Im Nebel wandern

Im Herbst zeigt sich die Natur in ihrem schönsten Kleid, doch oft verdeckt der Nebel in dieser Jahreszeit diese wunderschöne Landschaft. Zudem werden die Tage kürzer und eine gewisse Schwere legt sich übers Land.

Letzten Sonntag war ich darum mit meinem Mann Peter und unserem Hund Nacho wandern. Wir waren gute vier Stunden unterwegs. Peter wollte unbedingt dem Nebel entfliehen, denn er hatte schon beim Aufstehen mehrfach über das trübe Wetter im Tal geklagt. Ich war damit einverstanden, doch ich wollte nicht mit dem Auto wegfahren, so wie es viele tun, wenn im Dorf eine Nebelsuppe hängt. Ich wollte mich lieber zu Fuss auf den Weg machen. Wir sind beim Schluchtenweg in Sevelen gestartet. Im Übrigen kann ich diesen Wanderweg wärmstens empfehlen, er ist nämlich wirklich sehr schön.

Nach einem einstündigen Marsch ist es uns dann gelungen – der Nebel war weg und die Sicht klar! Und nicht nur das – die Sonne schien uns sogar ins Gesicht! Wir waren uns sofort einig, es war eine gute Idee, den doch etwas anstrengenden Aufwärtsmarsch auf uns zu nehmen.

Ich weiss nicht, ob es euch auch so geht, doch wenn ich in der Natur unterwegs bin und eine gewisse Distanz zu meinem Zuhause habe, komme ich mir vor wie in einer anderen Welt. Alles ist weit entfernt und ich fühle mich unbeschwert und frei. Wälder und Berge haben auf mich einen beruhigenden Einfluss. Im Herbst ist der Wald mit seinen bunten Blättern die absolute Krönung! Ich kann mich dann nicht satt sehen, weil der Wald dann noch schöner ist als sonst. Scheint die Sonne zwischen den Ästen hindurch, bin ich gänzlich verzaubert. Und ich liebe es einfach, durch das trockene, raschelnde Laub zu laufen oder zu gehen.

Die Natur gibt uns so viel, aber sie nimmt auch wieder. Der natürliche Lebenskreislauf beinhaltet Geburt und Tod, Gesundheit und Krankheit, Schönheit und Hässlichkeit, oft in Form von (Natur-) Katastrophen. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich Mutter Erde, wie man so schön sagt.

Eine Freundin, mit der ich früher zur Schule gegangen bin, macht auf ihren Spaziergängen regelmässig Fotos der Natur. Als sie mich wieder einmal um einen kurzen Halt bat, um die Schönheit des Waldes auf ihrem Handy festzuhalten, stellte ich ziemlich trocken fest, dass wir in jungen Jahren nicht diese Musse gehabt hätten. Es wurde mir in dem Moment so richtig bewusst, dass wir früher deswegen niemals angehalten hätten! Jetzt erinnere ich mich sogar daran, dass einmal Verwandte aus Deutschland bei uns zu Besuch waren und ganz begeistert zu unseren Bergen hinaufschauten und von einem schönen Panorama sprachen. Ich verstand in dem Moment überhaupt nicht was sie meinten, aber ich war eben damals noch ein Teenie. Heute bin ich überzeugt, dass das der natürliche Lauf der Dinge ist. Meine Kinder sehen die Welt noch nicht mit meinen Augen, aber eines Tages, werden sie das tun. Die Jahre vergehen, wir werden älter und unsere Sichtweise verändert sich.

Zum Schluss möchte ich euch ein passendes Gedicht zum Thema Nebel und Natur (in uns – unser Naturell) aus meinem Buch «Mein Name ist Julia» vorstellen:

IM NEBEL WANDERN
Wie lange kann man durch den Nebel wandern?
So viel Grau, so viel Leere und auch Einsamkeit.
Man sieht einfach nichts und niemanden!
Kann der Mensch den Weg wirklich übersehen?
Und was ist mit der Wahrheit?
Kommt im Leben alles erst viel später?
Ich hab’ lange gebraucht um zu verstehen
und andere wollen es immer noch nicht sehen.
Zweifeln an der Wahrheit oder Verzweifeln am Leben.
Wir suchen nach Wegen, das Ganze irgendwie zu überleben.
Manche meinen, es liegt an der Kindheit.
Andere sind überzeugt, es liegt an den Genen.
Ich weiss nur, wer blind durch den Nebel wandert,
der sieht leider keinen einzigen anderen.

Wenn der Vorhang schliesst

Auf sozialen Medien kursiert momentan der Slogan «Ohne K(uns)t und Kultur wird’s still». Stille muss ja nicht schlecht sein, jedenfalls lieber Stille als viel Lärm um nichts! Was diese Bewegung aussagen möchte ist: Wir sollten die Kunst- und Qulturbranche nicht leichtfertig aufgeben, im Sinne von «Kunst ist nicht lebenswichtig». Denn Kunst ist wichtig.

Nicht greifbar und logisch erklärbar wie das Grundbedürfnis Nahrung. Jeder weiss was geschieht, wenn wir längere Zeit komplett ohne Nahrung auskommen müssen. Doch wir sollten nicht unterschätzen, was diese Stille mit uns macht. Wir können ohne Qultur definitiv länger überleben als ohne Wasser, die Frage ist nur wie?! Die Entscheidung «zu leben wie es einem gefällt» haben wir durch die Pandemie verloren.

Die Qulturszene ist eine Branche, die finanziell schlecht abgesichert ist. Damit sind natürlich nicht Weltstars gemeint, jene Künstler, die den berühmten Durchbruch geschafft haben… Ich spreche von Kunstschaffenden, die viel und Grossartiges leisten, allerdings mit bedeutend weniger Anerkennung, sprich ohne Medienrummel und Hype. Meist ist der Applaus direkt nach der Vorstellung der kostbarste Lohn. Trotz geringem Broterwerb haben sich viele Künstler bewusst für dieses Leben entschieden, weil es eine Herzensangelegenheit ist. Manche fühlen sich berufen, ihre Kunst mit der Welt zu teilen. Die ganze Qulturszene ist seit letztem Frühling lahmgelegt. Nicht nur Akteure sind arbeitslos, betroffen sind auch Menschen, die hinter den Kulissen arbeiten. Ja, zwischen Frühling und Herbst wurden die COVID19 Massnahmen zwischenzeitlich gelockert, aber wer wurde da schon gebucht, in dieser unsicheren Zeit? Es sind also nicht nur die Aufträge vom Frühling verloren gegangen, sondern es sieht auch für die Zukunft ziemlich düster aus. Menschen, die kaum finanzielle Rücklagen haben, kämpfen jetzt ums Überleben. «Ohne K(uns)t und Kultur wird’s still» verstehe ich auch als Hilferuf oder zumindest als Weckruf.

Für mich ist Qultur Nahrung für den Geist. Paul Gauguin, ein berühmter Maler, hat einmal gesagt «Ich schliesse die Augen, um zu sehen.» und damit erklärt er das Phänomen Kunst ganz gut. Antoine de Saint-Exupéry hat es in seinem weltberühmten Werk «Der kleine Prinz» folgendermassen ausgedrückt «Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.» Ich liebe Kunst und möchte nicht auf sie verzichten. Denn sie spricht eine Sprache, die vereint, verbindet und nicht entzweit!

Eine Kunst ist auch eine Gabe und natürlich wird sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich gewichtet. Vieles ist Geschmackssache und doch kann man Kunst nicht leugnen, selbst wenn es einem nicht gefällt.

Es gibt so viele Arten von Kunst. Beispielsweise ist die Kunst erfolgreich zu sein, schon eine Kunst für sich. Doch egal, ob wir ein Konzert besuchen, ein Gemälde betrachten oder ins Theater gehen – wenn Kunst berührt oder zum Nachdenken anregt, hat sie ihr Ziel erreicht. Übrigens verschiedene Meinungen respektieren, (innere) Ängste aushalten und positiv bleiben, das ist auch eine Kunst! Unsere persönliche Einstellung spielt somit eine entscheidende Rolle. Meines Erachtens ist das die Kunst eines möglichst glücklichen Lebens.

Zum Schluss möchte ich Euch das Statement von Beni Hunziker, Theater Bruderboot, nicht vorenthalten «Ich bin froh in einem Land zu leben, welches mir Hoffnung auf ein Weitermachen schenkt. Welches mich konkret finanziell unterstützt. Auch wenn momentan nichts möglich ist. Die Frontenbildung beängstigt mich. Mir ist es wichtig solidarisch zu bleiben. Ich glaube, Aufgabe der Kunst ist es, Wahrheiten zu schaffen, nicht die Wahrheit zu erkennen. Experten gibt es genug. Kunst soll nicht erklären, sie soll erzählen. Ich gebe meine Hoffnung nicht preis und werde meine Kunst weiter dazu nutzen, Menschen zu verbinden.»

Lebe deinen Traum – jetzt erst recht!

Kennt ihr den Spruch «Folge deinen Träumen. Sie kennen den Weg.»? Ich habe das kürzlich ausprobiert, aber nicht mit einem meiner Tagträume wie zum Beispiel, mir eine Auszeit nehmen, eine Weltreise machen oder im Lotto gewinnen. Übrigens empfehle ich allen, die auch liebend gern den Jackpot knacken möchten, tatsächlich Lotto zu spielen! Nicht selten begegnen mir nämlich Menschen, die Träume haben, aber nichts dafür tun. Jetzt aber zu den nächtlichen Träumen, denn sie sagen einiges über uns aus oder viel mehr über den Prozess, in dem wir gerade stecken.

Seit mehr als einem Jahr träume ich in regelmässigen Abständen von frei herumfliegenden Wellensittichen. Die Vögel gehören im Traum mir, doch ich habe sie erst seit kurzem. Jedenfalls lasse ich sie mit einer Selbstverständlichkeit im Raum fliegen, die mich jedes Mal von Neuem beeindruckt. Meist fällt mir im Traum erst etwas später ein, dass die Vögel vielleicht gar nicht zahm sind und ich bin einen kurzen Moment stark verunsichert. Es ist, als ob ich mir von Aussen zuschaue. Jedenfalls strecke ich trotz grosser Verunsicherung mutig meine Hand nach den Vögeln aus. Die Wellensittiche fliegen sofort zu mir und ich kann die beiden mit einer leichten Handbewegung zurück in den Käfig geleiten, so als hätte ich das schon 100 Mal gemacht. Was für ein grossartiger Augenblick! Ein Gefühl der Unbesiegbarkeit überkommt mich jedes Mal im Traum, wenn ich die bunten Vögel aus dem Käfig nehme und ihnen eine Zeit lang «Freiheit» schenken darf. Ich bin nach diesen Träumen von Freude und Glück erfüllt. Es fühlt sich fast so an, als könne ich selber fliegen.

Vor einem Jahr habe ich dann meine Wellensittiche auf einen Stein gemalt und dieses Bild von Freiheit und Einheit verinnerlicht.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich lange Zeit nachts nicht nur schöne Träume hatte. Vor meinen Wellensittichen-Träumen träumte ich unter anderem von halb verhungerten Hamstern.

Tatsächlich besass ich als Kind einen Hamster, den ich über alles geliebt habe. Er war übrigens sehr zahm, habe ich doch viel Zeit mit ihm verbracht. In meinen Albträumen entdecke ich auf einmal einen Hamsterkäfig und erschrecke, weil seit meiner Kindheit viele Jahre vergangen sind und ich den Hamster total vergessen hatte. Ich gehe also mit einem unsagbar schlechten Gefühl zum Käfig, in Erwartung gleich einen toten Hamster vorzufinden. Zu meiner Überraschung schaut mich aber ein verwahrloster, halbverhungerter Hamster mit grossen Augen an und ich weiss nicht was ich fühlen soll. Einerseits ganz klar Erleichterung, denn er lebt! Anderseits wäre es mir lieber, er wäre tot, denn ich weiss nicht, ob ich es jemals schaffen werde, dieses arme Tier wieder aufzupäppeln. Ein gruseliges Gefühl! Mein schlechtes Gewissen plagt mich den ganzen Traum über. Die Psychologie beschäftigt sich übrigens aus gutem Grund mit der Traumdeutung.

Heute schätze ich mich sehr glücklich, dass ich so erfrischende und freiheitsliebende Träume habe. Doch damit nicht genug! Ich habe meinen Traum mit einem blauen und gelben Wellensittich letzten Samstag in die Realität umgesetzt. In einer spontanen Aktion habe ich meinen Mann mit dem Vorwand Hundefutter kaufen zu wollen, in ein Fachgeschäft gelockt und ihn davon überzeugt, dass die zwei wunderschönen Exoten einfach zu mir gehören. Seitdem Milow und Blue in ihrem grosszügigen Käfig bei uns Zuhause umherfliegen und fröhlich zwitschern, überkommt mich mehrfach am Tag ein grosses Strahlen und das trotz Coronakrise.

Nach der Eingewöhnungszeit der Wellensittiche möchte ich mit den beiden meinen Traum von Freiheit realisieren. Konkret heisst dies, dass sie so zahm werden sollen wie in meinen Träumen. Ich glaube daran und das ist wichtig und Voraussetzung für den späteren Erfolg. Und natürlich werde ich auch etwas dafür tun. Ich habe mir ein Buch über Wellensittiche gekauft und bereits Youtube-Clips angeschaut, die Schritt für Schritt aufzeigen, wie man die Vögel zähmt. Hier ein Beispiel.

Wenn auch ihr immer wiederkehrende Träume habt, egal ob am Tag oder in der Nacht, so kann ich euch nur ans Herz legen, euch damit auseinanderzusetzen. Ich wünsche euch viel Mut und Freude beim Erforschen eurer Träume und beim Entdecken eures (Unterbewusst)-Seins.