Im Gespräch mit Sabrina Bürzle

Heute gehe ich der Frage nach, was junge Erwachsene mit ihrem Leben anfangen wollen und mit welchen Herausforderungen sie sich herumschlagen müssen. Denn das Angebot ist vielfältig und die Konkurrenz gross. Ist es sinnvoll, die Leidenschaft zum Beruf zu machen oder geht dann die Leidenschaft irgendwann abhanden?
 
Julia Keller /7.10.22
 

Sabrina Bürzle ist 25 Jahre alt und wohnt in Balzers/FL. Sie hat nach der Oberstufe die Fachmittelschule, mit Schwerpunkt Pädagogik, in Sargans besucht. Anschliessend hat sie einen Sprachaufenthalt in Irland gemacht. Danach besuchte sie die ISME, Interstaatliche Maturitätsschule für Erwachsene, bei der sie im 4. Semester einsteigen konnte, weil sie bereits die Fachmaturität abgeschlossen hatte. Nach dem Maturitätsabschluss begann die junge Frau ein Studium an der Uni Zürich. Englisch im Hauptfach und Geografie im Nebenfach. Schnell wechselte sie auf Hauptfach Film. Kein halbes Jahr später brach Sabrina das Studium ab. Das Studium entsprach nicht ihren Vorstellungen. Bevor sie mit dem Tourismusstudium begann, absolvierte sie ein Praktikum im Grand Ressort in Bad Ragaz.

Liebe Sabrina. Entweder bist du sehr wissbegierig und lernst gerne Neues oder aber, du fängst gerne etwas an und bleibst danach nicht dabei. Was trifft zu?

Ich bin sicherlich wissbegierig, aber dass ich so viele Ausbildungen absolviert habe und immer wieder die Richtung gewechselt oder frühzeitig abgebrochen habe, hat damit zu tun, dass ich nicht sehr entscheidungsfreudig bin. Zudem habe ich viele Interessen und habe gewisse Vorstellungen und merke dann auf einmal, dass die Realität und meine Vorstellung nicht übereinstimmen.

Schlussendlich hast du mehrere Fachdiplome überreicht bekommen. Fiel dir die ganze Paukerei leicht oder war es anstrengend?

Der Druck zu bestehen, also nicht zu versagen, war permanent da und von daher war es schon ziemlich anstrengend. Es gab aber immer wieder Phasen, bei denen ich die Ausbildungen geniessen konnte, denn es sind in jener Zeit wertvolle Freundschaften entstanden.

Du studierst aktuell Tourismus an der Fachhochschule FHGR in Chur. Was lernst du dort hauptsächlich und was ist besonders spannend an diesem Studium?

Im ersten Jahr des Studiums habe ich hauptsächlich Basiswissen vermittelt bekommen. Im Fokus des zweiten Jahres standen viele Gruppenarbeiten. Aktuell befinde ich mich im dritten und letzten Jahr meines Studiums.

Es ist ein international anerkanntes betriebswirtschaftliches Studium mit modernsten Inhalten und Methoden.

Da ich fasziniert vom Reisen, vom Kontakt mit Menschen und von Sprachen bin, möchte ich diese Leidenschaft zum Beruf machen. Was mich genau nach meinem Studium erwartet, d.h. welcher Arbeit ich nachgehen werde und vor allem auch wo, weiss ich noch nicht, aber es wird sich zeigen.

Die Fachrichtung, die ich im Studium auswählt habe, heisst eCommerce and Sales in Tourism. Hier lerne ich Angebote aktiv zu gestalten, bereitzustellen und für Kundinnen und Kunden digital buchbar zu machen. Es werden Grundlagen und Strategien für Hard Selling in Theorie und Praxis vermittelt.

Einer deiner Leidenschaften ist das Reisen. Wo warst du schon und welche Orte möchtest du noch bereisen?

Ich war schon mehrfach in England, Irland und Schottland. Als Kind war ich mit meiner Familie oft im Südtirol. Inzwischen habe ich auch Schweden, Finnland, Holland, Griechenland, Italien, Prag, Paris, Spanien und Luxemburg bereist. Ich bin noch nie ausserhalb von Europa gewesen.

Mich fasziniert die Natur im Allgemeinen und der Norden. Ich mag die heissen Temperaturen nicht besonders. Ich möchte unbedingt die Nordlichter sehen und auch noch nach Kanada, Neuseeland und Island reisen.

Reist du allein oder in Gruppen oder wie sollen wir uns das vorstellen?

Hauptsächlich mit Freundinnen oder zu zweit, also mit einer Freundin. Natürlich habe ich auch schon öfters Ferien mit der Familie gemacht.

Ein Land bereisen und damit meine ich nicht nur die obligatorischen Sehenswürdigkeiten besuchen, sondern das Land richtig erforschen, das mache ich in der Regel mit einer Freundin und einer kleinen Reisegruppe. Wir haben dafür schon öfters diese Reisegruppe gewählt. www.rabbies.com

Du arbeitest gerne kreativ und in deiner Freizeit drehst du Videoclips. Was genau sind es für Videoclips?

Anfangs 2017 habe ich mit meiner besten Freundin einen Sprachaufenthalt in Irland gemacht. Dort wollte ich täglich ein Videotagebuch führen, die Clips zusammenzuschneiden und einen Film am Ende des Aufenthaltes zusammenstellen. Ich stellte aber schnell fest, dass dafür viel zu viel Material zusammenkommen würde. Es hat sich dann eingependelt, dass ich zu jeder Reise einen Clip mache.

Heute sieht man viele Ferienfilme auf den sozialen Medien. Diese inspirieren mich manchmal neue Dinge auszuprobieren. Ich habe jetzt auch das erste Mal einen Film im Hochformat gedreht und nicht wie sonst im Querformat.

Ich mache aber nicht nur Reiseberichte in Form von Videoaufnahmen/Clips, bei der ich Aufnahmen von Menschen und Natur mit Musik untermale, sondern ich filme und fotografiere auch für Hochzeiten. Ich wurde auch schon angefragt, Material zusammenzuschneiden und einen Film daraus zu machen.

Ich stelle regelmässig Alltags-, Jahres-, Ferien- und Musikvideos zusammen.

Deine Begeisterung für Filme und Serien hat dich dazu animiert, selbst zu filmen und sogar eine Zeitlang Film zu studieren. Welche Filme/Serien kannst du den Lesern von Qultur empfehlen?

Ein Film der mich richtig begeistert ist «Herr der Ringe». Die Geschichte, die Filmmusik und die Gefühle, die dabei vermittelt werden, sind einfach episch! Weitere Filme, die ich besonders mag, sind: «Inception», «Good Will Hunting» und «die Verurteilten».

Bei den Serien fallen mir spontan «Sherlock», «Dark» und «Downton Abbey» ein. Sitcoms, die ich gerne schaue, sind «Friends», «Modern Family», «Brooklyn NineNine» und nicht zuletzt schaue ich auch gerne True Crime wie «Don’t Fuck with Cats».

Liebe Sabrina, vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude bei deinen kreativen Projekten und natürlich auch viel Erfolg beim Abschluss deines Studiums und dass du danach eine geeignete Arbeitsstelle findest.

Hier findet ihr ein Beispielsvideo von Sabrina Bürzle.

Das Interview zum Buchtalk mit Thomas Beerle

Ein Gast spricht über sein Leben und das Buch führt wie einen roten Faden durchs Leben und durch das Gespräch. Unser heutiger
Gast, Thomas Beerle, ist Pfarrer, Kurator, Coach,
Organisationsentwickler und noch vieles mehr. Das Buch, welches er mitgebracht hat, heisst «Der Schrei der Wildgänse».

Julia Keller / 03.09.22

Passage aus dem Buch:

«Das ist aber nur ein Teil davon, Jake. Du bist im gleichen Spiel um Anerkennung gefangen. So funktioniert diese Qultur. Tu, was sie wollen, und sie werden dich mit Anerkennung überschütten. Widerstehe ihnen, und sie werden deinen Ruf töten, ob mit oder ohne Fakten… Religiöse Systeme müssen das Anerkennungsspiel spielen, damit sie funktionieren.» «Ist das der Grund, weshalb ich in einem Moment vom Senkrechtstarter zum Geächteten werden konnte?» «Genau», sagte John, «und weshalb du morgen wieder zum Senkrechtstarter werden könntest, wenn du zurückgehen und zugeben würdest, dass du an allem schuld bist. Sie würden deine Rückkehr genauso schnell feiern, wie sie dich hinausgeschmissen haben. Es kommt nur darauf an, dass du das Spiel wieder mitspielst.»

Bist du, Thomas, einer der quasi aus dem Spiel ausgestiegen ist?

Ich bin vor 14 Jahren das erste Mal aus dem System «Kirche» ausgestiegen. Ich hatte zum Glück einen Kirchenobrigkeit, die mich in meinem Denken unterstützt hat, so dass ich die ganze Sache mit dem Glauben, dem Evangelium, anders angehen konnte als üblich. Es hat mir Freude bereitet und es war spannend, einen neuen Weg zu gehen. Ich habe viele Projekte geleitet, und dies tue ich auch heute noch. Mit der Kombination Glaube und Kunst habe ich viele Menschen in der Umgebung erreicht. Wenn es jedoch um das Eingemachte geht und meistens geht es da ums Geld, genauer gesagt, dass genug Geld reinkommt, wird es kompliziert. Und in solchen Momenten taucht immer wieder die Frage auf: Mache ich jetzt das, was andere wollen, oder bin ich auf meinem Herzensweg und mache das, was mir wichtig ist? Das sind Herausforderungen, mit denen ich mich immer wieder mal herumschlage.

Im Buch steht, dass es sehr viel leichter ist aus dem System auszusteigen, als das System innerlich loszuwerden. Das kann ich nur bestätigen. Wir sollten nicht der Anerkennung hinterherrennen, egal ob verbal oder finanziell. Konkret heisst dies für mich, dass wenn ich meinen Weg gehen kann, dann gehe ich den gerne mit den Menschen, die mit mir unterwegs sein möchten. Wenn aber von der Institution, vom System her, ja gar vom politischen System Druck kommt, dann muss ich sagen: «Stop, nein, das möchte ich nicht mehr.» Dann muss ich ein anderes Gefäss suchen, aber glücklicherweise ist das im Moment kein Thema.

Dann verrät das Buch also auch etwas über dich, dein Leben und deine Überzeugungen?

Genau, das Buch bewegt mich immer wieder. Es hat mir auch Freude bereitet, denn es hat mir gezeigt, dass ich auf mich selbst hören darf und dass ich meinen Weg gehen darf, auch wenn er unkonventionell ist. Das Gedankengut im Buch bestätigt auch eine in mir tief verankerte Überzeugung.

Wie bist du überhaupt auf dieses Buch gestossen?

Ein Pfarrkollege hat mir das Buch vor 14 Jahren geschenkt. Er hat es zwar selbst nicht gelesen, aber er hatte das Gefühl, dass mich das Buch ansprechen könnte, und siehe da, es hat mich tatsächlich angesprochen! Er hatte also absolut Recht.

Jetzt zum Inhalt – kannst du uns grob erzählen, worum es in dem Buch «Der Schrei der Wildgänse» geht oder eben nicht geht – denn manchmal hat der Leser eine gewisse Vorstellung oder gar ein Vorurteil?

Das Buch handelt von Gesprächen zwischen Jake und John. Jake ist Pfarrer und John ist ein etwas spezieller Typ. John zeichnet zwei Sachen aus: Zum einen die tiefe Beziehung zu Gott, die ihn befreit und beflügelt und auch fähig macht anderen zu helfen und dann zum anderen, dass er ganz hartnäckig ist und immer wieder kritische/schwierige Fragen stellt. Das hat mich fasziniert. Und John stellt auch Fragen an die Kirche, an die Institution, überhaupt Fragen ans Christsein und das bringt Jake verständlicherweise ziemlich aus dem Konzept, weil er das nicht erwartet hat und auch, weil er vieles nie so richtig hinterfragt hat. Er ist irgendwo in einer Tradition aufgewachsen oder hineingewachsen und merkt dann, was er da macht, ist weit entfernt von dem, was Jesus gelehrt hat. Diese Erkenntnis finde ich sehr spannend. Das Buch beschreibt einen Glaubensweg, aber der führt weg von institutionellen Kirchen, weg von Religion.

Im Buch läuft es beim Protagonisten Jake eine ganze Weile gar nicht gut. Er bemüht sich so und es wird einfach schlimmer und schlimmer. Was sagst du dazu?

Der Mensch muss Prozesse durchgehen und die sind manchmal richtig schwierig, aber solche Prozesse bringen ihn auch weiter, sie sind sogar zielführend, aber oft ist das erst im Nachhinein erkennbar. Nach meiner Erfahrung ist das Leben nach so einem Prozess oft befreiter.

Als Jake wieder einmal auf John trifft, berichtet ihm dieser, dass er sich nicht mehr länger unter der drückenden Schuld, ständig zu versagen, und auch nicht mehr unter den fordernden Verpflichtungen einer selbstproduzierten Gerechtigkeit unterliegt. Und er ist sogar so weit, dass er dies auch nicht mehr anderen überstülpt. Was sagst du dazu, Thomas?

Genau das möchte ich beherzigen. Im Buch freut sich John über den Erfolg von Jake.

Die folgende Weisheit zu diesem Thema gefällt mir besonders gut:

«Man kann eine Raupe nicht in eine Schmetterlingsform pressen und sie zum Fliegen bringen. Sie muss von innen her verwandelt werden.»

Was leider oft passiert und dies überall, also nicht nur in kirchlichen Institutionen, sondern auch in der Politik und Wirtschaft ist, dass ein
System missbraucht wird. John spricht im Buch von einem Scham-Management-System, oft mit den besten Absichten, aber immer mit
den schlimmsten Folgen.

Also spätestens hier bin ich mir sicher, dass ein paar Berufskollegen ein Problem mit diesem Buch haben. Könnte das sein?

Viele meiner Kollegen haben sich ebenfalls weiterentwickelt und sind auf einem ähnlichen Weg unterwegs wie ich. Und dann gibt es natürlich auch Pfarrpersonen, die sehr traditionell geprägt sind und das auch leben und offenkundig Mühe mit diesem Buch haben. Und es gibt die Sorte Mensch, die, sobald was von Amerika kommt oder eine amerikanische Kirche dahinter steht, sofort dagegen ist.

Gehört für dich das weltbekannte Buch «Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott» von William Paul Young in dieselbe Sparte wie «Der Schrei der Wildgänse»?

Ja, das kann man so sehen. Unter anderem, weil Wayne Jacobsen der Lektor von «Die Hütte» ist. Sein Gedankengut ist in den Diskussionen zwischen Jake und John eingeflossen. Darum sind die Bücher tatsächlich gedankenverwandt. Der andere Autor, Dave Coleman war Pfarrer und ist aus dem System Kirche ausgestiegen. Er ist heute freischaffend unterwegs. Wayne Jacobsen ist Journalist und Buchautor.

Siehst du das Buch als Lebenshilfe oder ist es ein Buch, dass die bisherige Lehre in Frage stellt und deshalb eher irritierend ist?

Für mich ist es eine sehr intensive Lebenshilfe. Was mich fasziniert, ist
die Ehrlichkeit, die in dem Buch gelebt wird. John stellt kritische Fragen, mühsame Fragen und Jake lässt sich darauf ein. Das ist für mich der Schlüssel – sich darauf einlassen und dabei ehrlich zu reagieren.

Warum heisst das Buch eigentlich «Der Schrei der Wildgänse»?

Weil Wildgänse oft in Keilformationen fliegen und so miteinander kommunizieren. Sie rufen und es ist nicht immer die gleiche Gans an der Spitze, sondern sie wechseln sich ab. Gänse helfen einander und es ist ganz speziell, denn wenn eine Gans müde ist und nicht mehr weiterfliegen kann, dann gesellt sich eine andere Gans zu der Müden, damit sich diese ausruhen kann und danach nicht alleine weiterfliegen muss. So miteinander unterwegs zu sein, das ist auch für uns Menschen wünschenswert.

Und an dieser Stelle möchte ich eine letzte Passage aus dem Buch zitieren: «Gänse fliegen miteinander in dieser Formation – nicht, weil sie dazu verpflichtet sind, sondern weil dadurch ihre Last leichter wird und sie ihrem Ziel näherkommen.»

Thomas, danke für deine spannenden Ausführungen zum Buch «Der Schrei der Wildgänse» von Wayne Jacobsen/Dave Coleman.

 

Vorschau:
Der nächste Anlass «Ein Gast – ein Buch, der Buchtalk» findet am
Mittwoch, 26.10.2022 um 19 Uhr statt. Zu Gast in der Bibliothek Buchs
ist Petra Näf, Stadträtin, mit dem Buch «Freundschaft» von Wolfgang
Krüger.

The Bird Lady

 

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Regeln und somit auch von Verboten und nicht zuletzt gehört zu jeder Qultur auch eine Tradition, welche man aus guten Gründen zu befolgen hat.

Als Kind gehorchen wir erst einmal unseren Eltern, später folgen wir dem Gesetz. So richtig frei, manche nennen es vogelfrei, sind wir Menschen also nicht.

Ich habe mir vor geraumer Zeit vorgenommen, meine Wellensittiche und seit diesem Jahr auch Nymphensittiche zahm zu bekommen und es ist mir ziemlich gut gelungen.

Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich mit meinen Wellen- und Nymphensittichen in die Turnhalle zum Volleyballtraining gegangen sei. Ich hatte im Traum keine Angst, dass die Vögel wegfliegen und ich sie verlieren könnte. Nein, im Gegenteil, ich fand es sehr schön, dass sie so gern bei mir sein wollten. Als die Vögel in der grossen Turnhalle umherflogen, da fühlte ich ein unbändiges Freiheitsgefühl und ich war so glücklich, dies erleben zu können. Doch als die anderen Volleyballteilnehmer eintrudelten und anfingen, Volleyball zu spielen, da begriff ich, dass es für meine Vögel gefährlich werden könnte. Also habe ich sie zu mir gerufen und habe sie nach Hause, in Sicherheit, begleitet und bin anschliessend wieder zurück ins Volleyballtraining gegangen.

Warum erzähle ich euch das? Weil ich meinen Traum als eine Metapher verstehe. Meine Vögel sind meines Erachtens in Sicherheit, solange ich bei Ihnen bin und die Sachlage abchecke, und dann ist es egal, in welchem Raum wir uns gerade befinden, jedenfalls ist das im Traum so. In der Realität sieht das schon anders aus. Dort ist es so, dass Vögel, welche als Haustiere gehalten werden, ihr Revier kennen müssen, um sich wohlzufühlen. Unsicherheiten bei Vögeln entstehen meist, sobald eine unbekannte Person den Raum betritt oder aber ein neues Objekt im Raum steht. Im konkreten Beispiel, also in meinem Traum, war die grösste Gefahr der Ball, der plötzlich in der Turnhalle umhergeschossen wurde. Meine Vögel kennen viele Gefahren nicht, weil sie in einer geschützten Umgebung aufwachsen und leben.

Übrigens konnte ich die letzten Monate mehrfach feststellen, dass das zahme Verhalten meiner Tiere sehr davon abhängt, wer sich im Raum befindet. Bin nur ich bei ihnen, gibt es kein Halten mehr und die Vögel sind schneller bei mir, als ich überhaupt rufen kann. Wenn sie aber grad ein Nickerchen machen, dann lassen sie sich auch nicht von mir stören. Und natürlich respektiere ich es dann, dass sie ihre Ruhe haben wollen. Sobald ich aber mit Besuch den Raum betrete, ist erst einmal «Schüchternheit» angesagt. Je nachdem legt sich die nach einer gewissen Zeit, aber oft ist es so, dass sie nur zu mir oder zu Familienmitgliedern den Kontakt suchen, die sie gut kennen. Auch dieses Verhalten kann man eins zu eins auf den Menschen übertragen. Deshalb finde ich es sehr spannend, meine Vögel zu beobachten und auch meine Träume zu analysieren.

Tiere liegen mir am Herzen, mein Lieblingstier ist allerdings immer noch der Hund. Vögel zu beobachten, sei es bei mir zuhause oder in der Natur, ist inzwischen für mich zur Passion geworden. Ich stelle mir immer wieder mal die Frage, ob sich schon immer so viele Wildvögel bei uns im Garten und auf dem Hausdach aufgehalten haben und ich es einfach nicht wahrgenommen habe. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Wildvögel unsere Vögel zwitschern hören und sich deshalb bei uns aufhalten wollen. Und wenn sich sogar Wildvögel gerne bei uns aufhalten, dann gehe ich davon aus, dass mein Vogelschwarm glücklich ist, auch wenn er in Gefangenschaft lebt.

Marco Rima kann’s immer noch

Marco Rima kann’s immer noch

 

An diesem Abend sah man nicht nur die ganze Familie Rima in Action, sondern auch Freunde und gute Bekannte. Und natürlich befand sich im Publikum auch das eine oder andere bekannte Gesicht. Eine Gemeinsamkeit, ob berühmt, berüchtigt oder eben nicht, die hatten alle: Marco Rima endlich wieder auf der Bühne live zu erleben.

Ich gebe es zu, kurz vor der Aufführung habe ich überlegt, was ich mache, falls ich das Programm nicht gut finde. Schliesslich hatte ich mir vorgenommen, darüber zu schreiben. Schleimen, das liegt mir einfach nicht! Nun, diese Sorge wurde schnell in Luft aufgelöst, denn der Gesang von Marco Rima und seiner Tochter Malea beim Eingangslied zog mich sofort in den Bann.

Mit ganzem Körpereinsatz wurden Anekdoten über das Schlafen oder eben nicht schlafen können, über das Älterwerden und vieles mehr zum Besten gegeben. Wenn dann Marco noch seine Gesichtsakrobatik einsetzte, gab es für die Zuschauer definitiv kein Halten mehr.

Als die Pause angesagt wurde, hatten mein Mann und ich vor lauter Lachen bereits Muskelkater im Gesicht. Mehrfach hörte ich um mich herum Menschen sagen: «Er hat es immer noch drauf!» Und, ganz ehrlich, das finde ich eben auch.

Nach der Pause schaffte es Marco sogar noch eins draufzulegen. Neben der Tatsache, dass er wirklich lustig ist, berührte mich Marco immer wieder mit seiner schönen Gesangstimme. Beim Lied «Ich sehe was, was du nicht siehst», da hat er mich absolut «getoucht». Die Texte in seinen Liedern sind alles, nur nicht belanglos.

Das Lied «Melbourne» erzählt von seiner ersten Begegnung mit seiner heutigen Frau Christina in Australien und gibt Preis, wie glücklich die beiden auch nach 20 Jahren sind.

Am Schluss gab es Standing Ovation und die kurze Rede von Christina war mehr als nur berührend.

Ich habe Marco auf und hinter der Bühne als grossartigen Kabarettisten und Menschen kennengelernt. Wer also noch kein Ticket für die «Ich weiss es nicht» Tournee hat, sollte sich beeilen, denn ich weiss nicht, wie lange es noch Tickets gibt.

Talente entdecken

 

Dieses Foto habe ich vor ein paar Monaten auf einem Profilbild auf Whatsapp entdeckt. Ich war vom ersten Moment an von dieser Aufnahme begeistert. Heinz Bachmann ist weder von Beruf Fotograf noch hat er sich eingehend mit dem Thema Fotografie beschäftigt. Er hat also keine Fachbücher gelesen oder gar einen Fotokurs besucht. Er hat aber definitiv ein gutes Auge für die Fotografie und beim Ergebnis dieses Fotos würde ich sogar von Kunst sprechen, denn die Idee allein ist schon eine Auszeichnung wert.

Und dieses Foto ist nur ein Beispiel für die zahlreichen Talente, die in uns schlummern. Viele Menschen haben ein oder mehrere Talente. Nicht alle tragen ihr Talent zur Schau. Zum einen, weil sich nicht jedes Talent dafür eignet, zum anderen, weil gewisse Menschen introvertierter sind als andere. Jedenfalls schätze ich es sehr, wenn Menschen ihr Talent mit anderen teilen. Im Fernsehen boomen seit einigen Jahren Talentshows wie zum Beispiel The Voice und das aus gutem Grund. Es ist einfach faszinierend, wenn Menschen ihr Talent ausüben.

Ich habe mich schon öfters gefragt, ob jeder Mensch mit mindestens einem Talent geboren wird oder aber, ob es gilt das Talent eines Menschen zu entdecken. Ausserdem habe ich dann eine gewisse Wehmut gespürt, als mir klar wurde, dass manche Menschen ihr Potential entweder nicht ausschöpfen oder gar nicht erkennen. Dies, weil sie die Möglichkeit nicht haben, etwas auszuprobieren, aus finanziellen Gründen oder aber, weil sie kein Selbstvertrauen haben oder ängstlich sind. Erst indem man Dinge ausprobiert, Neugierde für Neues zeigt, kann man herausfinden, ob man Talent für eine Sache hat oder nicht.

«Verwechsle die Höhe deiner Gage niemals mit der Grösse deines Talents.» Zitat von Marlon Brando, Schauspieler

Somit stellt sich die Frage, was es im Leben wirklich zu erreichen gilt. Ist es Reichtum? Erfolg? Oder geht es vielleicht darum, sein Leben nach seinen Gaben auszurichten und dies am besten so, dass möglichst jeder Tag ein Gewinn ist? Denn wo Freude herrscht, da findet sich auch Einigkeit und Zufriedenheit.

Schliesslich ist dies viel entscheidender für das Wohl des Menschen als Ruhm und Reichtum. Denn Ruhm und Reichtum nähren weder Geist noch Seele. Wenn der Mensch das tut, was er gut kann, dann erfreut er die Herzen anderer und tut sich selbst auch Gutes.