Macht macht was mit dir

Vor ein paar Tagen habe ich einen sehr guten Film geschaut. Ich liebe es, wenn mir ein Film so richtig unter die Haut geht. Dabei wurde mir wieder einmal mehr bewusst, wie oft Macht missbraucht wird und dass leider kaum ein Mensch mit der ihm verliehenen Macht umgehen kann.

Bild: Pixabay

«Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.» Abraham Lincoln

 

Der Film beginnt folgendermassen: Der stark übergewichtige Richard Juwell verteilt die Post, er ist eine Art Mädchen für alles. Jedenfalls befindet sich Richard vor dem Büro von Watson Bryant, ein Anwalt, der gerade ein lautstarkes Telefonat führt. Beim Zuhören von diesem Gespräch wird sofort klar, dass der Anwalt nicht auf den Mund gefallen ist. Richard macht bei den kommenden Begegnungen mit seinem Vorgesetzten ebenfalls die Erfahrung, dass der Anwalt zwar sehr direkt, aber auch stets korrekt ist. Die zwei Männer könnten eigentlich nicht gegensätzlicher sein. Trotzdem entsteht eine unverbindliche, aber kollegiale Freundschaft. Als Richard wieder einmal im Büro des Anwaltes steht, teilt Richard Watson mit, dass heute sein letzter Arbeitstag ist und er sich darum nun von ihm verabschieden möchte. Richard wird fortan als Security auf einem Campus arbeiten. Wegen seines Übergewichtes und seiner lieben, aber auch etwas unterwürfigen Art, traut man Richard diese Aufgabe allerdings nicht wirklich zu. Bei der Verabschiedung schenkt ihm Watson 100 Dollar und gibt ihm einen besonderen Rat mit auf den Weg. Watson weiss nämlich von Richards Traum, eines Tages Polizist werden zu wollen. Er rät ihm, nicht zum Arschloch zu mutieren, wenn er seinen Traum erreicht hat und Polizist ist. Richard verteidigt sofort die Polizei und meint, dass Polizisten bestimmt keine Arschlöcher sind. Watson kontert, schlagfertig wie er ist, mit der Aussage, dass nicht jeder Mensch gleich gut mit Macht umgehen kann. Wie Recht er doch damit hat! Der Film ist nicht nur superspannend, er erzählt zudem auch eine wahre Begebenheit. Ich kann den Film somit wärmstens empfehlen! Mich persönlich hat die Geschichte nicht nur gut unterhalten, sie hat mich auch sehr nachdenklich gemacht, ja sogar zu Tränen gerührt. Clint Eastwood ist nicht nur ein verdammt guter Schauspieler, sondern er ist auch ein hervorragender Regisseur.

 

Ich möchte mich nochmals kurz zur Person Richard Juwell äussern, der leider inzwischen verstorben ist. Richard entsprach wahrlich nicht dem gängigen Schönheitsideal. Meiner Meinung nach ist ihm dies teilweise sogar zum Verhängnis geworden. Nach dem Attentat von 1996 in Atlanta, wurde er zunächst drei Tage lang als Held gefeiert, denn durch seine Entdeckung konnte Schlimmeres verhindert werden. Doch aufgrund seines Aussehens und seiner speziellen Art, wurde er schnell als Hauptverdächtiger gehandelt. Das FBI und die Presse waren unerbittlich und verstanden es gekonnt, Richards Leben zur Hölle zu machen.

Der Fall Richard Jewell – hier geht’s zum Trailer

Warum aber hat sich das FBI damals so auf Richard fokussiert? Ganz klar, sie wollten unbedingt den Täter fassen, was ja gut und recht ist. Relativ schnell wurde aber klar, dass Richard, wenn überhaupt, niemals als Einzeltäter gehandelt haben kann. Und hier fängt das eigentliche Problem an, worauf ich mit dieser Kolumne hinaus will. Das FBI ist eine Institution, die von Menschen geführt wird und die Erfolg bringend wirtschaften muss. Fehler werden nur sehr ungern, viel lieber aber gar nicht zugeben und in ihrem Tun werden die Verantwortlichen nicht nur immer machthungriger, sondern auch gewiefter.

 

Solches Verhalten ist leider keine Seltenheit, damals wie heute nicht. Es geht auch nicht andauernd um ein Attentat, wie in diesem Film. Eines bleibt aber gleich, nämlich das Motiv. Somit wiederholt sich die Geschichte immer und immer wieder, nur mit anderen Menschen in der Hauptrolle und verschiedenen Themen im Fokus. Die Wurzel des Übels ist aber stets dieselbe! Die unbändige Gier nach Macht. Dazu gehören beispielsweise Manipulation und Korruption.

 

Ich möchte meine heutige Kolumne mit den Worten von Albert Camus schliessen: «Kein Mensch besitzt so viel Festigkeit, dass man ihm die absolute Macht zubilligen könnte.»

Schönheit entdecken und bewahren

Die letzten Wochen und Monate habe ich mich intensiv mit dem Thema «Schönheit» auseinandergesetzt. Zurzeit findet nämlich in unserer Region die Kunstausstellung «Schönheit im Werdenberg» statt und da ich Teil vom OK-Team bin, ist es wohl kein Zufall, dass ich heute auch über dieses Thema schreiben möchte.

Bild: Julia Keller

In diesem Zusammenhang zitiere ich gerne Christian Morgenstern. Aber nicht etwa, weil ich keine eigenen Ideen zu diesem Thema habe, sondern weil ich überzeugt bin, dass er schlicht und einfach recht hat.

«Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden.»

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Kürzlich hat mich eine Freundin und zugleich Lektorin für viele meiner Texte gefragt, wie jeweils die Themen in meiner Kolumne entstehen. «Das ist ganz unterschiedlich», habe ich ihr geantwortet, «aber eigentlich lasse ich mich diesbezüglich immer von meinem Gefühl leiten. Ich setze mich an den Computer und schreibe einfach drauf los. Warum mir gerade dies oder das in den Sinn kommt, weiss ich manchmal selbst nicht. Ich greife aber meistens Themen auf, die mich die Woche durch beschäftigt haben. Teilweise greife ich Aussagen von Mitmenschen auf, die mich nachdenklich gestimmt oder besonders berührt haben. Und manchmal setzt sich auf einmal eine Idee in meinem Kopf fest, die ich unbedingt zu Papier bringen muss.»

Mir ist bewusst, dass Schönheit sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Das macht für mich heute auch wirklich Sinn, denn wenn alle nur das schön finden würden, was ich als schön empfinde, dann hätten wir nicht mehr so ein vielfältiges Angebot, ganz egal, worum es sich dabei handelt. Somit hätte vieles automatisch auch keine Berechtigung mehr. Ich meine, unsere Welt funktioniert nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage und wenn die Nachfrage ausbleibt, dann ist es «wirtschaftlich gesehen» vorbei. So ist es nun einmal – sorry! Dieses Prinzip ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen.

Ich bin nämlich sehr froh, dass es noch Menschen gibt, die nicht dem Mainstream nacheifern und sich indirekt gar vorschreiben lassen, was gut, was schön und was gesund für sie ist. Umso wichtiger erachte ich es darum, was gerade auch aktuelle Ereignisse betrifft, dass jeder für sich persönlich entscheiden darf, was gut und schön in seinem Leben ist. Unsere Einzigartigkeit macht es im Grunde genommen unmöglich, dass wir in ein 08/15-Schema gepresst werden. Wir müssen darum unbedingt lernen zu erkennen, dass wir genau so sein dürfen, wie wir geschaffen sind. Natürlich können und sollen wir uns persönlich weiterentwickeln und an unseren Aufgaben wachsen. Uns dabei aber selbst zu gefallen, ist wohl für die meisten Menschen eine der schwierigsten Lebensaufgabe überhaupt. Es spielt alles in allem gar keine Rolle, ob blond, rot, braun oder schwarz (hier ist nicht nur die Haarfarbe gemeint) und es spielt auch keine Rolle, ob man studiert oder eine Lehre gemacht hat. Wenn wir zufrieden mit uns sein können und das aus tiefster Überzeugung, weil wir im Reinen mit uns sind, dann haben wir gewonnen. Dann haben wir nämlich etwas, was die meisten Menschen nicht haben. Neid und Missgunst sind uns dann fremd, denn mit der Annahme unserer Persönlichkeit, also unseres Seins, haben wir alles was wir brauchen. «Haben oder Sein», darüber hat Erich Fromm, im Jahre 1976, ein gesellschaftskritisches Werk geschrieben, welches heute noch seine Gültigkeit hat.

Ich denke, dass Frieden und Schönheit auf emotionaler Ebene gleichzusetzen sind. Innerer Frieden hat ebenso eine beruhigende und faszinierende Wirkung wie das Schöne. Ob nun so oder so, wünsche ich uns allen, dass Frieden in uns einkehrt und die Schönheit aus uns herausstrahlen kann. Die Liebe ist stärker als der Hass und somit wird die Schönheit immer einen Weg finden, um sich zu zeigen.

Unter www.schoenhe.it findet Ihr viele Infos zur anfangs erwähnten Ausstellung «Schönheit im Werdenberg». Das für diese Kolumne ausgewählte Bild zeigt einen Ausschnitt einer Himmelsleiter, welches für mich persönlich mit Frieden, Wachstum und Schönheit zu tun hat.

Viel Spass beim Erkunden der Schönheit in unserer vielfältigen Region! Die Himmelsleiter ist auf dem Areal vom EW Buchs ausgestellt.

Bild: Julia Keller

Wohin geht die Liebe, wenn sie geht?

Ich sag’s gleich vorneweg, heute wird‘s philosophisch, denn ich gehe der Frage «Wohin geht die Liebe, wenn sie geht?» nach. Vor einigen Jahren habe ich einen Film geschaut, der mir ehrlich gesagt, zunächst nicht wirklich gefallen hat. Und genau von diesem Film möchte ich Euch heute erzählen. Dieser Film erzählt die Liebesgeschichte der Protagonisten Mimi Nachtigall (m) und Venus Morgenstern (w).

Die Geschichte ist übrigens an den mythologischen Hintergrund der Orpheussage angelehnt.

Die Kernaussage im Film hat mich schon damals tief berührt, und zwar so sehr, dass ich mich ein paar Wochen lang mit der Frage «Wohin geht die Liebe, wenn sie geht?» beschäftigt habe. Ich habe damals gar ein Bild passend zu dieser Frage gemalt. Obwohl ich den Film mit dem Titel «Vom Suchen und Finden der Liebe» teilweise so richtig kitschig fand, hat mich der Film schlussendlich nachhaltig beeindruckt. Damals konnte ich mit deutschen Filmproduktionen nämlich noch nicht viel anfangen. Diese Meinung habe ich inzwischen revidiert.

Wovon handelt «Vom Suchen und Finden der Liebe»? In diesem Film geht es um den Komponisten Mimi Nachtigall und die Sängerin Venus Morgenstern – zwei Menschen, die sich unsterblich ineinander verlieben. Es beginnt nicht nur eine romantische Liebesbeziehung, sondern auch eine musikalische Zusammenarbeit von Berufes wegen. Die Liebe der beiden wird allerdings überschattet von ständigen Streitereien. An einer öffentlichen Preisverleihung gelangt die Beziehung wegen einer wortreichen Auseinandersetzung an ihren Höhepunkt und das Liebespaar trennt sich. Hier geht’s zum Trailer der eben besagten Szene.

Mimi verkraftet die Trennung so schlecht, dass er sich auf eine griechische Insel zurückzieht und sich dort das Leben nimmt. In der Unterwelt begegnet ihm Hermes, der als Hermaphrodit dargestellt wird, ein zweigeschlechtliches Wesen, das sowohl als Mann wie als Frau auftreten kann. Das Ziel von Hermes/Hermaphrodit ist es, Mimis Leben in der Unterwelt zu verschönern. Wiederholt versucht dieses Wesen Mimi zu verführen, doch weil Mimi in Gedanken immer noch mit Venus verbunden ist, gelingt dies nicht.

Venus setzt ihre Karriere mit dem neuen Manager Harry fort, mit welchem sie auch gleich eine Beziehung eingeht, ohne aber jemals Mimi vergessen zu können. Bei einem Live-Auftritt bricht sie schliesslich zusammen, als sie das von Mimi geschriebene Lied «Wohin geht die Liebe, wenn sie geht» singt. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt beschliesst Venus nach Griechenland zu fahren, um dort durch einen Brunnen in die Unterwelt zu gelangen und so Mimi zurückholen zu können. Die beiden dürfen gemeinsam zurück in die Welt, allerdings nur unter einer Bedingung. Venus darf sich auf gar keinen Fall nach Mimi umdrehen. Ein belangloser Streit verleitet Venus jedoch dazu, die Bedingung gedankenlos zu durchbrechen. Mimi muss somit endgültig in der Unterwelt bleiben und Venus kehrt alleine auf die Erde zurück. Nach etlichen Jahren bekommt Mimi eine dreistündige Aufenthaltserlaubnis gewährt, um die Vergangenheit mit Venus aufarbeiten zu können. Im Laufe dieses Treffens mit Venus erkennt Mimi allerdings, dass von der einst so leidenschaftlichen Liebe nur die zärtlichen und schmerzhaften Erinnerungen überlebt haben. Dieser Ausgang des Filmes war damals für mich ziemlich ernüchternd.

Nun zu meiner Antwort von «Wohin geht die Liebe, wenn sie geht?». Fünfzehn Jahre sind seitdem vergangen und ich bin zu einem Ergebnis gekommen. Meiner Ansicht nach geht die Liebe manchmal nicht nur fort, sondern sie stirbt regelrecht. Dafür mag es viele Gründe geben. Durch meine Lebenserfahrung bin ich zur Überzeugung gelangt, dass manch‘ eine Liebe irgendwann halt einfach zerbricht. Klar kann man folglich behaupten, dass es dann wohl keine wirkliche Liebe war. Soweit aber möchte ich nicht gehen und so jede Liebesgeschichte, die zerbrach, im Nachhinein gar klein machen. Zerbricht eine Liebe, bedeutet dies nämlich nicht zwingend, dass jemand beziehungsuntauglich ist. Das Leben ist mit all seinen Herausforderungen oft sehr komplex.

Heutzutage sprechen viele Menschen von «Lebensabschnittspartner». Dieser Ausdruck gefällt mir nicht sonderlich, er klingt viel zu pragmatisch. Ich glaube an die grosse Liebe, auch wenn es kein Garant dafür gibt, dass sie ewig hält.

Schlussendlich ist auch das Leben vergänglich und wer einmal wirklich geliebt hat, weiss, wovon ich spreche. In diesem Sinne «ein Hoch auf die Liebe»!

Eine Hommage an die Wut

Wahrscheinlich hat das jeder von uns mindestens schon einmal erlebt: Wir werden physisch und/oder emotional verletzt, die Sachlage ist eigentlich sonnenklar und doch warten wir vergeblich auf eine Entschuldigung. Das quasi emotional sitzen gelassen werden, tut fast noch mehr weh als die Verletzung, die wir erlitten haben.

Durchleben wir doch die Geschichte beziehungsweise dieses Verhalten immer und immer wieder und kommen dann jeweils zum Schluss, dass wir eine Entschuldigung verdient hätten. Diese lässt aber auf sich warten und ganz ehrlich, nur die wenigsten bekommen sie wirklich zu hören – die Worte, die uns so gut tun würden: «Es tut mir leid. Kannst du mir vergeben?»

Ja, auch mir ist das schon passiert, und zwar nicht nur einmal. Dazu müsst Ihr wissen, dass ich ein ziemlich direkter Mensch bin, nicht aber, wenn es um mich selbst geht. Dann bleibe ich meistens still. Eigentlich müsste meinem Gegenüber diese «Nicht-Reaktion» ja auffallen, doch in dieser lauten Welt tut es dies eben nicht. Werde ich also verletzt, so schweige ich. Nicht selten ist es die Wut, die mich nach einer gewissen Zeit aus diesem Koma ähnlichen Zustand erwachen lässt. Meine Wut zwingt mich also zum Handeln. Sie gibt mir die nötige Kraft, die ich brauche, um wieder aufstehen zu können, nachdem ich gefühlsmässig ausgeknockt am Boden lag. Es handelt sich bei meiner Wut in gewisser Weise um eine Art Mut. Wut und Mut sind sich übrigens sehr ähnlich. Man muss nur den ersten Buchstaben umdrehen, schon hat man aus Wut genügend Mut geschöpft. Genauso ist es auch mit der Emotion. Die Wut erschafft in uns eine neue, meist auch sehr starke Energie. Mit Mut kann ich Schritte wagen, die ich mir davor nicht zugetraut habe. Dank der Wut schaffe ich es aus mir herauszukommen und im schlimmsten Fall auch Mal aus der Haut zu fahren.

Inzwischen ist mir die Wut eine verlässliche Freundin geworden. Ich weiss, dass sie mir nur Gutes will, auch wenn sie laut und polternd daherkommt. Die Wut hilft mir zu existieren und mich Selbst nicht aufzugeben. Durch sie habe ich gelernt, zu mir zu stehen und was noch viel wichtiger ist, sie hat mir beigebracht, «STOP» zu sagen, gerade dort, wo ich verletzt werde. Ich muss mir nicht immer alles gefallen lassen. Irgendwann reicht es einfach! Danke, liebe Wut, dass du für mich da bist. Lasse ich mich fallen, kommst du herbeigeeilt und hilfst mir wieder aufzustehen. Zugegeben, manchmal bist du ein richtiger Wirbelwind, aber wohl eher für die anderen als für mich. Du tanzt nämlich mit mir die Schritte zurück ins Leben.

In meinem Buch «Mein Name ist Julia» findet Ihr auch ein Gedicht zum Thema Wut.

10 TAGE

10 Tage
Zeit, die ins Land geht.
Nicht gesprochen, nicht gesehen.
Wieder von vorn beginnen, als wäre nichts geschehen.

Ich berichte dir aus meinem Leben.
Selbst als dir manches banal erscheint, rede ich weiter.
Manchmal reagierst du fremd, so als würdest du mich kaum kennen.
Ich bin irritiert und fühle mich zugleich beschämt.

Vielleicht muss es so sein und du bist gar nicht gemein,
aber vielleicht ist es auch nicht richtig,
denn selbst ich bin ein bisschen wichtig.
Nicht so richtig wichtig, aber halt doch ein bisschen.

Unnötig zu betonen, dass zwei Welten einander gegenüberstehen.
Bin ich die Sonne und du der Mond?
Warum ist mir so heiss
und warum gibst du nichts preis?

Du sagst Dinge, die ich nicht empfinden kann,
und weisst um Gefühle, die ich so nicht fühlen will.
Und niemand weiss, was es für eine Rolle spielt,
ich weiss nur, dass irgendetwas fehlt.

Wie gross du wirst, wenn du die Grenzen absteckst,
als wärst du nicht schon gross genug.
Ich werde wütend und zugleich ernst.
Der Herbst kommt, er ist nicht mehr weit entfernt.

Noch weiss ich nicht, ob wir uns wiedersehen,
auf alle Fälle werde ich die Tage viel spazieren gehen.
Und wenn mir die Wut noch einmal begegnet,
werde ich ihr sagen, dass ich sie verstehe.

Thank You for Being a Friend

Mon amie Nicole – meine Freundin Nicole. Sie begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, denn wir kennen einander seit frühster Kinderstube. Heute schreibe ich über ein Thema, welches für mich einen unschätzbaren Wert hat, nämlich das Thema «Freundschaft». In meinem Leben gibt es ein paar Nicoles. Ich zähle sie hier bewusst nicht auf, aber sie alle wissen, dass sie mir viel bedeuten.

Es gibt da einen weisen Spruch «Man hat viele Freunde, wenn man sie zählt, aber nur wenige, wenn man sie braucht.» Damit ist meines Erachtens das Phänomen «echte Freundschaft» mit wenigen Worten gut und präzise erklärt.

Zugegeben, was langwährende Freundschaften anbelangt, bin ich reich gesegnet. Bereits lange vor dem Einschulungsalter lernte ich meine älteste Freundin Nicole kennen. Wir wohnten damals im selben Wohnkomplex und verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Heute wohnen wir viele hunderte Kilometer voneinander entfernt, ja sogar der Röstigraben liegt «theoretisch» zwischen uns, aber es verbindet uns auch nach vierundvierzig Jahren immer noch eine tiefe Freundschaft.

Nach meinem Umzug mit zehn Jahren von der West- in die Ostschweiz hatte ich für einen Moment einen Qulturschock. Doch ich gewöhnte mich schnell an die neue Mentalität und schloss auch hier im Rheintal prägende und schlussendlich auch langanhaltende Freundschaften fürs Leben. Es muss wohl auch ein wenig an meinem Charakter liegen, denn es sind nur sehr wenige Freundschaften in meinem Leben wirklich versandet. Im Nachhinein betrachte ich diese Verbindungen eher als Zweckgemeinschaften und nicht wirklich als echte Freundschaften. Wir sind einfach ein Stück des Weges gemeinsam gegangen. Das muss ja nicht immer schlecht sein. Wie bei allem muss auch eine Freundschaft gepflegt werden. Ich bin davon überzeugt, dass nicht die Quantität, also wie oft man sich sieht beziehungsweise Kontakt hat, eine wesentliche Rolle spielt, sondern die Qualität der Beziehung. Und auch wenn ich ein harmoniebedürftiger Mensch bin, so glaube ich, dass es bei Freundschaften um viel mehr als nur um ein harmonisches Zusammensein geht.

Freunde müssen nämlich nicht immer einer Meinung sein, aber sie müssen die Haltung des anderen akzeptieren und aushalten. Eine Freundin oder ein Freund hat für immer einen besonderen Platz in deinem Herzen. Und sinnbildlich ist es gar so, als ob du in den Spiegel schaust und der Freund dein eigenes Spiegelbild ist. Er spiegelt dich wider und auf eine kritische Frage, gibt er dir eine ehrliche Antwort. Es ist vielleicht nicht die Antwort, die du gerne hören würdest, aber das ist dann wieder ein anderes Thema. Ein wahrer Freund geht mit dir durch gute und schlechte Zeiten. Und genau darum ist ein wahrer Freund auch unbezahlbar. Zwar können Psychotherapeuten/-innen in schwierigen Zeiten gute Hilfestellungen anbieten, doch was ungemein tröstet, ist ein Mensch in deinem Umfeld, der deine Stärken und Schwächen kennt und dich trotzdem mag. Nicht ohne Grund hat George Gordon Byron einmal gesagt: «Freundschaft ist Liebe ohne Flügel.»

Man kann einem lieb gewordenen Menschen übrigens auch aus der Ferne gut tun. In erfolgreichen Zeiten hat man meist viele Freunde um sich. Wer dir aber nur Honig ums Maul schmiert, ist nicht automatisch auch dein Freund. Echte Freunde sind um deinetwillen besorgt, besonders dann, wenn du Grund hast abzuheben!

Freundschafen gewinnen nicht an Wert, bloss weil sie besonders schön und angenehm sind, sondern weil wir den Menschen, die an und auf unserer Seite sind, vertrauen können. Wie schön doch das Leben ist, wenn man sich auf andere verlassen kann!

An dieser Stelle möchte ich meinen Freunden/Freundinnen mit diesem Song «danke» sagen. Schön, dass es Euch gibt.

Bildlegende:
Titelbild: v.l.n.r Julia & Nicole.
Bild: v.l.n.r Silas und Yaron.