mich bevormundete. Daher habe ich in der Kindheit gelernt für meine Rechte zu kämpfen und mir nicht alles gefallen zu lassen. Beat war zwei Jahre jünger als ich. Er hatte bei uns in der Familie schon früh die Rolle des kleinen Prinzen. 1972 liessen sich die Eltern scheiden und Beat wurde von uns drei Frauen betüdelt. Unsere Mutter war und ist eine starke Frau. Da das Geld oft nicht ausreichte, musste sie schon früh arbeiten gehen, so dass wir Kinder uns oft selbst überlassen waren. Ich weiss noch, dass wir Geschwister einander sehr gebraucht haben. Wir hatten keine einfache Kindheit, denn mein Vater war Alkoholiker.

Deine Schwester Susanne ist mit nur 39 Jahren an Gebärmutterhalskrebs gestorben. Was für Erinnerungen hast du an die Zeit mit deiner Schwester?

Meine Schwester hat sieben Jahre gegen die heimtückische Krankheit «Krebs» gekämpft. 1992 mussten ihr notfallmässig die Eierstöcke rausgenommen werden. Später bekam sie Lungenkrebs, dann einen Hirntumor und schliesslich noch Knochenmetastasen. Am Ende war ihr Tod auch für uns eine Erlösung. Wir konnten Susanne unter diesen Umständen gut loslassen, denn es war ein zermürbender Kampf und das über viele Jahre.

Was fühlst du, wenn du heute an deine Schwester denkst?

Inzwischen denke ich nicht mehr nur an die Zeit, in der meine grosse Schwester krank war. Ich erinnere mich an unsere Pubertät, das war eine aufregende Zeit. Susanne war jedoch immer etwas eifersüchtig auf mich, weil ich so taff war. Als meine Schwester ihren Mann Kurt kennenlernte, wurde unser Verhältnis richtig gut. Susanne war später auch unserer Tochter eine tolle Patentante. Sie hat sich oft und gern um Sandra gekümmert. Gerade weil sie keine eigenen Kinder haben konnte, war die Beziehung zu der Nichte sehr eng. Von diesen Erinnerungen zehre ich heute noch und nicht nur ich, sondern meine ganze Familie. Später habe ich, durch die Erfahrung mit der Krankheit meiner Schwester, gelernt loszulassen und einen Menschen, so schwer es sein mag, in den Tod zu begleiten.

Als wäre die Geschichte mit deiner Schwester nicht schon tragisch genug, hast du vor 2 Jahren auch noch deinen Bruder Beat verloren. Zunächst einmal, wie war euer Verhältnis als Erwachsene?

Der Verlust von Susanne hat uns noch mehr zusammengeschweisst. Wir hatten ein typisches Bruder-Schwester Verhältnis. Über Probleme spricht eine Frau mit der Schwester oder mit einer Freundin, aber nicht mit dem Bruder. Wir haben aber viel Zeit miteinander verbracht, nicht zuletzt, weil auch mein Mann sich sehr gut mit Beat verstand. Zum Beispiel haben wir öfters gemeinsam Ferien gemacht, sind an den Wochenenden zusammen ins Restaurant gegangen oder wir haben gemeinsam gekocht. Mein Mann und Beat teilten dieselbe Leidenschaft, die beide auch zum Beruf gemacht hatten. Mein Bruder hatte auch ein sehr enges Verhältnis zu unseren Kindern. Wenn es Beat nicht gut ging, dann habe ich das als grosse Schwester meistens gespürt, aber über Probleme reden, das wollte er nicht.  Wenn ich hartnäckig geblieben bin, dann hat er stets alles verharmlost oder abgeblockt. Mein Bruder war ein sehr lieber Mensch und er wollte uns keinen Kummer machen.

Wie gehst du damit um, dass Beat sich das Leben genommen hat?

Mein Bruder hat am 12.12.2018, es war an einem Mittwochmorgen, kurzerhand entschieden, sich vor einen Zug zu werfen. Alles deutet darauf hin, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen ist, denn wir haben weder einen Abschiedsbrief gefunden, noch hat er sich an dem besagten Morgen anders verhalten als sonst. Er war auf dem Weg zur Arbeit, hat es sich dann auf einmal anders überlegt. Es war für uns alle ein riesen Schock, einfach unbegreiflich und das ist es immer noch.

Am Sonntagabend war er noch bei uns, er war gut drauf und nichts deutete darauf hin, dass sich drei Tage später eine derartige Tragödie abspielen würde. Wir haben übers Weihnachtsessen gesprochen. Zum ersten Mal wollten wir eine Gans zubereiten. Beat erzählte uns von seinen Plänen, von den geplanten Joggingweihnachtsläufen, der Besichtigung der Tannenbäume am Bellevue. Auch erwähnte er, dass er viel arbeiten müsse. Wir wussten nicht, dass er im Begriff war in ein Burnout zu rennen.

Eine Woche vor seinem Tod fand ein Treffen mit Menschen aus unserem früheren Umfeld statt. Beat wirkte sehr traurig und auch gefrustet. Aber ich habe nichts gesagt, ich wollte ihn nicht ausfragen. Und am Sonntag darauf hat er uns vorgespielt, dass es ihm gut geht.

Konntest du Beat inzwischen vergeben?

Ja und nein. Ich stecke immer noch im Prozess. Kürzlich fand der zweite Todestag statt. Letztes Jahr standen wir alle noch unter Schock. Dieser Todestag war für mich wieder ganz schlimm. Aber ich lasse meine Trauer zu und manchmal auch meine Wut. Ich kann es immer noch nicht verstehen. Warum? Und dann bin ich wieder dankbar für die wertvolle Zeit, die ich mit meinem Bruder hatte.

Glaubst du, dass es irgendwann leichter wird und dir deine Geschwister weniger fehlen werden?

Nein, das glaube ich nicht. Aber man gewöhnt sich daran. Die leichteren Momente werden mit der Zeit etwas länger. Doch die Trauer um diese geliebten Menschen, wird immer präsent sein.

Susanne konnte ich Tschüss sagen. Bei Beat war es von einem Moment auf den anderen einfach vorbei.

Es tröstet mich, dass wir damals mit Beat einen schönen letzten Sonntagabend verbracht haben. Es war an jenem Abend eine Leichtigkeit spürbar; im krassen Gegensatz zu dem was dann passiert ist! Doch genau so möchte ich Beat in Erinnerung behalten mit dem Wissen, dass wir ihm alles gegeben haben, was wir hatten. Heute weiss ich, dass Beat mit Existenzängsten und Einsamkeit zu kämpfen hatte. Wir hätten ihm doch geholfen und ich glaube, dass er das wusste.

Was löst das Wort «Geschwister» mit einem Wort bei dir aus?

Liebe. Verbundenheit.

Danke Brigitte, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Ich wünsche dir und deiner Familie und natürlich auch den Lesern von Qultur ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Geniesst das Zusammensein mit euren Liebsten und startet mit viel Zuversicht und Energie ins Neue Jahr.

Zu den Bildern:

Als Kinder von links nach rechts:
Beat, Brigitte und Susanne

Als Erwachsene von links nach rechts:
Brigitte, Beat und Susanne

Alles Liebe – XXX

«Ein Jahr – 52 Novellen» heisst das Qultur-Projekt, welches beweist, dass das Schreiben keine Grenzen kennt. Jeweils am Montag werden in den nächsten 12 Monaten Kurzgeschichten publiziert, die aufzeigen sollen, wie vielfältig und facettenreich Literatur sein kann. Um das Projekt möglichst spannend zu gestalten konnten wir 52 unterschiedliche Autorinnen und Autoren aus dem ganzen deutschsprachigen Raum verpflichten. Zusätzlich zu den Novellen stellen sich die Kreativen jeweils kurz persönlich vor.

Bild: Pixabay

Denk falsch, wenn du magst, aber denk um Gottes Willen für dich selber. Doris Lessing  

Klingt so einfach, ist es aber nicht! Denn noch weiss ich nicht, ob es richtig war, was ich getan habe. Ich habe heute, am 21. Dezember, auf einem Spazierweg im Wald, einen Brief gefunden. Das Bündel Papier steckte, in Alufolie gewickelt, in der Öffnung eines Baumstrunks. Und man kann fast sagen, dass die Öffnung wie eine klaffende Wunde aussah, jedenfalls sinnbildlich gesehen. Ich habe den Brief zufällig entdeckt. Wäre mein Blick nicht zur glänzenden Alufolie gewandert, die durch den Reif des Winters zusätzlich glitzerte, würde er immer noch ungelesen im Versteck liegen. Um das Kuvert war Alufolie gewickelt, ich nehme an, es war zum Schutz gedacht. Das Papier ist allerdings trotzdem durch die Feuchtigkeit, der es ausgesetzt war, leicht zerknittert. Der Brief ist handschriftlich verfasst worden und gut leserlich. Ich tippe deshalb auf eine Frau, kann es jedoch nicht mit Sicherheit sagen, weil die vermeintliche Verfasserin den Brief lediglich mit drei Kreuzen unterzeichnet hat. Auch fällt kein einziges Mal im Brief ein Name, weder am Anfang noch am Schluss. Zudem steht nirgends ein Datum. Das ist auffällig und definitiv nicht die Regel. Somit erscheint der Brief auf den ersten Blick ziemlich merkwürdig. Wer wickelt schon einen Brief in Alufolie ein und steckt ihn dann in ein Versteck mitten im Wald? Meiner Vermutung nach muss das jemand sein, der weiss, dass der Empfänger für diese Offenbarung nicht bereit ist, oder aber denkt, dass der Absender diesen Brief aus irgendwelchen Gründen nicht abschicken dürfte. Ich bin viel zu romantisch veranlagt, als dass ich das Bekenntnis eines liebenden Menschen einfach ignorieren könnte.

Jedenfalls habe ich diesen Brief gefunden und mit nach Hause genommen. Einen Brief, der eigentlich nicht mir gehört. Die Zeilen haben mich dermassen berührt, dass ich mir beim Lesen auf einmal eingebildet habe, er gehöre mir. Darum habe ich den Brief samt Alufolie in meine Jackentasche gesteckt, ohne gross nachzudenken. Was ist schon richtig und was falsch? Meistens wissen wir das doch erst im Nachhinein! Zuerst müssen wir den Sprung ins kalte Wasser wagen. Erst dann erlangen wir die Gewissheit, dass etwas richtig war oder eben nicht. Das Leben kann manchmal sehr erfrischend sein.

Es gibt zwei Menschen auf diesem Planeten, die genau wissen, worum es in diesem Brief geht. Sie heissen Absender und Empfänger. Und wir, die anderen, verstehen meistens nur Bahnhof. Mit Gott und den Menschen ist es übrigens ganz ähnlich. Wir werden niemals auch nur einen Bruchteil von dem grossen Ganzen verstehen, von dem Mysterium, das sich Gott nennt. Das Leben gleicht manchmal einer Art Labyrinth. Es gibt Situationen, in denen wir das Gefühl haben, dass wir da nie mehr heil herauskommen. Dann aber ist das Leben wieder eine schöne Reise und wenn wir Glück haben, ist es zeitweise sogar ein Abenteuer.

Im Brief ist für mich die Sehnsucht nach etwas Göttlichem, sei es Gott selbst oder ein Mensch, der uns besonders lieb ist, deutlich spürbar. Wie kann ich «diesen einen Menschen da draussen» erreichen? Ich möchte glauben, dass es immer einen Weg gibt, eine Sache fertigzubringen oder eben eine Geschichte zu Ende zu erzählen. Zwar weiss ich noch nicht wie, aber ich werde einen Weg finden, denn hierbei handelt es sich nicht um ein Märchen, sondern es scheint mir eine wahre Begebenheit zwischen zwei Menschen zu sein – Menschen, wie du und ich. Ja, vor der harten Realität flüchten manche ins Gebet, andere verdrängen das Unangenehme. Der Rest sucht seinen Schutz in der Anonymität. Ich möchte an Wunder glauben. Bald ist Weihnachten. Es ist Zeit, wenn nicht jetzt, wann dann?

Heute ist dein Geburtstag. Was für ein kalter und grauer, ja sogar eisiger Dezembertag. Im Tal liegt kein Schnee und es ist weit und breit keine Sonne in Sicht. Dieses Wetter passt ja bestens zu diesem feierlichen Tag – oder besser Feiertag! Entschuldige den Sarkasmus. Du weisst ja, wie ich sein kann… Ich bin wohl eifersüchtig! Eifersüchtig, dass ich diesen Ehrentag nicht an deiner Seite verbringen kann.

Ob du diesen Tag überhaupt feierst? Wie ich dich kenne, eher nicht. Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal gesehen? Erinnerst du dich noch daran? Es kommt mir jedenfalls unendlich lange vor. An unsere ersten Begegnungen hingegen, an die erinnere ich mich noch sehr genau! Sie waren geprägt von sehr kostbaren Momenten. Später hast du es «amour fou» genannt. Dabei war es so viel mehr als das. In diesen Augenblicken standen wir uns leibhaftig gegenüber. Es war mehr Wahrhaftigkeit zu spüren als Leben. Ein starker Sog liess unsere Seelen miteinander tanzen. War es Liebe oder nur menschliches Begehren? Du hast mich jedenfalls in diesem Moment angesehen, als wäre ich der schönste Mensch auf der Welt. Du und ich – für einen Augenblick auf Augenhöhe. Doch wie alles auf dieser Welt, vergeht auch eine wahrhafte Begegnung zwischen zwei Seelen früher oder später.

Die Welt da draussen feiert also heute dein Jubiläum, nur ich sitze hier und schreibe dir diesen Brief. Ich war nie verbittert, aber ich war lange Zeit tief verletzt. Ich kann auch nicht leugnen, dass du mich enttäuscht hast. Unsere Geschichte begann so ehrlich und rein. Wie oft haben wir zusammen gelacht und manchmal habe ich auch geweint. Ich mochte deinen Intellekt, doch deine Verschlossenheit hat mich befremdet, so sehr, wie ich es noch nie bei einem anderen Menschen erlebt habe. Ich war dir so nah und zugleich so fern. Beständigkeit und ein Leben mit dir, das konnte ich mir vorstellen. Im Nachhinein war ich für dich wohl nur ein Sehnsuchtsort.

So schnell wie du in mein Leben kamst, warst du auch wieder fort. Du hast dich plötzlich, und für mich ohne nachvollziehbaren Grund, von mir abgewendet. Auf einmal hattest du keine Zeit mehr. Es schien fast so, als sei ich dir lästig geworden. Ich wurde zu einem Menschen, der nicht weiss, was gut für ihn ist. Du magst deine Gründe gehabt haben, denn du hast mich wochenlang, ja sogar monatelang ignoriert, aber ich verstand nie warum. Was hatte ich dir angetan? Du hast mitangesehen, wie ich mich dann von dir entfernt habe. Mit jedem Tag ein bisschen mehr. Dabei fühlte ich mich von dir verlassen! Ich habe in der Zeit meines grossen Schmerzes nie geweint und dies, obwohl ich mich viele Nächte nach dir gesehnt habe. Wenn die Angst grösser ist als der Mut und das Vertrauen zu fragil, kann eine Beziehung unmöglich wachsen. Das weiss ich heute, damals wusste ich es noch nicht.

Es gab eine Zeit, da kanntest du mich gut, vielleicht besser als ich mich selbst. Du hingegen hast nie viel preisgegeben. Herrscht denn noch immer in deinem Inneren ein Krieg? Mal willst du mich, mal nicht? Ich bin mir sicher, du hast einen Weg gefunden, um alle diese Gedanken fortzuwehen. Was Distanz angeht, bist du ja ein Meister deines Fachs, dabei suchst du nur menschliche Nähe. Hast du auch nur eine kleine Ahnung, was hier und heute abgeht? Du hast dich wohl in dein Schneckenhaus zurückgezogen, das kannst du gut! Was habe ich getan, dass du mich derart bestrafst? Gib mir endlich Antworten, lass mich verstehen! Ich kann dir nicht folgen. Lass mich dich im Licht sehen.

Manches werde ich nie vergessen, egal wie alt ich auch werden mag. Deine Sehnsucht – sie war wie ein offenes Buch, aber auch wie ein Ozean, der mich gänzlich verschluckte. Und wie das Meer halt ist, unberechenbar und auch mal unbarmherzig, so bist du das jetzt für mich. Die Zeit reichte nie aus, um mich länger im Arm zu halten, obwohl du mich so oft und gern umarmt hast. Deine Berührungen und Küsse waren voller Begehren und doch wusste ich nie, worum es dir wirklich geht.

Später kam ich mir dumm und töricht vor. Ich hätte es besser wissen müssen. Erst Jahre später erfuhr ich durch einen komischen Zufall von der Geschichte, die dein Leben schon Jahre zuvor, also bevor wir uns kennenlernten, radikal auf den Kopf gestellt hatte. Ich spürte deinen unsagbaren Schmerz. Er traf mich mit voller Wucht und ich verstand auf einmal, was mir so viele Jahre verborgen geblieben war. Ich begriff endlich, warum du nicht bei mir hattest bleiben können. All die Jahre hatte ich geglaubt, dass du mich nicht wolltest. Und das, obwohl ich in deinen Augen alles andere gesehen hatte als Abneigung oder Hass. Zu erkennen, dass es nicht meine Schuld war, liess mich endlich weinen, um dich und um mich und um alles, was hätte sein können. Ich habe getrauert, als wärst du gestorben und inzwischen glaube ich zu wissen, dass du den liebenden Teil, also dein Herz, vergraben hattest. Mehr als zwanzig Jahre lang habe ich mich unzulänglich gefühlt. Still und leise habe ich gelitten. Der Schmerz wurde wie ein alter Freund, der mich stets begleitete, oder wie ein Mantel, der mich sicher umhüllte. Er schützte nicht vor Kälte, aber er liess mich mehr erkennen, als ich je für möglich gehalten hätte, denn ich sah mit den Augen eines Kindes – absolut unverfälscht und einfach. Das Leben ist vergänglich, die Liebe nicht.

Wir hatten nie einen richtigen Abschied. Mir jedenfalls ist dieser verwehrt geblieben. Dieser Brief soll einer sein. Als ich dich vor wenigen Wochen in einem Zeitungsartikel entdeckte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wie gut du ausschaust – du hast jetzt graue Haare! Aber sonst hast du dich kaum verändert. Ich hätte dich überall und sofort erkannt. Ich bin mit dem Finger sanft über dein Foto gefahren, wie gerne hätte ich, in dem Moment, deine Wange gestreichelt. Wie damals… erinnerst du dich noch daran? Zu erkennen, dass ich nicht mehr wütend bin, hat mich zu Stift und Papier greifen lassen. Wahrscheinlich werden wir uns nie wiedersehen, aber ich weiss jetzt, dass unsere Geschichte kein Fehler war, es war nur nicht die richtige Zeit.

Heute ist dein Geburtstag und dieser Brief ist für dich. Ich wünschte, du könntest jetzt sehen, wie Gott Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen lässt.

Alles Liebe
XXX

Wie benommen falte ich den Brief, den ich bereits zum vierten Mal hintereinander gelesen habe, wieder zusammen. Ich lege ihn ins Kuvert und wickle Alufolie darum. Damit die Folie besser zusammenhält, benutze ich ein wenig Klebstoff. Ich verstehe nicht alles, aber ich weiss nun, was zu tun ist.

Vier Tage später, es ist Weihnachten, und ich kann es einfach nicht lassen! Ich gehe zum dritten Mal innerhalb weniger Tage in den Wald. Ich möchte zu der Stelle, an der ich den Brief einst fand. Doch bevor ich dort ankomme, begegnet mir ein älterer Herr. Wir grüssen einander freundlich und er wünscht mir frohe Weihnachten. Ich weiss nicht warum, aber etwas an ihm ist mir vertraut. Der Mann ist bereits ein paar Schritte weitergegangen, als ich mich intuitiv nach ihm umdrehe und ein Stückchen Alufolie unter seiner Schuhsohle aufblitzen sehe. Ich muss nicht mehr zum Baumstrunk zurückkehren, weil ich mir jetzt sicher bin, dass ich das Richtige getan habe.

Bild: Pixabay

Hat der einen Vogel oder was?

Anfangs November handelte eine meiner Kolumnen unter anderem vom Slogan «Ohne K(uns)t und Kultur wird’s still». Zeitgleich hat Thomas Godoj, ein bekannter Sänger aus Deutschland, auf den sozialen Medien eine starke Message gepostet. Unter dem Motto #alarmstuferot #ohnek(uns)tundkulturwirdsstill hat der Rocksänger mit nur einem Bild mehr gesagt als 1000 Worte es zu sagen vermögen.

Als Besitzerin einer Voliere mit vier darin lebenden Wellensittichen, höre ich immer wieder, dass es unsere Vögel wirklich schön haben und das, obwohl sie in einem «Käfig» leben. Genau so habe ich früher auch gedacht, nämlich, dass Vögel in einem Käfig arm dran sind, weil sie in Gefangenschaft leben. Heute sehe ich es anders, jedenfalls wenn die Vögel gut gehalten werden und die Möglichkeit für Freiflüge besteht. Ich habe festgestellt, dass meine Vögel ihren Käfig gerne mögen, denn er gibt ihnen Sicherheit. Wir Menschen unterscheiden uns da nicht gross, wir können nur nicht fliegen.

Max Ernst (1891 – 1976) ein Maler, Grafiker und Bildhauer, war nicht nur ein bedeutender Künstler seiner Zeit, er war auch ein weiser Mann. Eines seiner berühmten Werke heisst «Les cages sont toujours imaginaires» was auf Deutsch «Die Käfige sind immer eingebildet» heisst. Das Kunstwerk von 1925 hängt im Kunsthaus Zürich. Die Aussage hinter dem Bild hat mich fasziniert, zumal ich die letzten Jahre selber viele Vögel gemalt habe und mir nicht bewusst war, warum.

Die Faszination fürs Fliegen teilen viele Menschen. Ohne Maschine werden wir nie fliegen können, da hilft uns auch die Evolution nicht, es bleibt ein unumstösslicher Fakt. Wir verbinden Fliegen oftmals mit einem Freiheitsgefühl, weil wir dann schwerelos sind. Schwerelos zu sein bedeutet kein Gepäck. Und Gepäck haben wir Menschen oft und viel. Wir sagen nicht ohne Grund: «Jeder hat seinen eigenen Rucksack zu tragen» oder «Jeder hat sein Päckchen zu tragen». Im Übrigen ist es noch keinen Monat her, dass ich geträumt habe, dass ich mit Hilfe eines knallroten, heliumgefüllten Ballons fliegen konnte. Ich schwebte nur ein paar Zentimeter über dem Boden, aber es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Im Traum habe ich zu einer Freundin gesagt, dass es gar nicht schwer ist zu fliegen. Sie hat mir dann vertrauensvoll ihre Hand gegeben und wir sind gemeinsam durch die Strassen unseres kleinen Dorfes geschwebt. Dabei ist es kein Zufall, dass ich im Traum jemanden aus Kindheitstagen gewählt habe. Unser Käfig entsteht nämlich in der Kindheit und wie der kleine Elefant, der als Baby an einem einfachen Holzpfosten angebunden wird, begreifen wir nicht, dass der ausgewachsene Elefant oder eben auch wir Erwachsene uns von unserem «inneren Käfig» befreien könnten. Max Ernst nennt den Käfig imaginär, er existiert also nur in unserer Vorstellung. Als Kind mussten wir oft beziehungsweise durften wir nicht. Als Erwachsene «müssen» wir nicht mehr so viel, wir dürfen frei entscheiden, wobei gerade das im Moment wirklich schwierig ist, weil wir durch die Massnahmen der Pandemie entmündigt werden.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das sagt man nicht nur so, es stimmt auch. Wir mögen Veränderungen nur bedingt. Wir fühlen uns wohl, wenn wir einen gewohnten Tagesablauf verfolgen. Selten hinterfragen wir unsere Angewohnheiten. Unser Leben ist so wie es ist, man muss es hinnehmen wie ein Vogel, der in seinem Käfig sitzt. Nur wenige Menschen getrauen sich immer wieder mal auszubrechen, man kann es also tatsächlich mit Fliegen vergleichen. Vielleicht habe ich deshalb so Freude an meinen neuen Haustieren, denn sie verlassen tagtäglich ihren sicheren Käfig, um richtig fliegen zu können. Gut, es ist vielleicht nicht ganz «die grosse Freiheit», aber es ist Freiheit in einer sicheren Umgebung und das ist auch viel wert. Wenn Menschen genau dies erleben, erfahren sie grosses Glück und innere Zufriedenheit.

Lieber Thomas, wann darf der Vogel endlich wieder live singen?
Das kann ich leider nicht beantworten – soweit ich weiss, wurden die Massnahmen des «Lockdown light» noch bis ins neue Jahr verlängert und noch herrscht grade unter Kulturschaffenden und Veranstaltern grosse Planungsunsicherheit. Es bringt ja auch nichts, Konzerttermine festzulegen, wenn man dann doch wieder verschieben muss. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht noch ein weiteres Jahr ausharren müssen.

Was denkst du über die Aussage von Max Ernst, dass Käfige immer eingebildet sind?
Ich kann die Aussage nur bedingt unterschreiben. Der «Käfig», in dem ich und viele andere Qulturschaffende grade festsitzen, wenn er auch nur eine Metapher ist, ist eine sehr reale Situation. Die Massnahmen der deutschen Bundesregierung – die ich im Übrigen im Kern für sehr sinnvoll erachte – führen dazu, dass wir unseren Beruf und unsere Berufung nicht ausüben können. Wir können aber sicher weiterhin kreativ mit der Gesamtsituation umgehen und uns im Kopf möglichst viel Freiheit im Denken und Schaffen bewahren. Doch die Tatsache, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Geld ein wesentlicher Bestandteil des eigenen Überlebens ausmacht und die Verdienstmöglichkeiten für Künstler zurzeit maximal eingeschränkt sind, macht den «Käfig» doch sehr materiell und greifbar. Aber sicherlich stimmt es trotzdem, dass wir durch unsere Sozialisation, die Bedingungen, unter denen wir aufgewachsen sind, die Muster und auch Beschränkungen, in denen unsere Eltern aufgewachsen sind und die sie an uns weitergegeben haben, gewisse «Käfige» im Kopf haben. Die kann man als wohltuende Grundgerüste sehen, an denen man sich durchs Leben hangeln kann oder eben auch als Beschränkungen. Und wenn sich in einem ein undefinierbares Gefühl von Unzufriedenheit einstellt, lohnt es sich sicherlich, mal die eigene Komfortzone zu verlassen und sich und sein Leben kritisch zu betrachten und bisherige Verhaltensmuster zu hinterfragen.

Träumst du auch manchmal vom Fliegen?
Hmm… als Kind habe ich das auf jeden Fall. Heute träum‘ ich vom Singen, von Konzerten. Das geht richtig an die seelische Substanz, wenn man will und nicht darf/kann.

Du hast gerade eine neue Single herausgebracht. «Lass es regnen» ist eine kraftvolle Rockballade, die von Reue über eigene Fehler in zwischenmenschlichen Beziehungen erzählt. Schreibst du die Texte selber? Bist du jemand, der manchmal bereut?
Klar kenne ich das Gefühl von Reue – wer hat nicht schon mal in seinem Leben Mist gebaut? Was ich aber nicht bereue ist, dass ich die Texte zu meinen Songs hauptsächlich zusammen mit meiner Freundin Julia Scheibeck schreibe. Wir ergänzen uns da einfach super. Sie kennt mich wie kein anderer, uns beschäftigen die gleichen Themen und sie hat das grosse Talent, neben vielen weiteren, lyrisch immer alles perfekt auf den Punkt zu bringen. Sie ist ja eigentlich Fotografin und hat auch das Foto mit dem Vogelkäfig gemacht. Sie hat dann eine Idee und setzt sie sofort um – und ich lass mich gerne einspannen, weil ich weiss, dass dabei immer irgendwas Gutes rauskommt.

DSDS ist lange her. Du hast eigentlich nie in dieses Konzept gepasst und doch, ich würde dich wahrscheinlich ohne diese Sendung nicht kennen. Ist DSDS für dich ein Fluch oder ein Segen?
Mit dieser Frage sind wir dann auch wieder bei einem «Käfig» – wenn ich zulasse, dass es ein Fluch ist, ist es ein Fluch. Betrachte ich es als Segen, ist es auch einer! Ich entscheide mich für den Segen.
Man weiss ja letztlich nie, wo man jetzt stünde, wenn nicht alles so passiert wäre, wie es eben passiert ist. Somit ist es Energieverschwendung.

Deine Songtexte sind manchmal auch politisch. Dein neues Album heisst «Stoff» und du präsentierst das Album auf Facebook mit folgenden Worten: Der musikalische Impf-Stoff ist da. Inzwischen mischt ja auch die Politik bei medizinischen Fragen mit. Darum interessiert es mich brennend, ob du dich gegen COVID19 impfen lassen wirst?
Ja, das werde ich. Natürlich ist es ein gewisses Experiment, so ein neuer Impfstoff. Doch ich möchte gerne alles tun, um meine Mitmenschen und mich selbst zu schützen und sehe es nicht ein, dass ich mich auf die Impfwilligkeit anderer verlasse, nur um selber ungeimpft und trotzdem sicher herumspazieren zu können.

Vielen Dank für das Interview, Thomas.