Maturaarbeit von Julia Rusch

Alkoholismus

Partner und Kinder in  Co-Abhängigkeit   Maturaarbeit Gymnasium St. Antonius Appenzell, 2. November 2021
Verfasst von: Betreut durch:
Julia Rusch Timeo Studer
Hundgalgen 34 Kreuzhofstrasse 2
9050 Appenzell 9050 Appenzell

Vorwort

Bereits 2020 machte ich mir erste Gedanken über das Projekt Maturaarbeit. Konkret wurde der Prozess jedoch erst in der 5. Gymnasialstufe. Lange wusste ich nicht, über was ich meine Arbeit schreiben wollte. Wenn ich eine Idee hatte, verflog diese genauso schnell, wie sie gekommen war. Ich befürchtete, dass jedes erwogene Thema zu wenig interessiere oder es zu theoretisch sei. Lange habe ich mich daher nicht festgelegt und die Zeit wurde knapp. Die zwei Themenbereiche, für die ich mich am meisten interessierte, waren Schizophrenie und Alkoholismus. Nach intensivem Abwägen habe ich mich für Alkoholismus entschieden. Der Missbrauch und die Sucht bei Alkohol ist heute leider immer noch ein Tabuthema, weshalb es umso wichtiger ist, dass man auch darüber spricht und schreibt. Schnell war klar, dass das Thema viel zu gross und komplex ist, weshalb ich es irgendwie eingrenzen musste. Beim Recherchieren stiess ich auf den Begriff «Co-Abhängigkeit». Da ich davon noch nie gehört hatte, informierte ich mich genauer. Die Auswirkungen von Alkoholismus auf Partner und Kinder von betroffenen Personen machte das Thema für mich noch spannender. Auf Wikipedia wird Co-Abhängigkeit folgendermassen beschrieben: «Co-Abhängigkeit bezeichnet ein sozialmedizinisches Konzept, nach dem manche Bezugspersonen eines Suchtkranken (beispielsweise als Co-Alkoholiker) dessen Sucht durch ihr Tun oder Unterlassen zusätzlich fördern oder selbst in besonderer Form leiden. Ihr Verhalten enthält seinerseits Sucht-Aspekte.»1 Im Internet und in der Bibliothek fand ich sehr viele Buchquellen. Nach den ersten Büchern verstand ich das Thema immer besser und die Motivation mit meiner Arbeit anzufangen, wurde immer grösser. Ich fühlte mich bereit loszulegen. Beim praktischen Teil war ich zuerst unschlüssig. Schliesslich entschied ich mich dazu, ein Interview mit einer betroffenen Person zu führen.     1  Wikipedia, Co-Abhängigkeit, [Stand: 06.07.2021].       Inhaltsverzeichnis Vorwort
  1. Einleitung ………………………………………………………………………………………………………….. 1 Theoretischer Teil …………………………………………………………………………………………………… 2 2. Alkoholismus ……………………………………………………………………………………………………… 2
2.1 Anzeichen von Alkoholismus……………………………………………………………………………. 4 2.2 Biologische Faktoren ……………………………………………………………………………………… 5 2.3 Psychologische Faktoren ………………………………………………………………………………… 5 2.4 Soziale Faktoren ……………………………………………………………………………………………. 6 2.5 Stadien von Alkoholismus ……………………………………………………………………………….. 7 2.6 Trinkertypen ………………………………………………………………………………………………….. 8 2.7 Gesellschaftsdroge Alkohol ……………………………………………………………………………..10 2.8 Hilfe für Alkoholkranke ……………………………………………………………………………………12 2.9 Folgen von Alkoholsucht …………………………………………………………………………………14
  1. Co-Abhängigkeit …………………………………………………………………………………………………16
    • Co-abhängige Personen …………………………………………………………………………………17
    • Merkmale von Co-Abhängigkeit ……………………………………………………………………….17
    • Phasen von Co-Abhängigkeit …………………………………………………………………………..20
    • Hilfe für Co-Abhängige ……………………………………………………………………………………22
    • Co-Abhängigkeit und ihre Folgen ……………………………………………………………………..23
  2. Kinder in Co-Abhängigkeit ……………………………………………………………………………………24
    • Verhaltensformen …………………………………………………………………………………………..24
    • Liebe zu den Eltern ………………………………………………………………………………………..27
    • Erwachsene Kinder ………………………………………………………………………………………..28
    • Hilfe für co-abhängige Kinder …………………………………………………………………………..28
  3. Partner in Co-Abhängigkeit …………………………………………………………………………………..29
    • Mein Partner ist alkoholkrank …………………………………………………………………………..29
    • Leben mit alkoholkrankem Partner ……………………………………………………………………30
    • Ausweg aus der «Suchtbeziehung» ………………………………………………………………….31 Praktischer Teil………………………………………………………………………………………………………32
  4. Das Leid von Betroffenen …………………………………………………………………………………….32
    • Julia Keller ……………………………………………………………………………………………………33
    • Eine Betroffene kommt zu Wort ……………………………………………………………………….34
  5. Reflexion …………………………………………………………………………………………………………..37
  6. Zusammenfassung ……………………………………………………………………………………………..38
  7. Schlusswort ……………………………………………………………………………………………………….39
Quellenverzeichnis …………………………………………………………………………………………………40 Literaturverzeichnis ……………………………………………………………………………………………..40 Sachbücher …………………………………………………………………………………………………..40 Internetdokumente …………………………………………………………………………………………40 Interviewpartnerin ……………………………………………………………………………………………….41 Abbildungsverzeichnis …………………………………………………………………………………………41 Anhang …………………………………………………………………………………………………………………42 Interview mit Julia Keller ………………………………………………………………………………………42 Selbstständigkeitserklärung ……………………………………………………………………………………..46        

1. Einleitung

Alkoholsucht ist allgegenwärtig. Es gibt sehr viele Betroffene und jeder hat bestimmt Kontakt mit einem alkoholkranken Menschen. Seit Alkohol in der Schweiz legalisiert wurde, gilt er als eine der gefährlichsten Drogen. Alkohol kann sehr einfach besorgt werden und nur in sehr wenigen Ländern ist dieser illegal. Der Alkoholkonsum wird in unserer Gesellschaft verharmlost. Meist weiss man über die Sucht von Bekannten nicht mal Bescheid, denn die Familie will dies möglichst verheimlichen oder verdrängen. Ein wenig bekannter Begriff ist in diesem Zusammenhang die Co-Abhängigkeit. Es gibt sie nicht nur bei Alkoholikern, sondern auch bei anderen Suchtkrankheiten. Wenn ein Familienmitglied alkoholabhängig ist, leidet die ganze Familie mit und so kommt es zur Co-Abhängigkeit. Betroffen sind vor allem die Ehe- oder Lebenspartner und die Kinder. Das Leid Betroffener wird unterschätzt und vernachlässigt. Deshalb ist es umso wichtiger, auf das Problem und die Betroffenen aufmerksam zu machen. Für diese ist es schwierig Hilfe zu bekommen und einen Weg aus der Co-Abhängigkeit hinauszufinden. Im ersten Teil meiner Arbeit möchte ich erste Grundlagen und wichtige theoretische Aspekte erarbeiten, wobei es um folgende thematische Schwerpunkte geht:
  1. Was ist Alkoholismus und wie definiert sich die Co-Abhängigkeit?
  2. Verhaltensformen von Betroffenen.
  3. Welche verschiedenen Rollen nehmen Co-Abhängige ein?
  4. Wer kann davon betroffen sein und was sind Merkmale für eine Co-Abhängigkeit?
  5. Welche Hilfe gibt es bei Co-Abhängigkeit ?
Der Praxisteil meiner Arbeit besteht aus der Konfrontation mit einer direkt betroffenen Person, bei der mir ein Interview zur Erweiterung meines Wissens dient. Ich beschränke mich auf die Rolle von Partner und Kinder in Co-Abhängigkeit und möchte jemanden interviewen, der mit einem suchtkranken Elternteil aufgewachsen ist. Der praktische Teil bezieht sich auf Kinder in Co-Abhängigkeit und wie die Sucht eines Elternteil sie noch heute als Erwachsene beeinflusst. Meine Arbeit dient dazu, Co-Abhängigkeit zu erläutern und verständlicher zu machen. Ich versuche Verhaltensformen, Probleme, die Rolle der Betroffenen und andere wichtige Merkmale zu verstehen. Dazu gehört auch, wie Leute diese Co-Abhängigkeit erleben. Zum Erstellen der Literaturarbeit wurde eine ausgewählte Sammlung an Sekundärliteratur zum Thema Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit verwendet. Ergänzend dazu werden auch Internetquellen zum besseren Verständnis dazu gezogen.    

Alkoholismus

Partner und Kinder in   Co-Abhängigkeit Theoretischer Teil

2. Alkoholismus

Die wahrscheinlich älteste Droge der Welt – Alkohol – wurde zufällig entdeckt. Bei der Gärung von Früchten entstand eine Substanz, die ein Wohlgefühl auslöste. Der Mensch hat die stimulierenden Wirkungen von Alkohol zu schätzen gelernt. Ein, zwei Gläser Wein oder Bier können für ein entspanntes und stimmungsverbesserndes Gefühl sorgen. Je höher der Pegel, umso mehr verschlechtern sich Koordinations-, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit. Wird Alkohol in grösseren Mengen konsumiert, kann er auch bewusstseins-, persönlichkeitsverändernd und bei übermässigem Konsum sogar halluzinogen wirken.[1] Bei einer Befragung der Bevölkerung kam heraus, dass «fast neun von zehn Schweizern ab 15 Jahren zumindest gelegentlich Alkohol (85,8 Prozent)[…]»[2] konsumieren. Der Konsum von Alkohol ist in unserer Gesellschaft stark verankert. Doch Alkohol birgt nebst der positiven Wirkung auch Gefahren und nicht selten kommt es zur Abhängigkeit. Alkoholismus, auch Alkoholsucht genannt, gilt als seelische Erkrankung. Das Verlangen nach Alkohol ist sehr gross, die betroffene Person trinkt immer mehr und dabei treten auch typische Entzugssymptome auf.4 Man kann nicht genau feststellen, wann die Abhängigkeit von Alkohol beginnt. Sehr strenge Definitionen besagen, dass man bereits Alkoholiker ist, wenn man jeden Tag ein Bier trinkt. Kritisch wird es, wenn ein Gelegenheitstrinker sich ab und zu ein Gläschen gönnt und regelmässig eine gewisse Menge am Tag trinkt. 5   Der Wandel vom Gelegenheits- zum Suchttrinker ist verschwommen, heisst es laut Christine Heeg, die selbst jahrelang mit ihrem abhängigen Mann zusammenlebte und sehr viel durchmachen musste. Sie selbst bemerkte nicht, dass ihr Mann in das abhängige Muster verfiel. Deshalb ist es oft zu spät, wenn das Umfeld die Sucht erkennt. [3] Was Sucht wirklich bedeutet, beschreibt Ursula Lambrou in ihrem Buch «Familienkrankheit Alkohol» folgendermassen: «Sucht heisst, keine Kontrolle mehr über das Suchtmittel zu haben. Alle Versuche des Süchtigen, kontrolliert zu trinken, misslingen.»[4] Merkmale für ein Suchtverhalten sind starkes Verlangen nach Alkohol, später kommt es zu Missbrauch des Genussmittels und schliesslich zur Sucht. Man spricht nebst diesen Merkmalen von vier Stufen: Genuss, Gewöhnung, Missbrauch und Abhängigkeit. [5] Das positive Erlebnis mit Alkohol ist der Beginn einer Suchtentwicklung. Durch dieses Erlebnis kann es dazu kommen, dass der Genuss regelmässig wiederholt wird. Vielen Leuten gelingt es, den Alkohol zu geniessen und es kommt nie zur Gewöhnung. In der zweiten Stufe, der Gewöhnung, verändert sich bereits die Reaktion des Körpers auf Alkohol. Die Anfälligkeit nimmt ab und es muss mehr konsumiert werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Erste Entzugserscheinungen treten auf. Der Körper reagiert auf ein Nichteinnehmen mit Unruhe, Übelkeit und noch grösserem Verlangen. Der Konsum dient nicht mehr dem Wohlgefühl, sondern dem Verhindern oder Verringern von Entzugserscheinungen, also kommt es zum Missbrauch von Alkohol. Das Besorgen und der Konsum von Alkohol gestalten den Tag der betroffenen Person. Die Person ist chronisch krank geworden und abhängig. Dieser Zustand kann kaum ohne Hilfe von aussen überwunden werden.[6]    

2.1 Anzeichen von Alkoholismus

Das Verhalten von abhängigen Personen wird in sechs Merkmale unterteilt. Anhand dieser ist erkennbar, ob jemand alkoholkrank ist. Treffen drei oder mehr dieser Merkmale zu, besteht Handlungsbedarf. [7] Starkes Verlangen nach Alkohol begleitet die betroffene Person zu jeder Zeit, es handelt sich um einen Zwang, Alkohol zu konsumieren. Wenn eine alkoholkranke Person zu trinken beginnt, kann sie nicht mehr aufhören, sie verliert die Kontrolle. Sobald der letzte Schluck Alkohol länger her ist, leidet die Person an körperlichen Entzugserscheinungen. Man erkennt dies an Schweissausbrüchen oder zitternden Händen. Ein Entzug kann auch Unruhe und Angstzustände auslösen. Typisch ist der Gewöhneffekt, also eine Toleranzsteigerung. Die Person muss immer mehr trinken, um die gleiche Wirkung zu verspüren. Sie braucht also mehr als davor, um auf den gleichen Pegel zu kommen. [8] Es ist jedoch nicht so, dass eine abhängige Person eine immer grössere Menge verträgt. Denn nach langjährigem Alkoholmissbrauch mindert sich die Toleranz wieder.12 Betroffene Personen stellen Beruf, Familie, Freunde und Hobby hinten an. An erster Stelle steht Alkohol und der Gedanke ans Trinken ist allgegenwärtig. Die negativen Folgen des Alkoholkonsums, wie Krankheit oder Scheidung werden ausgeblendet und die Person trinkt weiter.[9] Alkoholismus wird von sehr vielen Einflüssen gefördert. Oft kann man nicht genau sagen, warum es schlussendlich zur Sucht kommt und welcher der Faktoren der schwerwiegendste ist. Man geht davon aus «[…],dass sich bei Alkoholismus biologische, psychologische und soziale Faktoren in sehr komplexer Form gegenseitig beeinflussen.»[10]    

2.2 Biologische Faktoren

Zu den biologischen Faktoren zählen auch die genetischen. Es gibt Hinweise darauf, dass stärkere Stimmungsschwankungen auf genetische Vorveranlagungen zurückzuführen sind. Wenn solche Menschen hohem Stress oder Belastungen, sozial, aber auch psychisch, ausgesetzt sind, ist deren Suchtpotenzial sehr hoch.[11] Laut dem Verband Pro Psychotherapie ist «[…] die Wahrscheinlichkeit, alkoholabhängig zu werden, drei bis vier Mal so hoch, wenn es bereits ein Angehöriger ersten Grades war oder ist.»[12] Heute weiss man, dass ein grosser Teil der abhängigen Personen selbst aus Alkoholikerfamilien kommt.[13] Diese genetischen Faktoren erklären aber nur einen kleinen Teil. Denn der grössere Teil des Risikos ist von Umweltfaktoren und dem Verhältnis zu anderen Personen abhängig. Zurzeit geht man davon aus, dass die Alkoholabhängigkeit etwa zur Hälfte von genetischen Faktoren beeinflusst wird. [14] Eine wichtige Rolle spielt auch die Alkoholverträglichkeit. Je früher jemand zu trinken beginnt, desto mehr gewöhnt man sich an Alkohol und desto weniger schlimm sind die Nebenwirkungen. Eine erhöhte Verträglichkeit der Nebenwirkungen fördert das Suchtpotenzial. Personen, die zu starken Nebenwirkungen neigen und eine geringe Abbaukapazität der Leber haben, sind weniger gefährdet, abhängig zu werden.[15]

2.3 Psychologische Faktoren

Es gibt bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die bezüglich Alkoholabhängigkeit grossen Einfluss haben. Personen mit niedriger Impulskontrolle, grosser Neugier und Extrovertiertheit neigen eher dazu, abhängig zu werden. Ein niedriges Selbstwertgefühl, schlechte Kommunikationsfähigkeit und eine geringe Fähigkeit Stress zu bewältigen, fördern ebenfalls das Suchtpotenzial.[16] Personen, die solche Merkmale aufweisen, verstärken ihr Suchtverhalten, indem sie von der positiven Wirkung von Alkohol profitieren. In schlechten und unangenehmen Situationen beseitigt Alkohol Angst, Wut und Anspannung.[17]  

2.4 Soziale Faktoren

Das soziale Umfeld nimmt eine grosse Rolle bei der Entwicklung von Alkoholismus ein. Zu sozialen Faktoren gehören unter anderem das Familienverhältnis, das Arbeitsklima, die Beziehung zum Partner und der Umgang mit Problemen. Bei einem stabilen, gesunden Umfeld ist es eher unwahrscheinlich, dass es zu einem erhöhten Alkoholkonsum kommt, da sich die Person wegen Problemen oder Belastungen nicht gleich verloren fühlt. Stress, Kummer und Wut können ein starkes Verlangen nach Alkohol auslösen, da dieser hilft, die negativen Dinge zu vergessen und zu verdrängen. Wird im Umfeld oft und in grösseren Mengen Alkohol konsumiert, entsteht ein Zwang und die Gefahr abhängig zu werden steigt.  Der Alkohol wird in diesem Umfeld verharmlost. [18] Das Arbeitsumfeld trägt ebenfalls stark zum Suchtrisiko bei. Ist das Arbeitsklima schwierig und die Person ist ständig unter- oder überfordert, leidet unter hohem Leistungsdruck oder hat Angst um die Stelle, so greift sie öfters zum Glas. Arbeitsstellen, bei denen der Schlafrhythmus sehr unregelmässig ist, fördern das Suchtpotenzial. Alkohol eignet sich gut, um zur Ruhe zu kommen und den Schlaf zu steuern.[19] Die Familie, in der ein Kind aufwächst, beeinflusst stark das Verhältnis zu Alkohol. Beim Heranwachsen werden die Kinder von den Eltern geprägt. Kinder von alkoholkranken Eltern sind vielen psychosozialen Faktoren ausgesetzt. Sie erleiden einen Mangel an Liebe und erleben den Suchtmittelmissbrauch hautnah. Häufig gelingt es den Eltern dann nicht, für die Kinder da zu sein und sind sehr unzuverlässig. All diese Dinge belasten die Kinder emotional und fördern suchttypisches Verhalten. Dies führt zu geringem Selbstwertgefühl, Stresssituationen, Hemmungen und Ängsten. Diese Emotionen fördern den Konsum und so kann es zu einer Abhängigkeit kommen.24    

2.5 Stadien von Alkoholismus

Man spricht bei Alkoholismus von drei Stadien, dem Vorstadium, der kritischen Phase und der chronischen Phase. Im Vorstadium trinkt die betroffene Person häufig und wird ständig vom Gedanken an Alkohol begleitet. Sie trinkt heimlich, weil sie sich für den hohen Konsum schämt. In der kritischen Phase ist die Rede von einem unwiderstehlichen Verlangen und der Tatsache, dass man immer einen Grund für den Griff zum Glas findet. Die dazu passenden Ausreden hat die betroffene Person immer bereit. Typisch ist ein aggressives Verhalten, Selbstmitleid und ausgeprägte Schuldgefühle. Die abhängige Person vernachlässigt die Ernährung und soziale Kontakte. Man kann spätestens jetzt von einer alkoholabhängigen Person sprechen, denn immer mehr verfällt sie ins «mir ist alles egal»-Raster. Als Folge davon verliert die betroffene Person möglicherweise auch den Arbeitsplatz. In der chronischen Phase geht es darum, dass die alkoholabhängige Person regelmässig zu tief ins Glas schaut. Das Denkvermögen wird beeinträchtigt und sie scheut auch nicht davor zurück, technischen Alkohol (Haarwasser, Brennsprit) zu trinken, um den gewünschten Pegel im Blut zu erreichen.[20]  

2.6 Trinkertypen

Nach dem Krankheitskonzept des amerikanischen Forschers E.M. Jellinek geht man heute davon aus, dass «Alkoholabhängigkeit eine fortschreitende Erkrankung ist, die von einer Vorphase – in der sich Alpha- und Beta-Trinker befinden – in die kritische und später in die chronische Phase des Delta-, Gamma oder Epsilon-Alkoholismus übergeht».[21] Zu den vorher formulierten Stadien gibt es verschiedene Trinkertypen: Alpha- und Betatrinker gehören zu den sogenannten Problemtrinkern, die noch nicht krank sind. Alphatrinker lösen ihre Probleme mit Alkohol und trinken sich gewissermassen glücklich. Sie gehen somit ihren Konflikten aus dem Weg. Die Abhängigkeit in diesem Fall bezeichnet man als seelische Abhängigkeit, wobei der Kontrollverlust des Betroffenen nur selten ist. Gelegenheitstrinker, Betatrinker genannt, lassen ihr Trinkverhalten vom sozialen Umfeld bestimmen. Sie nutzen jede sich bietende Gelegenheit zum Alkohol zu greifen. Auch bei ihnen ist der Kontrollverlust selten. Diese zwei Typen gehören noch nicht zu den Alkoholkranken. [22] Problematischer wird es bei den nächsten drei Trinktypen. Sie gelten unter anderem wegen zunehmendem Kontrollverlust von Stufe zu Stufe mehr als alkoholkrank. Gammatrinker entwickeln eine seelische und körperliche Abhängigkeit von Alkohol und werden auch süchtige Alkoholiker genannt. Sie haben häufiger Kontrollverlust, können aber gleichwohl zeitweise ohne den Konsum von Alkohol auskommen. Die Deltatrinker hingegen haben die Fähigkeit alkoholfrei zu leben, verloren. Ein anderer Begriff ist Spiegeltrinker, da die Abhängigkeit nach einem ständigen Alkoholspiegel im Blut verlangt. Nur so können sie körperliche Beschwerden und Entzugserscheinungen vermeiden. [23] Epsilon- oder Quartalstrinker leben meist über längere Zeit enthaltsam. Im Gegenzug trinken sie, ausgelöst von unterschiedlichen Reizen daraufhin tagelang exzessiv und kehren dann wieder zum abstinenten Verhalten zurück. Bei diesem ständigen hin und her werden die Quartale mit fortdauernder Krankheit immer kürzer. Kennzeichnend für dieses Verhalten ist, dass der Betroffene einen vollständiger Kontrollverlust, während seiner Trinkphase erlebt, aber anschliessend wieder abstinente Phase durchleben kann.[24]     Ergänzend zu diesen Trinkertypen gibt es ein frauenspezifisches Abhängigkeitsmuster. Mit einer Studie im Jahr 1994 wollte man die Lücke bei der Erforschung des Trinkverhaltens von Frauen schliessen. Resultat waren zwei frauentypische Abhängigkeitsmuster. [25] Bei Typ 1 beginnen die Frauen erst im fortgeschrittenen Alter übermässig Alkohol zu konsumieren. Wobei dieser erhöhte Konsum häufig mit konkreten Ereignissen und Lebenskrisen zusammenhängt. Oftmals sind die Frauen Opfer von Gewalttaten geworden und glauben, dass sie Schuld daran tragen. Ein Merkmal dieses Typs ist, dass die Frauen meist eine Familie haben, mit Eltern und Geschwistern in Kontakt sind und mit ihren Kindern eine relativ gute Beziehung pflegen. Die erwerbstätigen Frauen sind, trotz ihrer Abhängigkeit, erfolgreich. Bevor Frauen des Typs 1 alkoholabhängig werden, haben sie viele psychosomatische Störungen. Auch nach einer Therapie der Alkoholabhängigkeit muss man damit rechnen, dass erneut Störungen auftreten, die behandelt werden müssen. Migräne, Unterleibsprobleme oder allgemeine Krankheitsanfälligkeit sind die Folge.[26] Bei Frauen des Typs 2 beginnt der Konsum von Alkohol in höherer Dosierung schon früh im Leben, wobei man von 15-25 Jahren spricht. Anders als bei Typ 1 greifen die Frauen nicht wegen Ereignissen oder Krisen zur Flasche, sondern man geht davon aus, dass es chronische Anspannungen sind, unter denen die Frauen stehen. Ein häufiger Grunde ist Misshandlung oder Missbrauch in der Kindheit und Jugend, bei der sie Opfer wurden. Die Frauen zeigen kaum Schuldgefühle für den Alkoholismus. Wenn es um Schuld geht, verweisen sie auf Personen oder Umstände, denen sie ausgesetzt sind. Sie sehen sich stets in der Opferrolle. Das Privatleben sowie das Verhältnis zu Familien und Freunden ist meist schwierig. Viele dieser Frauen werden auch als Erwachsene oft misshandelt oder missbraucht, meist von der nächsten Bezugsperson. Dazu ist die Beziehung zu ihren Kindern angespannt und im Beruf haben sie kaum Erfolg. Bei Frauen des Typs 2 ist der allgemeine Gesundheitszustand häufig schlecht und es ist für das Umfeld offensichtlich, dass es der Betroffenen nicht gut geht.[27]    

2.7 Gesellschaftsdroge Alkohol

Alkohol gilt als Gesellschaftsdroge, weil der Genuss sehr ritualisiert wurde und dieser auch als gesellschaftsfördernd gilt. Es ist normal geworden bei einem schönen Abendessen ein Glas Rotwein zu geniessen oder an einem Samstagabend im Club einige Shots zu trinken. Das Gegenteil davon ist der Missbrauch und die Abhängigkeit. Der Alkohol zerstört in diesem Falle die Person und ihr Umfeld. Im Verlaufe der Nachkriegszeit vervierfachte sich der Konsum pro Person von ca. 3.5 Liter auf erschreckende 12 Liter reinen Alkohol pro Jahr (Deutschland).[28] Pro Jahr sterben rund drei Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Alkoholkonsum. Trotz der Gefahr ist besonders in der westlichen Welt Alkohol sehr beliebt und verankert. Zusammen mit Nikotin gilt Alkohol als Suchtmittel Nummer eins der legalen Drogen. In Europa ist der Pro-Kopf-Verbrauch sogar fast dreimal so hoch als der weltweite Durchschnitt. Der Genuss ist in vielen Fällen zur Sucht geworden und die Zahl an alkoholkranken Personen ist erschreckend.[29] Als gesundheitlich unbedenklich gelten bei Männern maximal 24 Gramm reiner Alkohol täglich. Dies entspricht etwa einem halben Liter Bier. Bei Frauen liegt die harmlose Menge bei nur 12 Gramm, also etwa 0,25 Liter Bier. Bei jeder Einnahme von Alkohol nimmt das Risiko für gesundheitliche Schäden zu. Ein Konsum von ungefähr 50 Gramm kombiniert mit fortschreitender Zeit, kann unseren Körper dauerhaft schädigen und unser Gehirn und die Organe irreversibel schädigen.[30] Diese Gesellschaftsdroge birgt viele Gefahren, sobald der Konsum nicht unter Kontrolle ist und man die Auswirkungen auf Körper und Psyche unterschätzt.    

Trinkkulturen

Jedes Land, jede Kultur hat eine andere Einstellung zu Alkohol. Der Konsum ist verschieden stark ritualisiert und angesehen. Deshalb hängt der Alkoholismus stark von der Kultur ab, in der man lebt. Man spricht grundsätzlich von drei Trinkkulturen. Der Abstinenz-, Trink- und der gestörten Trinkkultur.[31] In Abstinenzkulturen ist der Alkoholkonsum in jeder Art verboten und wird bei Missachtung bestraft. Besonders verbreitet ist diese in Ländern, in denen der Islam Staatsreligion ist. Jemand der Alkohol konsumiert wird als unnormal und auffällig angesehen. Wer wiederholt wegen Trinkens bestraft wird, gilt in diesen kulturellen Kreisen als Alkoholabhängiger. [32] In Trinkkulturen ist der Konsum von Alkohol normal und anerkannt. Beispiele hierfür sind südeuropäische Länder im Mittelmeerraum, in denen das Trinken von Wein während Mahlzeiten schon seit Generationen Bestandteil ist. Auch Kinder und Jugendliche trinken mit und nur die Minderheit der Bevölkerung trinkt keinen Alkohol. Es gibt klare und verbindliche Regeln im Umgang, welche sich auf die Trinkmenge und Trinksituation beziehen. Man grenzt so den «normalen» Konsum vom übermässigen Trinken ab. Trotz täglichem Alkoholkonsum gibt es in diesen Ländern wenig Alkoholiker, da das regelmässige betrunken sein als Charakterschwäche oder Unzuverlässigkeit gilt.[33] Wenn es keine klare Grenze zwischen normalem und unnormalem Alkoholkonsum gibt, spricht man von einer gestörten Trinkkultur. Dazu zählen Wetttrinken, wiederholte Räusche, schwere Entzugserscheinungen, oder das ausschliessliche Konsumieren von hochprozentigen Getränken. Personen, die in einer gestörten Trinkkultur leben, sind besonders gefährdet alkoholabhängig zu werden.39    

2.8 Hilfe für Alkoholkranke

Grundsätzlich kann ein Mensch nicht vollständig geheilt werden, nachdem er einmal alkoholabhängig war. Auch nach zehn Jahren abstinentes Leben kann es zu einem Rückfall kommen. Für betroffene Personen gibt es eine grosse Vielfalt an Behandlungsformen. Fast alle haben gemeinsam, dass es ausschliesslich um die Eigenmotivation und Mitarbeit der betroffenen Person geht. Nur dadurch kann die Sucht überwunden werden. Die Behandlungsformen sind sehr vielseitig und die Wahl der passenden Behandlung dementsprechend anspruchsvoll.[34] Es vergehen oft Jahre, bis die betroffene Person erkennt, dass sie externe Hilfe benötigt. Sie muss bereit sein, diese anzunehmen denn nur sie kann dazu beitragen, dass die Behandlung auch Erfolg hat. Dies beschreibt Lindenmeyer in seinem Buch mit einem «Anhalten des Zuges». Diesen Zug kann niemand ausser die betroffene Person selbst stoppen. Die Angehörigen müssen erkennen, dass sie den Zug nicht zum Stehen bringen können.[35] Eine Entwöhnungsbehandlung kann sehr schwer sein, besonders wenn die körperlichen Entzugserscheinungen stark sind. Um dauerhaft abstinent zu bleiben, wird die betroffene Person weiterhin Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Die Chancen, dass eine Person ohne weitere Behandlung wirklich dauerhaft abstinent bleibt, sind gering. Der Kampf gegen Alkohol endet meist nie und auch jahrelang nach erfolgreicher Behandlung wird das Verhältnis zu Alkohol wahrscheinlich nie ins Normale zurückgehen.[36] Erste Voraussetzung für eine Behandlung der Sucht ist, dass die betroffene Person die Behandlung und eine Abstinenz als oberstes Ziel sieht. Dies sollte alles zuliebe der eigenen Gesundheit und nicht nur der Stabilisierung der Beziehung zum Partner getan werden.[37]    

Hilfe für trockene Alkoholiker

Damit ein trockener Alkoholiker nicht rückfällig wird, braucht es viel Disziplin und Selbstkontrolle. Für trockene Alkoholiker gibt es Selbsthilfegruppen, damit die Person bei der Abstinenz nicht allein ist. Das Sprechen über Gefühle und Schwierigkeiten hilft diese zu verarbeiten, nicht überfordert zu sein und einen klaren Kopf zu bewahren. Oft wird empfohlen, dass auch Angehörige daran teilnehmen, damit auch diese sich austauschen können. Zusätzlich können sich Betroffene an Beratungseinrichtungen, Therapeuten und Freunde wenden. Es ist absolut notwendig, dass die Person sofort um Hilfe fragt, wenn sie das Gefühl hat, rückfällig zu werden. Das Trinken war ein Hauptbestandteil ihres Alltags. Da dieser jetzt wegfällt, ist es notwendig den Alltag mit anderen schönen Dingen zu gestalten. Es ist sehr schwer für betroffene Personen, Freude am Leben zu empfinden und die Abstinenz kann nur dann erfolgreich sein, wenn neue Lebenslust entdeckt wird.[38] Klar ist, dass nur die betroffene Person den Entschluss fassen kann, abstinent zu leben. Angehörige können die Person unterstützen und helfen, damit die Abstinenz leichter fällt. Eine sehr grosse Hilfe ist es, wenn die angehörigen Personen ebenfalls keinen Alkohol oder nur sehr wenig konsumieren. Alkoholkranke Personen verlangen dies zwar selten, jedoch sind sie dankbar, wenn sie nicht allein sind. Weiter ist es wichtig, dass genügend alkoholfreie Getränke vorrätig sind und wenig Alkoholisches. Somit wird vermittelt, dass es normal ist, dass es keinen Alkohol gibt. Angehörige sollten vermeiden, Vorwürfe zu machen, die sich auf die Zeit vor der Abstinenz beziehen. Für Angehörige gilt, dass der trockene Alkoholiker nun nüchtern ist, selbst Aufgaben erledigen kann und keine besondere Aufsicht mehr braucht.[39]             

2.9 Folgen von Alkoholsucht

«Wer einmal Alkoholiker war, bleibt sein Leben lang Alkoholiker.»[40] Man unterteilt die Folgen in körperliche, psychische und soziale. Die Folgen einer Alkoholsucht sind sehr komplex und meist auch nach der Behandlung noch sichtbar und für die betroffene Person spürbar. [41]

Körperliche Folgen

Am meisten von jahrelangem Alkoholismus betroffen sind Gehirn, Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz sowie der Magen-Darm-Trakt. Tragisch sind Schäden an Kindern, wenn die Mutter in der Schwangerschaft regelmässig und in hoher Dosierung Alkohol konsumiert hat. Der Konsum kann während den ersten Schwangerschaftswochen beim Embryo zu Hirnschäden oder Missbildungen verschiedener Organe führen. Alkohol wirkt zwar nicht direkt krebsfördernd, jedoch sind Betroffene viel anfälliger für Substanzen die Krebs verursachen. Deshalb ist der Anteil an Krebserkrankten unter Alkoholkranken viel höher als bei Nichttrinkern.[42]

Psychische Folgen

Neben den körperlichen, auch sichtbaren Folgen können auch psychische Schäden auftreten Der Alkoholmissbrauch kann zu schweren psychischen Erkrankungen führen. Die Behandlung dieser Schäden ist sehr schwierig und geht oft sehr lange.49 Durch den Alkoholmissbrauch kommt es zu Schäden an Gehirn- und Nervenzellen und langfristig wird auch die Psyche verändert. Die Personen erleiden starke Stimmungsschwankungen, Depressionen, Persönlichkeits- und Angststörungen.[43]              

Soziale Folgen

Mit den sozialen Folgen sind die Auswirkungen auf Dritte, sowie die Folgen des Alkoholismus auf das Umfeld gemeint. Meist steht die süchtige Person im Mittelpunkt. Alkoholismus hat viele Auswirkungen auf die Gesellschaft. Besonders die Familie und Freunde leiden unter den Folgen und Beziehungen werden schwierig. Die Familie hat grosse finanzielle und gesundheitliche Herausforderungen zu meistern. Die abhängige Person hat kaum mehr soziale Kontakte.[44] Laut dem Bundesamt für Gesundheit ist das grösste Problem im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch, dass Gewalt auftritt. Dies passiert häuslich, aber auch öffentlich und so fühlen sich etwa Passanten durch alkoholisierte Personen belästigt. Die Gesellschaft ist auch volkswirtschaftlich betroffen, denn jährlich werden 2,8 Milliarden Franken Kosten aufgrund von Alkoholmissbrauch verursacht.[45] Fazit: Alkohol betrifft nicht nur die abhängige Person, sondern auch ihr soziales Umfeld. Oftmals vergisst man die Angehörigen, die unter der Sucht genauso leiden wie die betroffene Person. Die Familie leidet stark und in manchen Fällen sogar mehr als die konsumierende Person. Diese Personen sind oftmals abhängig von der alkoholkranken Person, man spricht von Co-Abhängigkeit.    

3. Co-Abhängigkeit

Der Begriff Co-Abhängigkeit in Bezug auf Alkohol ist kaum bekannt. Die Familie leidet sehr unter der Alkoholsucht des Angehörigen. Co-Verhalten ist eine «[…] Verhaltensweise von Menschen im sozialen Umfeld von Alkoholikern, die direkt oder indirekt die Fortführung des Suchtverhaltens fördern (ohne dies zu wollen).»[46] Durch das Fokussieren auf den Süchtigen vernachlässigen die Betroffenen ihre eigene Gesundheit, Familie leiden unter psychischen und körperlichen Schäden und es kommt sogar zu eigenem Suchtverhalten. Co-Abhängigkeit tritt nicht nur bei Alkoholsucht auf, sondern auch bei Beziehungen, Borderlinestörungen, Depressionen und anderen Suchterkrankungen. Eine andere Ausdrucksweise von Co-Abhängigkeit ist die Sucht gebraucht zu werden. Meist trifft das bei Co-Abhängigkeit in einer Beziehung zu. Bevor der Begriff Co-Abhängigkeit dem komplexen Leiden einen Namen gab, fühlten sich die Betroffenen verloren und wussten nicht was mit ihnen passiert. Nun waren sie «[…].Menschen, deren Leben auf magische Weise von anderen und deren Suchtmittelmissbrauch bestimmt wurde.»[47] Die co-abhängige Person bemüht sich und macht alles, dass es dem Süchtigen besser geht und hofft ständig auf eine Heilung. Die Betroffenen sind abhängig von der suchtkranken Person. Die Beziehung oder Abhängigkeit, die sie zur kranken Person haben, ist dieselbe wie die des Alkoholkranken zu Alkohol. [48] Alles dreht sich um den Suchtkranken, «Denken, Fühlen und Handeln»[49]. Die co-abhängigen Personen entwickeln oft eine Essstörung, sind psychisch labil und sind frustriert. Das kann dazu führen, dass sie selbst zum Alkohol greifen, um sich von diesen Problemen zu lösen. Weiter leiden Betroffene unter einem starken Mangel an Selbstwertgefühl und lassen die eigene Gesundheit aussen vor.[50] Sie versuchen alles, um den Konsum unter Kontrolle zu bringen. Sei es durch Bitten, Drohen, Mittrinken oder strenge Kontrolle des Alkohollagers. Immer und überall werden sie von der Sucht des Betroffenen begleitet, alles dreht sich nur noch um den Suchtkranken und dessen Probleme.[51]   Auf den folgenden Seiten fokussiere ich mich auf die Co-Abhängigkeit in Bezug auf Alkoholismus. Natürlich gelten die meisten Merkmale und Typen allgemein und sind auch bei Beziehungen und anderen Süchten fast identisch.

3.1 Co-abhängige Personen

Melody Beattie definiert Co-Abhängige als «[…] Mensch, der das Verhalten eines anderen Menschen auf sich hat wirken lassen und der davon besessen ist, das Verhalten dieses Menschen zu kontrollieren.»[52] Dieser Mensch kann der Partner, das Kind, die Mutter, der Bruder oder ein guter Freund sein. Es geht allein darum, wie sich die Person gegenüber der abhängigen Person verhält und wie sehr sie versucht Kontrolle über die Sucht auszuüben.[53] Wie bei allen Krankheiten gibt es ein bestimmtes Verhaltensmuster und auch typische Eigenschaften. Diese Eigenschaften sind Merkmale von co-abhängigem Verhalten und charakteristisch.

3.2 Merkmale von Co-Abhängigkeit

Die erste typische Eigenschaft ist, dass sich Co-Abhängige stets Sorgen machen. Oft fühlen sie sich für die abhängige Person verantwortlich, für deren Gefühle, Emotionen, Verhalten, Wohlergehen und deren Schicksal. Wenn andere Personen ein Problem haben, so empfinden Co-Abhängige Angst, Mitleid und Schuld und fühlen sich gezwungen bei der Problembeseitigung zu helfen. Sie überhäufen die Person mit Tipps und Ratschlägen, da sie unter allen Umständen helfen wollen. Mit wiederholenden Fehlschlägen fühlen sich die Betroffenen ratlos und enttäuscht, was sich negativ auf ihre Psyche auswirkt.[54] Bei Alkoholismus versucht die co-abhängige Person mit allen Mitteln die süchtige Person vom Trinken abzuhalten. Wenn eine alkoholkranke Person immer unzuverlässiger wird, springen andere Personen ein, die ihre Aufgaben und Dinge erledigen. Die Co-Abhängigen beginnen alles selbst zu managen, was die alkoholkranke Person vorher tat. Die negative Auswirkung dieses Verhaltens ist, dass der Problemtrinker keine Probleme und Aufgaben mehr hat und somit die Konsequenzen seines Fehlverhaltens nicht mehr selbst tragen muss. Die alkoholkranke Person kann nun in Ruhe trinken, ohne Verantwortung zu übernehmen.[55]   Unter anderem führt dieses Verhalten dazu, dass sich die co-abhängige Person selbst vernachlässigt und es nicht für wichtig hält die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Für sie ist es wichtig, dass es der alkoholkranken Person gut geht und das eigene Wohlbefinden stellt sie hinten an. Die co-abhängige Person verspürt Zorn und Traurigkeit, weil sie nur Zeit damit verbringt, andere glücklich zu machen und ihnen niemand etwas zurückgibt. Sie fühlt sich wertlos und leer, denn sie ist so auf die alkoholkranke Person fokussiert, wodurch sie sich selbst komplett vergessen.[56] Co-abhängige Personen haben ein sehr niedriges Selbstwertgefühl. Oft werden sie unterdrückt und untergeordnet, was sie jedoch leugnen. Sie geben sich für alles die Schuld. Dass der Partner, die Mutter, die Schwester trinkt, haben sie zu verantworten. Sie machen sich Vorwürfe und können Lob nur schwer annehmen, wodurch sie wiederum deprimiert sind. Stets glaubt die Person, dass sie nicht genug ist, versucht immer perfekt zu sein und erlaubt sich keine Fehler.[57] Co-abhängige Personen verdrängen ihre Gefühle, denn sie müssen sich vollkommen um die andere Person kümmern. Sie sind besessen davon, die alkoholkranke Person zu heilen und machen sich sehr viele Sorgen über die Sucht. Sie verbrauchen Energie für andere Menschen und deren Probleme.[58] Partner und Kinder von alkoholkranken Personen haben einen starken Kontrollzwang. Sie versuchen den Alkoholkonsum zu kontrollieren, sei es durch Verstecken, Ausleeren der alkoholischen Getränke oder Anzeichnen des Pegelstandes, um zu sehen wie viel die Person genau trinkt. Die Hilflosigkeit der Co-Abhängigen ist enorm, wobei die alkoholkranke Person mit Wut und Ausweichmanövern reagiert. Sie macht weiter, versteckt die Flaschen besser und beginnt früher am Tag zu trinken. Das Dilemma der Co-Abhängigen ist, dass sie der Person mit diesem Verhalten nicht helfen. Das Gegenteil ist der Fall. Sie müssen erkennen, dass sie der alkoholkranken Person nicht helfen können, so sehr sie es wollen.[59]   Co-Abhängige sind meist sehr inkonsequent. Sie sagen klar, dass sie den Alkoholkonsum nicht tolerieren. Sie unternehmen jedoch nichts, wenn die süchtige Person trinkt. Sie lassen zu, dass sie ständig verletzt und enttäuscht werden. Leere Versprechungen sind Alltag und die Enttäuschung riesig. Alle Gedanken drehen sich um die alkoholkranke Person, wobei sie praktisch jegliches Vertrauen in diese verloren hat und noch mehr kontrolliert.67   Wut- und Sexualprobleme sind typisch für co-abhängige Personen. Sie fürchten sich vor der eigenen und der Wut anderer. Besonders häufig kommt es vor, dass der Partner einer alkoholkranken Person sich so sehr Liebe und Zuwendung wünscht, dass sie aus diesem Grund mit ihr schläft. Es kann aber auch sein, dass sich die co-abhängige Person emotional zurückzieht, so dass sie das Interesse an Zweisamkeit komplett verliert. Sie empfindet starke sexuelle Abneigung und erfindet Gründe sich zu enthalten. Es entwickelt sich ein gestörtes Sexualverhältnis.[60] Man schätzt die Zahl von suchtkranken Menschen oder solche die in einer Beziehung zu jemandem sind, der abhängig ist auf ganze«[…] 80 Millionen Menschen […]» weltweit.69 Dazu zählt jegliche Art von Co-Abhängigkeit, nicht nur die zu alkoholkranken Personen.    

3.3 Phasen von Co-Abhängigkeit

Co-Abhängigkeit entsteht durch viele kleine Co-Verhaltensweisen, die irgendwann schleichend zu einer Co-Abhängigkeit führen.[61]

Anfangsphase

Die suchtkranke Person aber auch die Angehörigen verleugnen das Alkoholproblem. In dieser Phase gibt es Vermutungen und Ahnungen, dass die Person zu viel Alkohol konsumiert. Die Angehörigen ermahnen die Person, nicht so viel zu trinken. Schon hier beginnen die Angehörigen erste Aufgaben zu übernehmen, die die suchtkranke Person nicht mehr allein bewältigen kann. Die Angehörigen entschuldigen sich für die trinkende Person und ihr Verhalten. Die abhängige Person hat Mühe, über das Problem zu reden und die Gespräche über den Alkoholkonsum werden schwieriger.[62]

Beschützer- und Erklärungsphase

Die Angehörigen hoffen, dass die betroffene Person es schafft, die Sucht zu überwinden. Sie haben Mitgefühl und möchten die abhängige Person mit Liebe und Zuneigung von negativen Folgen der Sucht schützen. Die Aufgaben der suchtkranken Person werden abgenommen und alles wird darangesetzt, die Sucht zu verheimlichen und verdrängen. Niemand soll erfahren, dass die Person Alkoholprobleme hat. Die Angehörigen versuchen, die Sucht zu entschuldigen und zu erklären, indem sie zum Beispiel eine schwere Kindheit als Auslöser für die Abhängigkeit nehmen. Dieses Verhalten fördert jedoch, dass der Suchtkranke seiner Sucht ungestört nachgehen kann. Es kommt vor, dass sich dadurch die Sucht sogar verstärkt.[63]

Kontrollphase

Die Angehörigen wollen dem Suchtkranken helfen, indem sie versuchen, den Konsum zu kontrollieren und zu verhindern. Die Angehörigen verstecken den Alkohol, leeren ihn weg oder kontrollieren wie viel konsumiert wird. Das Ziel, dass die suchtkranke Person so die Sucht in den Griff bekommt, kann jedoch nicht erreicht werden. Im Gegenteil, das Verhalten führt dazu, dass der Alkohol heimlich konsumiert wird und noch mehr verheimlicht und verleugnet wird. Darauf reagieren die Angehörigen wiederum enttäuscht und sogar wütend.[64]    

Anklagephase

Die Angehörigen sind wütend, weil die suchtkranke Person ihr Verhalten nicht ändert und nicht von der Alkoholkrankheit wegkommt. Sie beginnen, der abhängigen Person Vorwürfe und Drohungen zu machen. Mit diesem Verhalten fördern sie jedoch die Sucht noch mehr, denn diese schlechten Beziehungen geben der betroffenen Person noch mehr Gründe, zu trinken. Die abhängige Person macht leere Versprechungen und es kommt immer wieder zum Konflikt. Schlussendlich kann es sein, dass die co-abhängigen Angehörigen so am Ende sind, dass sie nicht mehr helfen oder den Kontakt ganz abbrechen.[65] Kann sich die co-abhängige Person jetzt nicht von der suchtkranken Person lösen oder gleichgültig reagieren kommt sie in einen kritischen Zustand, aus dem sie nur schwer wieder herauskommt. Aus diesem Grund ist es besser, wenn Co-Abhängige konsequent reagieren und abschliessen, wenn sich die Situation nicht verbessert.

Kritischer Zustand

Im fortgeschrittenen Stadium fühlen sich Co-Abhängige antriebslos, deprimiert und isolieren sich. Es kommt der Punkt, an dem sie selbst tägliche Pflichten und Abläufe vernachlässigen. Sie verlieren alle Hoffnung und haben nicht selten Suizidgedanken. Oft bekommen sie psychische Probleme aber auch körperliche und seelische Schäden sind Folgen ihres Verhaltens. Die Co-Abhängigen können ernsthaft krank werden und benötigen unbedingt Hilfe. Sie entwickeln Ess- und Schlafstörung und werden von Alkohol oder anderen Drogen abhängig.[66] In diesen Phasen ist oft die Rede von Helfen. Auch bei den Eigenschaften von Co-Abhängigen sieht man ein bestimmtes Muster, man spricht von der sogenannten Helferrolle.

Helferrolle

Co-Abhängigkeit und Helfersyndrom hängen oft zusammen. Die Angehörigen verspüren ein grosses Bedürfnis zu helfen und fühlen sich schlecht, wenn sie nur wenig bewegen können. Dementsprechend sind sie deprimiert und enttäuscht, wenn die Person die Hilfe nicht annehmen kann oder will. Eine Ursache für diese verstärkte Helferrolle die Angehörige einnehmen, kann ist niedriges Selbstwertgefühl.[67]  

3.4 Hilfe für Co-Abhängige

Es ist sehr schwer eine co-abhängige Person dazu zu bringen sich Hilfe zu holen. Auch bei einer alkoholkranken Person ist dieser Schritt kompliziert, denn selten nehmen sie die Hilfe wirklich an. Bei Co-Abhängigen ist es weitaus schwieriger, weil diese sich nicht krank fühlen. Sie sind weder alkoholabhängig noch haben sie das Gefühl, Probleme zu haben. Das Umfeld sieht ebenfalls nicht, dass es diesen Personen genauso schlecht geht wie der abhängigen Person.[68] Partnern und Kindern sollte klar sein, dass der Alkoholismus eine Krankheit ist, für die man sich nicht schämen muss. Am besten ist es, die co-abhängige Person zu Aktivitäten zu ermuntern und dafür das Kontrollieren und Helfen sein zu lassen. [69] Regel Nummer 1 für eine co-abhängige Person ist es, kein Geld zu geben. Eine alkoholkranke Person kann mit Geld nicht umgehen.[70] Die betroffenen Personen müssen mit der Heimlichtuerei aufhören und sich um Hilfe bemühen. Da die Betroffenen meist in nicht sehr stabilen Familienverhältnissen aufgewachsen sind haben sie viel Gefühlsarmut und Vernachlässigung erlebt. Sie sind es sich nicht gewöhnt, Hilfe anzunehmen und auch beachtet und belohnt zu werden empfinden sie als unangenehm. Die co-abhängigen Personen müssen lernen, sich auf die eigenen Probleme und Bedürfnisse zu fokussieren. Selbsthilfegruppen sind immer eine gute Lösung für Angehörige von Alkoholkranken. Dazu gehört zum Beispiel Al-Anon. [71] Al-Anon hilft Angehörigen von Alkoholikern. Die Selbsthilfegruppe richtet sich ausschliesslich an die Angehörigen von alkoholkranken Personen. Sie ist 1951 aus den Anonymen Alkoholikern hervorgegangen und auch seit über 40 Jahren in der Schweiz aktiv. Al-Anon bietet den Angehörigen Trost und Hilfe an. Wichtig ist es, den Angehörigen zu vermitteln, dass sie das Trinken nicht stoppen können. Die Angehörigen erkennen mithilfe der Selbsthilfegruppe, dass sie nicht für die Krankheit des Angehörigen verantwortlich sind und sich auf sich selbst konzentrieren müssen. Al-Anon versucht den betroffenen Personen die gesunden Grenzen aufzuzeigen und sie zu einer gesunden Lebenseinstellung führen.[72]  

3.5 Co-Abhängigkeit und ihre Folgen

Co-Abhängige werden in ihrem Leben völlig von der Sucht der betroffenen Person dominiert und gesteuert. Das soziale Leben verändert sich stark, weil sie nicht mehr den eigenen Bedürfnissen nachgehen. Aus Scham und der Anstrengung alles zu verstecken, isolieren sich die co-abhängigen Menschen und ziehen sich komplett aus dem Freundeskreis zurück. Viele Co-Abhängige, die mit einer alkoholabhängigen Person zusammenleben leiden unter Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Depressionen. Ihr Gebrechen ist meist sehr gross, weshalb sie zu Medikamenten oder andere Suchtmitteln greifen und schlimmstenfalls ebenfalls in eine Abhängigkeit geraten.[73] Für Betroffene ist es wichtig, dass sie sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen und diese nicht ignorieren. Sie müssen unabhängig von der Krankheit ihres Partners glücklich werden und objektiv urteilen, ob sie wirklich die Kraft und den Willen haben, die Beziehung mit der suchtkranken Person aufrecht zu erhalten. Der positive Effekt auf die süchtige Person ist, dass diese nun gezwungen wird, sich selbst mit dem Trinkverhalten auseinanderzusetzen. Es lohnt sich, für die Familie und die Beziehung zu kämpfen. Die alkoholkranken Person erhält Antrieb sich therapeutische Hilfe zu suchen, weil die Beziehung deutlich besser läuft. Da sich nicht mehr alles um die Sucht dreht und die co-abhängige Person sich auf sich selbst konzentriert, ist der Wille der suchtkranken Person grösser die Sucht zu bekämpfen. [74]    

4. Kinder in Co-Abhängigkeit

Kinder sind Opfer vom Trinkerdrama der Eltern. «Sie wachsen in instabilen Verhältnissen auf, erleben in vielen Fällen Gewalt, sexuelle Übergriffe und psychische Bedrohung und dürfen meist nicht einmal darüber reden, um die Fassade der «heilen Familie» nicht zu beschädigen».[75] Mit diesen Worten fassen Klaus Dietze und Manfred Spitze die Auswirkungen von Alkoholismus in der Familie auf Kinder zusammen. Kinder sollten unbeschwert spielen können. Stattdessen sind sie geplagt von Schuldgefühlen, bekommen weder Aufmerksamkeit noch Liebe und müssen viel zu schneller erwachsen werden. Emotional sind die Kinder verwirrt. Die Eltern können ihnen nicht die Zeit und Liebe schenken, die sie brauchen. Sie haben keine emotionale Sicherheit, die für Kinder und Jugendliche doch so wichtig ist. Es traut sich nicht über das Problem zuhause zu sprechen und schämt sich, Freunde nach Hause zu nehmen. Der Abhängige ist nicht anwesend, unzuverlässig und steuert die Familie. Der nicht abhängige Elternteil ist auf die süchtige Person fokussiert, versucht ständig zu helfen und traut sich nicht, alles zu beenden.[76] Kinder, die mit einem alkoholkranken Elternteil aufwachsen und «[…].in einem solchen System gross werden, sind in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt und selbst suchtgefährdet».[77] Die Liebe, die sie bräuchten, ist an Bedingungen geknüpft. Das Kind möchte diese Zuwendung und erfüllt deshalb möglichst viele dieser Bedingungen und lernt so schon früh, sich co-abhängig zu verhalten. Ein typisches Verhalten ist das in Schutz nehmen der Eltern, insbesondere den trinkenden Elternteil. Die Kinder schämen sich meist zutiefst für die Eltern und versuchen alles zu vertuschen.[78]

4.1 Verhaltensformen

Die Kindheit von Betroffenen mit alkoholkranken Eltern hat negative Folgen. Damit man diese besser erkennen kann, teilt man den Kindern Rollen zu. Diese Rollen beschreiben, was die Kinder in der Familie machen mussten und wie sie das als Erwachsene beeinflussen wird.[79] Diese verschiedenen Rollen sind auch eine Art Überlebensstrategie, wobei sie ihre eigene Kindheit verlieren, da sie in ihrer Rolle das Familienleben intakt halten müssen.[80]  

Das verlorene/unsichtbare Kind

Dieses Kind möchte so wenig wie möglich beachtet werden und auf keinen Fall auffallen. Denn dies könnte zu Reaktionen der Eltern führen.[81] Das Kind wird zum Einzelgänger, fühlt sich nicht gut genug und ist still. Aus Sicht der Eltern ist es ein einfaches Kind, das keine Probleme macht. Während der Sündenbock all die Aufmerksamkeit bekommt, wird das unsichtbare Kind nicht beachtet. Mögliche Folgen sind, dass die Person keine Lebensfreude hat, Mühe hat eine gesunde Beziehung zu führen und sich ständig verurteilt.[82]

Das Heldenkind

Das Heldenkind nimmt die Rolle eines Erwachsenen ein. Es erledigt Hausarbeiten und übernimmt die Betreuung der Geschwister oder sogar der Eltern. Das Kind ist sehr leistungsorientiert und für das Alter übernimmt es viel zu viel Verantwortung. Es benötigt die Anerkennung von anderen und das Lob für die Arbeit. Solche Kinder verpassen einen grossen und wichtigen Teil ihrer Kindheit. Folgen im Erwachsenenleben sind, dass die Person Fehler und Ablehnung nicht ertragen kann, nicht nein sagen kann und dass sie sich einen suchtkranken Partner sucht. Betroffene übernehmen zu viel Verantwortung und sind sehr zuverlässig.[83]

Das Chamäleon

Kinder, die das Gefühl vermittelt erhalten nicht so sein zu dürfen wie sie sind, verstellen sich. In jeder Situation überlegen sie, was ihr Gegenüber erwartet oder hören möchte und verdrängen somit ihre eigenen Gefühle und Gedanken. Solche Kinder vermeiden Konflikte und spielen eher Schiedsrichter. Bei Kindern in dieser Rolle ist die Überlebensstrategie, nicht auf die eigenen Gefühle zu achten, sondern anderen zu helfen und Zuneigung zu zeigen. Im Erwachsenenalter kommen die Personen meist nicht aus dieser Rolle heraus und achten darauf was die anderen von ihnen wollen. So fühlen sich Betroffene meist zu Menschen hingezogen, die sie brauchen. Es fällt ihnen schwer selbst Hilfe anzunehmen und sie fühlen sich unwohl, wenn ihnen etwas Gutes getan wird.[84]     URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021].

Das Maskottchen

Kinder in der Rolle des Maskottchens entspannen die Situation in der Familie. Sie vermitteln den Eltern, dass doch alles in Ordnung ist, weil so ein glückliches Kind bei ihnen aufwächst. Meist handelt es sich hierbei um das jüngste Kind. Es wird ins Bett gebracht, wenn getrunken wird und bei Streit lenken die Geschwister es ab. Die Eltern vermuten, es bekommt nichts mit. Auch wenn das Kind nicht weiss, was los ist, spürt es die Anspannung. Diese Anspannung kann das Kind lösen, indem es die Familienmitglieder zum Lachen bringt. So verdrängt es die spezielle Situation zuhause durch lustiges Getue.[85] Wirkliche Gefühle lassen die betroffenen Kinder nicht zu und überspielen sie. Im Erwachsenenalter haben solche Menschen Mühe, mit Stress umzugehen und verhalten sich oft hysterisch. Als Partner suchen sie sich Persönlichkeiten, die eine Art Beschützer sind.[86]

Der Sündenbock

Das Kind fällt durch schlechte Schulnoten, auffälliges Verhalten und Kriminalität auf. Es lenkt von den eigentlichen Problemen ab, die die Familie hat. Dieses Verhalten ist nichts ausser eine Hilfeschreis.[87] Es ist möglich, dass Betroffene im Erwachsenenleben selbst Suchtprobleme haben, straffällig werden und allgemeine Schwierigkeiten haben, das Leben auf die Reihe zu bekommen.[88] Die Rolle des auffälligen Kindes ist wohl die Bekannteste. Sie lenken das Umfeld vom Alkoholproblem der Eltern ab und oft werden die Eltern sogar bedauert, ein so anstrengendes Kind grossziehen zu müssen. Es wird in der Familie so wenig beachtet, dass es ihm lieber ist negativ aufzufallen, als gar keine Aufmerksamkeit zu erhalten. Durch das Bestrafen der Eltern bekommt das Kind das Gefühl, wichtig zu sein. Wenn die Eltern nicht mehr weiterwissen, kommt das Kind in ein Heim. Dieser eingeschlagene Weg bringt oft keine rosige Zukunft. Erwachsene, die diese Rolle in der Kindheit einnahmen, haben später Mühe Fuss zu fassen. Ihnen fehlt oft der Schulabschluss, sie haben schwierige Familienverhältnisse und meist schon Straftaten begangen.[89]  

4.2 Liebe zu den Eltern

Kinder brauchen ihre Eltern, ob diese suchtkrank sind oder nicht. Sie lieben beide Elternteile. Die Zuneigung zu den Eltern verbinden die Kinder jedoch stets mit Angst und Unsicherheit.[90] Die Gefühle gegenüber den Eltern verändern sich ständig und für die betroffenen Kinder ist es ein ständiges «[…] die Hand nach ihnen auszustrecken und gleichzeitig den anderen Arm schützend vors Gesicht zu halten.»100 Es ist schwierig für die Kinder Gewalt zu erleben. Dann haben sie grosse Angst und wenden sich ab. Auch wenn beispielsweise die abhängige Mutter immer wieder Männer mit nach Hause bringt und sich das Kind ekelt, hat es sie immer noch gern. Kinder brauchen ihre Eltern und können nicht ohne sie.[91] Für die Kinder gibt es zwei Väter oder zwei Mütter. Die liebende und aufmerksame Person und die trinkende. Sie trennen diese zwei Persönlichkeiten, was ihnen ermöglicht, die «normale Person» wie ein nicht abhängiges Elternteil zu lieben.[92] Erst im erwachsenen Alter reagieren viele mit Abneigung, weil sie jetzt erkennen, warum der Vater oder die Mutter sich in Wahrheit anders verhielt.[93] Der andere Elternteil leidet unter der Sucht des Partners und muss alles selbst auf die Reihe kriegen. So haben sie selten Zeit und Lust mit den Kindern zu spielen. Betroffene Kinder haben Mühe mit dem nicht suchtkranken Elternteil, der offensichtlich in das Co-Abhängigkeitsmuster verfallen ist. Fehlende Liebe und Aufmerksamkeit empfinden sie als Kälte und beschreiben das Verhalten als ernst.[94] Erst wenn sie erwachsen sind, erkennen sie, dass dieser Elternteil alles gemanagt hat und der wahre Held ist.105          

4.3 Erwachsene Kinder

Kinder, die mit alkoholkranken Eltern aufwachsen, haben in vielen Fällen als Erwachsene psychische, aber auch körperliche Schäden. Auch wenn der Elternteil verstorben ist, oder das Kind schon lange keinen Kontakt mehr zum süchtigen Elternteil hatte, tragen diese erwachsenen Kinder meist schmerzliche Gefühle von der Vergangenheit mit sich. Betroffene leiden daran, dass alles perfekt sein musste und dass sie es sich zur Aufgabe machten sich um andere und deren Probleme zu kümmern. Sie haben Mühe eine gesunde Paarbeziehung zu führen. Allein und Verlassen sein ist ein ständiges Gefühl, von dem sie begleitet werden. Sie haben selbst ein sehr hohes Suchpotenzial, weil sie es von den Eltern nicht anders gelernt haben.[95] Solche Kinder sind besonders gefährdet für eine Co-Abhängigkeit. Es ist auffallend, dass mehr als die Hälfte der Frauen, die mit einem alkoholkranken Partner leben bereits mit einem suchtkranken Elternteil aufgewachsen sind. Also neigen Menschen, die schon als Kinder ein coabhängiges Verhalten zu ihren Eltern zeigten eher dazu, später mit einem suchtkranken Partner zu leben. Sie haben dieses Verhalten schon als Kinder gelernt, Aufgaben der Mutter oder des Vaters übernommen und ständig versucht, die Sucht zu verheimlichen.[96]

4.4 Hilfe für co-abhängige Kinder

Je früher Kinder von suchtkranken Eltern externe Hilfe bekommen, umso höher ist die Chance, dass sie ihr Verhalten ändern können und ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. Nur mit der Hilfe Dritter ist es möglich, dass das Kind gesund aufwächst. Der erste Schritt ist das Erkennen der Suchtproblematik. Hilfe ist meist nur dann möglich, wenn der Partner, der nicht von der Sucht betroffen ist, Unterstützung sucht. Dies kann beispielsweise bei einer Suchberatungsstelle sein. Den betroffenen Kindern kann nur geholfen werden, wenn sie keinen Kontakt mehr zum suchtkranken Elternteil haben. Wenn die Kinder schon älter sind, ist es ihnen möglich selbst Hilfe zu holen. Doch für jüngere Kinder ist dies kaum möglich, da sie nicht wissen, was genau passiert. Ausserdem wird ihnen verboten, über das Thema zu sprechen.[97]    

5. Partner in Co-Abhängigkeit

«Ehe- und Lebenspartner von Alkoholikern verbringen oft Jahre bis Jahrzehnte an der Seite eines Trinkers, ohne einen Schlussstrich ziehen zu können.»[98] Diese lange Zeit ist eine Achterbahn der Gefühle. Die Betroffenen drohen dem Partner ohne Konsequenzen und lassen sich immer wieder belügen und verspotten. Viele werden krank, selbst alkohol- oder medikamentenabhängig oder erleiden grosse psychische Schäden. Sie trinken des Öfteren mit der alkoholkranken Person mit, um sich zu beruhigen oder dem Partner sogar näher zu kommen. Sie klammern sich an die Sucht des Partners und machen ihr Leben und ihr Glück vom Alkoholkranken abhängig.[99]

5.1 Mein Partner ist alkoholkrank

Ganze 90 Prozent der Co-Abhängigen sind Frauen. Ein Grund ist, dass Mitgefühl und Fürsorge für Frauen viel wichtiger ist als für Männer und sie darin eine Aufgabe sehen, die Beziehung am Laufen zu halten.[100] Ingrid Arenz-Greiving erstellte 1995 ein Profil der betroffenen Frauen mit typischen Eigenschaften. Frauen fühlen sich gebunden an ihren Partner. Ihre eigene Entwicklung sehen sie nicht als wichtig an. Die Frauen sind aufopferungsvoll und tun alles dafür, dass der Mann zufrieden ist. Sie sind meist übermüdet und versuchen das Trinken des Mannes zu verstehen, zu kontrollieren oder ihn davon abzuhalten. Typisch ist, dass die Frauen die Schuld bei sich suchen und annehmen, wenn sie eine bessere Frau wären, würde der Mann nicht so viel Alkohol konsumieren.[101] Erstaunlicherweise haben Frauen nur selten tiefe Hassgefühle gegenüber dem Suchtkranken. Betroffene Männer hingegen verspüren diese stark und es geht sogar so weit, dass sie der suchtkranken Frau sogar den Tod wünschen und Mordgedanken haben.113      

5.2 Leben mit alkoholkrankem Partner

Eine ehemalige Betroffene fasste es so zusammen, dass der Mann den Alkohol im Körper und sie im Kopf hatte. Ständig dachte sie nur an den Konsum ihres Mannes. Fragen wie, wann er trinkt, wie viel, wo er den Stoff versteckt, beschäftigten sie permanent.[102] Nach mehreren Jahren in einer Beziehung mit einer suchtkranken Person werden eigene Interessen und Wünsche nach Hinten gerückt. Meist verfallen die betroffenen Personen dann in die Co-Abhängigkeit, weil sie hoffen dem Partner zu helfen. Oft dreht sich in der Partnerschaft alles um die Sucht und spätestens jetzt wäre Therapie sehr wichtig für die nicht alkoholabhängige Person. Abstand von der Rolle des Helfers und Beschützers zu nehmen ist wichtig. [103] Wenn eine Person erstmals Verdacht schöpft, dass der Partner zu viel Alkohol konsumiert, ist die Sucht schon in vielen Fällen fortgeschritten. Meistens trennt sich die Person nicht von ihrem Partner, weil sie glaubt, das ist nur eine Phase oder die abhängige Person würde bestimmt wieder aufhören zu trinken.[104] Wenn die betroffene Person schon stark in eine Co-Abhängigkeit mit der abhängigen Person verstrickt ist, so will sie an der Beziehung möglichst festhalten. Sie ist der Überzeugung, dass sich der Partner mit ihrer Hilfe ändern kann. Sie stellt die Bedürfnisse des Partners vor die eigenen. Die betroffene Person glaubt, wenn sie dem Partner hilft und ihn glücklich macht, dass dieser sie nie verlässt und sie liebt. Alles dreht sich um den Partner.117            

5.3 Ausweg aus der «Suchtbeziehung»

Ein wichtiger Schritt ist es, dem Partner zu sagen, dass der Konsum nicht normal ist und einem Sorgen bereitet. Wichtig ist es, dass die alkoholabhängige Person keine Vorwürfe macht. Niemals sollte die Person die Gefühle oder Bedürfnisse aufgrund der Sucht des Partners unterdrücken. Die allerwichtigste Regel ist, nicht in die Helferrolle zu verfallen, denn die Sucht kann nur die abhängige Person besiegen.[105] Manchmal ist auch eine Trennung sinnvoll, wenn persönliche Grenzen überschritten werden. Eine Trennung wäre in vielen Fällen eine gute Lösung, da die co-abhängige Person sich sonst für die Sucht des Partners opfert. Viele Personen trauen sich nicht, diesen Schritt zu vollziehen. Sie haben Angst, den Partner im Stich zu lassen. Die Trennung kann der coabhängigen Person jedoch ein freies Leben ermöglichen und schützt sie davor einem Menschen zusehen zu müssen, wie er sich langsam selbstzerstört.[106]      
Alkoholismus – Partner und Kinder in Co-Abhängigkeit Julia Rusch
Praktischer Teil

6. Das Leid von Betroffenen

Scham- und Schuldgefühle sind bei den Angehörigen gross und sie trauen sich nur selten über ihr Problem zu sprechen. Auch die alkoholkranke Person verleugnet ihre Sucht und meidet die Konfrontation mit dem Thema.[107] Co-abhängige Personen wollen selten über ihre Gefühle reden, denn Alkoholismus ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Gerade die Behandlung und Hilfe für alkoholkranke, aber auch co-abhängige Personen ist deshalb so schwierig. Die Reaktionen sind nicht gerade förderlich, denn selten hat jemand Verständnis für die Probleme Betroffener. Ich hatte das Glück, Julia Keller als Gesprächspartnerin zu gewinnen. Über ihr Buch «Mein Name ist Julia» organisierte sie Vorlesungen und ich wurde durch einen Zeitungsartikel auf sie aufmerksam. Julia Keller war bereit, mit mir über das Verhältnis zu ihrer alkoholkranken Mutter zu sprechen.    

6.1 Julia Keller

Letztes Jahr veröffentlichte Julia Keller ihr erstes Buch «Mein Name ist Julia». Julia Keller kam am 5. März 1976 in Nyon auf die Welt. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit den Eltern und ihrer Schwester aus der West- in die Ostschweiz. Nach aussen wirkte die Familie wie jede andere. Julia bemerkte schon früh, dass etwas nicht stimmt. Ihre Mutter starb mit 55 Jahren an den Folgen des jahrelangen AlkoAbb. 1: Julia Keller holmissbrauchs. Julia Keller ist selbst Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Sevelen. Sie malte schon als Kind gerne und verarbeitet in ihren Werken ihren Kummer und Schmerz, aber auch ihre Freuden. Ihre Mutter sagte schon früh, dass sie sehr talentiert sei und Künstlerin werden sollte. Nebenbei schreibt sie auch sehr gerne.[108] Im jungen Alter von 18 Jahren erlitt Julia zwei Schlaganfälle und musste sich einer Herzoperation unterziehen. Eine schwere Zeit für die junge Frau. Sie liess sich aber von diesem Schicksalsschlag nicht unterkriegen. Ihre Mutter besuchte sie in dieser Zeit kein einziges Mal im Krankenhaus. Ohne Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Mutter kämpfte sie sich zurück ins Leben.122 Ihr Buch ist eine Biografie und erzählt ihre Lebensgeschichte. Es beschäftigt sich mit der Frage nach der eigenen Identität und dem inneren Kind, das ständig ein Teil von uns ist. Es brauchte grosse Überwindung, ihre Geschichte zu Abb. 2 veröffentlichen.    

6.2 Eine Betroffene kommt zu Wort

In diesem Kapitel verarbeite ich das Interview, welches ich mit Julia Keller führen durfte. Sie gibt einem Kind, das mit einer alkoholkranken Mutter aufgewachsen ist, eine Stimme. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass jedes Kind anders auf die Situation reagiert und ein anderes Verhalten entwickelt. Julia Keller erzählte mir persönlich wie ihre Kindheit war und wie sie mit der Familiensituation umging. Julia Kellers Kindheit wurde von der Krankheit ihrer Mutter geprägt. Wäre ihre Mutter nicht alkoholkrank gewesen wäre heute bestimmt vieles anders. Die Sucht hatte einen sehr grossen Einfluss auf Julia und allgemein auf ihre ganze Familie. Bis zu ihrem 19. Lebensjahr wusste Julia nicht, dass ihre Mutter alkoholkrank war. Als sie die Mutter eines Abends erwischte, wie sie heimlich Alkohol trank, fand sie endlich den Grund für die jahrelange angespannte Atmosphäre in der Familie. Das Muster des Verleugnens ist in ihrem Fall klar. Bis zum Tod ihrer Mutter verdrängte die ganze Familie die Sucht ihrer Mutter. Man schaute einfach weg. Auch der Hausarzt war Teil des Vertuschens. Er stellte die Scheindiagnose Eisenspeicherkrankheit. Ihre Mutter war dünn und hatte einen aufgeblähten Bauch. Dies geschieht, wenn die Leber nicht mehr richtig funktioniert. Nach 20 Jahren Alkoholmissbrauch erkrankte ihre Mutter schliesslich an Leberzirrhose Auf dem Sterbebett gestand die Mutter, dass es besser gewesen wäre, wenn sie nie Kinder bekommen hätte. Harte Worte, doch in irgendeiner Form auch ein Schuldeingeständnis. Die Mutter fühlte sich schuldig, dass sie nie wirklich für ihre zwei Töchter da war und ihren mütterlichen Pflichten nicht nachkam. An Julias 20. Geburtstag starb die Mutter mit 55 Jahren. Sie hatte den Kampf gegen den Alkohol verloren. Hilfe kam zu spät, weil niemand von der Sucht wusste. Das Umfeld erkannte nicht, dass etwas nicht stimmt. Julia konnte mit niemandem über ihre Familienprobleme sprechen. Sie fand keine Worte dafür, was mit ihrer Mutter los war und erst mit 19 Jahren konnte sie erkennen, dass die Alkoholkrankheit das Familieleben überschattete. Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt, nur wissen sie nicht was es ist, wie auch? Auch Julia war klar, dass ihre Mutter anders ist. Ein Kind kennt nur das Familiensystem, in das es geboren wird und es bleibt so sehr lange unaufgeklärt. Die Eltern versuchen wie auch in Julias Fall, dass das Kind nichts von der Alkoholkrankheit mitbekommt und im Extremfall weiss nicht einmal der andere Elternteil von der Sucht.     Julia meint, dass Kinder schutzlose und abhängige Wesen sind, die ihre Eltern bedingungslos lieben. Sie glaubt, dass es ein grosses Problem ist, wenn unsere Gesellschaft so oft wegschaut, obwohl dringend Hilfe nötig wäre. Kinder suchtkranker Eltern fühlen sich schuldig, weil sie beispielsweise der Mutter nicht helfen können und sie suchen den Fehler bei sich. Auch Julia glaubte, dass sie schuld daran sei, dass ihre Mutter anders ist. Sie hat sich stets für die Eltern verantwortlich gefühlt, auch wenn sie nicht wusste worin ihre Schuld genau bestand. Julia war in ihrer Kindheit das angepasste eher ruhige Kind. Sie wollte einfach nur Liebe und Aufmerksamkeit. Ihre Mutter war nie der mütterliche und fürsorgliche Typ. Oft schämte sich Julia für ihre Mutter, weil sie anders war als die Mutter der Freundin. Die Sucht war ein Tabuthema und man entschuldigte die Mutter damit, dass sie halt keine typische Mutter sei. Im Nachhinein sehen die Betroffenen die verschiedenen Anzeichen. Bei Julia gab es für die Eltern zu fast jeder Mahlzeit Wein und es war für sie ganz normal. Der Bedarf ihrer Mutter wurde immer grösser und irgenwann trank sie am Morgen statt Kaffee den ersten Schluck Wodka. In der Handtasche hatte sie immer einen Flachmann, damit sie zu jeder Zeit, beispielsweise in Stresssituationen, Alkohol zu Verfügung hatte. Den Kindern sagte sie, dass ein Schluck sehr gesund sei. Der Vater hat die fehlende Zuneigung und Zeit der Mutter gegenüber den Töchtern zu kompensieren versucht. Er spielte mit ihnen oder organisierte Ausflüge. Ihr Vater hat die Sucht seiner Ehefrau verdrängt und wollte diese nicht erkennen. Auch er war suchtbelastet und wollte nicht mit dem Thema Sucht konfrontiert werden. Die Sucht ihrer Mutter hat sich auch auf ihre Freiheiten als Kind und Jugendliche ausgewirkt. Julia durfte immer mehr als ihre Freundin. Sie erklärt sich dies so, dass sich ihre Mutter wohl nicht gross für sie interessierte. Mit etwa 25 Jahren war Julia klar dass sie co-abhängig war und besuchte kurze Zeit eine Al-Anon Gruppe. Geholfen hat ihr schliesslich die Psychotherapie. Sie hat Denkmuster und Angewohnheiten von ihrer Kindheit ins Erwachsenenleben übernommen. Eine Folge von Kindern die in einer suchtbelasteten Familie aufgewachsen ist, dass sie an die falschen Partner geraten. Die co-abhängige Verhaltensweise führt sie zu Partnern, die sie ausnutzen. Auch Julia geriet an falsche Männer. Julia Keller hatte niemals von den Problemen in der Familie erzählt. Ihrer Meinung nach geht es um seelischen Missbrauch. Julia Keller hatte sehr lange mit einem geringen Selbstwert zu kämpfen, weil sie nie zu einer psychisch gesunden Frau heranwachsen konnte.     Als Kind erhielt Julia keine externe Hilfe. Die einzige Person, die von der Sucht wusste, war der Hausarzt. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter begann Julia Keller mit einer Therapie und arbeitet auch heute noch daran, Kinderanteile zu sich zurückzuholen und erwachsen werden zu lassen. Julia ist sich nicht sicher ob sie sich wirklich von der Co-Abhängigkeit lösen konnte. Jeder betroffenen Person legt sie nahe, sich professionelle Hilfe zu holen. Ihrer Meinung nach macht es Sinn den Kontakt zur abhängigen Person zu reduzieren oder abzubrechen um sich abzugrenzen, bis man die Gefühle verarbeiten konnte. Wichtig ist zu erkennen, dass man der süchtigen Person nicht helfen kann, sondern nur sich selber. Der kleinen Julia von damals würde sie sagen: «Du kannst nichts dafür und Du hast auch nichts falsch gemacht.»[109] Die Zeit als Kind mit einer alkoholkranken Mutter hat auch Stärken in Julia hervorgebracht. Sie ist sehr feinfühlig und hat eine gute Menschenkenntnis. Sie kann sich auf ihr Gefühl verlassen, weil sie eine sehr gute Wahrnehmung hat. Ich behaupte, dass die wahren Opfer nicht die Alkoholkranken sondern deren Angehörigen sind. Auch Julia Keller stimmt dieser Annahme grösstenteils zu. Natürlich seien auch die alkoholkranken Personen Opfer, meistens von sich selbst und weil sie in ihrer Not nicht die richtige Hilfe erhalten haben. Auffällig ist, dass erwachsenen Kinder von alkoholkranken Eltern entweder selbst in die Sucht verfallen oder eine Abneigung zu Alkohol entwickeln. Julia Keller ist komplett suchtfrei und mag es nicht, betrunkene Menschen um sich zu haben. Julia möchte ihren Kindern als Mutter geben, was sie selbst nie bekommen hat.    

7. Reflexion

Meine Arbeit befasst sich mit Alkoholismus und dem Leid der Angehörigen. Vermutlich ist vielen nicht bewusst, dass die Liebsten von suchtkranken Menschen sehr schwer unter der Alkoholkrankheit leiden. Bei meiner Arbeit ist mir aufgefallen, dass es keine genaue wissenschaftliche Begriffserklärung für Co-Abhängigkeit gibt. Die Bezeichnung ist neu und nicht klar definiert. Der Begriff an sich stösst immer wieder auf Kritik, weil er viel Freiraum zur Interpretation lässt. In der Gesellschaft ist Co-Abhängigkeit noch kein gängiger Begriff. Mithilfe des Interviews mit Julia Keller haben sich Theorien, Merkmale und Muster aus meiner Recherchearbeit bestätigt. Als Kind mit einer alkoholkranken Mutter aufzuwachsen ist schwer und traumatisierend. Das hat Julia bestätigt. Eindrücklich ist, dass es die Mutter geschafft hat, die Familie 20 Jahre zu täuschen und die Sucht vor ihr zu verheimlichen. Die Kinder haben realisiert, dass etwas nicht stimmt, konnten sich aber nicht erklären, was mit der Mutter anders ist. Julia Keller hat schon als kleines Kind ihr Verhalten an der Mutter angepasst, wie es CoAbhängige tun. Sie verfiel in das typische Muster des unauffälligen, stillen Kindes. Durch die Sucht der Mutter verlor sie ein Stück Kindheit. Noch heute arbeitet sie daran, die kleine Julia von damals zu einer erwachsenen Frau wachsen zu lassen. Für Aussenstehende mag es bemerkenswert sein, wie gut Julia alles verarbeitet hat. Doch man muss erwähnen, dass sie professionelle Hilfe hatte. Sie rät daher jedem, sich Hilfe zu suchen und endlich über die unterdrückten Gefühle zu sprechen. Co-Abhängigkeit ist sehr komplex und auch schwierig zu verstehen. Viele Menschen haben noch nie davon gehört. Angehörige erkennen nicht, dass sie ebenfalls Hilfe brauchen. Meiner Meinung nach sind wir viel zu wenig über den Begriff aufgeklärt. Aufgrund meiner Recherche erkannte ich, dass die Angehörigen und somit oftmals die co-abhängigen Bezugspersonen sehr stark unter der Sucht leiden. Unsere Gesellschaft vergisst diese Menschen. Wir sehen nur die alkoholkranke Person. Es ist ein grosses Problem, dass ein Hauptmerkmal der co-abhängigen Personen das Verstecken und Verleugnen ist. Dadurch wird es noch viel schwieriger, Angehörigen Hilfe zu geben. Man erkennt von aussen schlichtweg nicht, dass die Familiensituation prekär ist. Der Ausweg aus dem Co-Verhältnis ist daher sehr schwierig und kräftezehrend. Die Folgen von Alkoholismus sind erschreckend. Die süchtige Person leidet unter physischen, sozialen und psychischen Folgeschäden. Doch auch die co-abhängigen Personen gehen an der Sucht kaputt. Sie müssen zusehen wie sich die alkoholkranke Person langsam selbst zerstört. Die angehörigen Personen selbst haben ein hohes Suchtpotenzial. Ein Teufelskreis.

8. Zusammenfassung

Bei meiner Maturaarbeit sollte es um die Co-Abhängigkeit bei Alkoholismus gehen. Insbesondere wollte ich mich auf das das co-abhängige Verhalten von Partner und Kinder konzentrieren. Oft denkt man nur an die suchtkranke Person, wenn man von Alkoholismus hört. Doch dahinter steckt viel mehr. Die Folgen, die Alkoholmissbrauch auf Kinder, Partner, Familie und Beziehungen sind vielseitig und komplex. Die Angehörigen leiden unter der Sucht wie die abhängige Person selbst und ich wage zu sagen, dass sie sogar mehr leiden. Sie müssen all die Verantwortung tragen und die Aufgaben der süchtigen Person übernehmen. Ständig werden sie von der Sucht begleitet und denken ständig an die abhängige Person. Zwanghaft kontrollieren sie den Konsum und wollen der betroffenen Person mit Tipps und Belohnungen helfen, den Alkoholmissbrauch zu stoppen. Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass sie der abhängigen Person nicht helfen können, egal wie sehr sie sich bemühen. Doch das erkennen die co-abhängigen Personen nicht und sie verlieren sich selbst beim Kampf gegen die Alkoholkrankheit. Sie hoffen meist bis zum Schluss auf eine Heilung. Die Angehörigen vernachlässigen sich selbst und werden selbst oft alkoholabhängig. Durch das Interview von Julia Keller wurde mir noch mehr klar, wie unschuldig und hilflos Kinder in dieser Situation sind. Sie sind Opfer einer Sucht, an der sie überhaupt keine Schuld tragen. Und doch sind sie meist bis ins Erwachsenenalter von Schuldgefühlen geplagt. Die Eltern schalten ab, indem sie Alkohol trinken. Leider darf das Kind nicht Kind sein. Noch Jahrzehnte danach, auch wenn sie keinen Kontakt mehr zum abhängigen Elternteil haben, leiden sie unter den Folgen und unter der fehlenden Liebe, die sie in der Kindheit so dringend gebraucht hätten. Die Angehörigen haben ein co-abhängiges Verhalten entwickelt, welches sie ohne Therapie selten ablegen können. Alkoholismus scheint eine «egoistische Krankheit» zu sein. Währenddem der Süchtige nichts tut und ständig betrunken ist und kaum was mitbekommt, müssen die Angehörigen die Selbstzerstörung mitansehen. Dabei verlieren sie viel Kraft und Energie. Man sollte die Angehörigen nie vergessen. Auch sie brauchen Hilfe.      

9. Schlusswort

Zu Beginn meiner Arbeit wusste ich wenig über mein Thema. Klar hatte ich schon viel von Alkoholismus gehört. Alkoholismus ist ein schwieriges Thema unserer Gesellschaft, weshalb ich es umso spannender finde. Im Verlauf meiner Arbeit habe ich viele neue Dinge über diese Suchtkrankheit gelernt und wahr immer wieder überrascht. Mit verschiedenen Büchern gelang es mir, das komplexe Thema besser zu verstehen und CoAbhängigkeit kennenzulernen und zu begreifen. Durch meine Arbeit habe ich erkannt wie tragisch Alkoholismus ist und wie sehr die Angehörigen unter der Sucht leiden. Ich habe unterschätzt, wie sehr Alkoholmissbrauch eine Familie oder andere Beziehungen beeinflussen und zerstören kann. Zuerst wollte ich einen Flyer zu diesem Thema gestalten. Nachdem ich mit mehreren Suchtberatern in Kontakt war, hatte ich das Gefühl vermittelt bekommen, dass es nicht sehr viel Sinn ergibt einen zu erarbeiten. Deshalb verwarf ich die Idee und wollte einen Flyer mit Anlaufstellen gestalten. Auch hier musste ich nach mehreren Gesprächen einsehen, dass es wenig Sinn ergibt, denn die Beratung findet jeweils kantonal statt. Das heisst, dass auf dem Flyer, den ich gemacht hätte, nur eine Adresse stehen würde. In einer Zeitung stiess ich auf ein Inserat für die Lesung von Julia Keller. Ich war sofort interessiert und kontaktierte sie direkt. Sie hat mir viele Fragen ausführlich beantwortet und so einen Einblick gewährt, wie es für sie war, mit einer suchtkranken Mutter aufzuwachsen und inwiefern sie dies heute noch bewegt. Ich möchte mich herzlich bei Julia Keller für ihre Offenheit bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie mir so persönliche Fragen über ihr Leben beantwortete und so viel Zeit für mich und meine Arbeit investiert hat. Ausserdem bin ich dankbar für das Kennenlernen und den persönlichen Austausch anlässlich ihrer Lesung. Das wunderschöne Titelbild stellte sie mir ausserdem kostenlos zur Verfügung. Vielen Dank auch meinem Betreuer Herr Timeo Studer. Er hat mir sehr viel Freiraum gelassen und immer wieder gute Inputs eingebracht. Auch meinen Eltern gilt ein Dank. Sie haben mir geholfen, ein spannendes Thema zu suchen und auch immer wieder Ideen geliefert, wie ich meine Arbeit verbessern könnte. Ich hatte grosses Glück mit meiner Themenwahl. Die Materie hat mich sehr interessiert und die Motivation für meine Maturaarbeit war gross. Ich bin überzeugt, dass sich die investierte Zeit gelohnt hat. Sehr viel erworbenes Wissen wird mich auch im Alltag weiterhin begleiten.

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Sachbücher
Beattie, Melody: Die Sucht, gebraucht zu werden, 16. Aufl., München, 1990. Dietze, Klaus. Spicker Manfred: Alkohol – kein Problem?. Suchtgefahren erkennen – richtig handeln, Weinheim und Basel. 2000. Heeg, Christine: Mein Mann der Alkoholiker. Eine wahre Geschichte, Kirchhain. 2005. Keller, Julia: Mein Name ist Julia, Norderstedt, 2020. Kolitzus, Helmut: Ich befreie mich von deiner Sucht. Hilfe für Angehörige von Suchtkranken, 12.Aufl., München. 2000. Lambrou, Ursula: Familienkrankheit Alkoholismus. Im Sog der Abhängigkeit, 7. Aufl., Hamburg, 2020. Lamfried, Doris: Naturwissenschaften Biologie Chemie Physik. Sucht, Berlin, 2004. Lindenmeyer, Johannes: Lieber schlau als blau, 7. Aufl., Basel, 2005. Zocker, Horst: Anonyme Alkoholiker. Selbsthilfe gegen die Sucht, 4. Aufl., München. 2006.
Internetdokumente
Schultz, Alkoholkonsum der Schweiz (22.06.2021), URL: https://de.statista.com/themen/4417/alkoholkonsuminderschweiz/ [Stand: 10.07.2021]. Slezak, Benjamin, Beziehung mit einem Alkoholiker, Partnerschaft und Alkohol, (10.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus [Stand: 20.08.2021]. Slezak, Benjamin, Trockene Alkoholiker, Das Leben mit einem trockenen Alkoholiker (19.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/tipps-fuer-abstinenz-von-angehoerigen [Stand: 12.07.2021]. URL: https://www.alkomi.de/angeh%C3%B6rige/wie-verhalte-ich-mich-einem-trockenenalkoholiker-gegen%C3%BCber/ [Stand: 14.07.2021]. URL: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-undgesundheit/alkohol/soziale-folgen.html [Stand: 09.07.2021]. URL: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/alkoholismus/folgen [Stand: 13.07.2021]. URL: https://www.kenndeinlimit.info/alkoholabhaengigkeit.html [Stand: 05.07.2021]. URL: https://leviosa-lifestyle.de/helfersyndrom-und-co-abhaengigkeit-ist-das-nicht-dasselbe/ [Stand: 25.07.2021]. URL: https://www.medmix.at/gesellschaftsdroge-alkohol/?cn-reloaded=1 [Stand: 07.07.2021]. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/alkoholsuchtursachen/ [Stand: 07.07.2021]. URL: https://www.netdoktor.de/krankheiten/alkoholismus/ [Stand: 07.07.2021]. URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/rauschmittel/alkohol/index.html [Stand: 05.07.2021]. URL: https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/alkoholdasmachterindeinemkoerper/ [Stand: 05.07.2021]. URL: https://www.suchtschweiz.ch/aktuell/medienmitteilungen/article/alkoholprobleme-sindein-tabu-aktionstag-bricht-das-schweigen/ [Stand: 05.09.2021]. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/alkoholsucht/ursachen/ [Stand: 10.07.2021]. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasenhaeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/kindersuchtkranker-eltern/ [Stand: 01.08.2021]. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholkrankheit#Symptome [Stand: 08.07.2021]. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/CoAbh%C3%A4ngigkeit [Stand: 06.07.2021]. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern, URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 21.07.2021].

Interviewpartnerin

Keller Julia, Autorin, Bergstrasse 23, 9475 Sevelen SG, 05.09.2021,  unveränderter E-Mail-Verkehr mit Antworten vom 06.09.2021

Abbildungsverzeichnis

Titelbild: Keller, Julia, Bergstrasse 23, 9475 Sevelen SG Abb. 1: Keller, Julia. URL: https://wp.meinnameistjulia.ch/kontakt/ [Stand: 20.09.2021]. Abb. 2: Keller, Julia. URL: https://wp.meinnameistjulia.ch/kontakt/ [Stand: 20.09.2021].  

Anhang

Interview mit Julia Keller

In welchem Alter erkannten Sie, dass Ihre Mutter ein Alkoholproblem hat? Dass meine Mutter ein Alkoholproblem hat bzw. Alkoholikerin ist, habe ich erst mit 19 Jahren gemerkt, und zwar, weil ich sie beim heimlichen Trinken erwischt habe. Meine Mutter hatte eine Flasche in einem Kleiderschrank versteckt und ich sah von aussen ins Zimmer rein, sie aber sah mich nicht, weil es draussen dunkel war. Das war der Moment, in dem es bei mir Klick gemacht hat. Ich habe es dann meinem Vater erzählt, doch der hat mir nicht geglaubt, hat mich sogar eine Lügnerin genannt. Ein paar Wochen später brach meine Mutter im Badezimmer zusammen und musste mit dem Krankenwagen ins Spital gebraucht werden. Sie kam auf die Intensivstation und die Diagnose lautete: Leberzirrhose – erhöhter Alkoholkonsum seit bestimmt zwanzig Jahren. Sie starb frühmorgens nach meinem 20. Geburtstag. Ich sah sie also an meinem Geburtstag zum letzten Mal. Sie starb im Sunnehus in Wildhaus. Dass bei meiner Mutter nicht alles in Ordnung war, habe ich aber schon viel früher gespürt, nur hatte [ich] keinen Namen für die Krankheit bzw. für ihren Umstand. Als Kind war ich nicht in der Position, Diagnosen zu stellen und kannte nur das Familiensystem, in dem ich hineingeboren bin. Wie hat sich das gezeigt? War die Sucht allgegenwärtig und massiv? Meine Eltern haben zu den Mahlzeiten praktisch immer Alkohol – Wein getrunken. Für mich war das also normal. Der Bedarf meiner Mutter hat sich aber mit der Zeit immer mehr gesteigert, so dass sie auch noch heimlich trinken musste. Sie trank beim Aufstehen bereits den ersten Schluck Wodka oder Whisky, zudem hatte sie einen Flachmann in der Handtasche. Sie erklärte meiner Schwester und mir, dass so ein Schluck sehr gesund sei. Wie sind Sie mit der Sucht Ihrer Mutter umgegangen? Ich habe sie akzeptiert und gelernt, mir und meinen Gefühlen keinen Glauben zu schenken. Wie schon gesagt, tief in mir drin spürte ich, dass was nicht stimmt, aber weil alle so getan haben, als wäre nichts, habe ich meine Gefühle unterdrückt. Dachten Sie als Kind, dass der grosse Alkoholkonsum Ihrer Mutter normal ist? Ja, das dachte ich tatsächlich. Wie gesagt, wenn beide Eltern regelmässig Alkohol konsumieren, kommt man als Kind nicht darauf, dass dies nicht normal sein könnte. Zudem bin ich die ersten 10 Jahre meines Lebens in der Westschweiz aufgewachsen und da herrscht eine andere Mentalität, dort wird viel Wein getrunken. Ein Apéro hier, ein Apéro dort… Wie war Ihre Beziehung zu Ihrem Vater und wie ging er mit der ganzen Situation um? Mein Vater hat vieles kompensiert: er war mit uns Skifahren, hat sonntags Karten gespielt. Heute weiss ich, dass er unglaublich viel verdrängt hat oder es einfach nicht sehen/erkennen wollte. Meine Eltern sind beide suchtbelastet. Beide sind Kettenraucher und wie gesagt, mein Vater ist dem Alkohol auch nicht abgeneigt. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie merkten, Sie können nicht wirklich helfen? Als Kind habe ich nicht begriffen, dass ich nicht helfen kann. Im Gegenteil, ich habe mich stets schuldig/verantwortlich gefühlt für meine Eltern. War das Verstecken beziehungsweise den Schein nach aussen zu waren ein grosses Thema in Ihrer Familie? Ich kann da nicht für meinen Vater oder für die Verwandtschaft im Allgemeinen sprechen, ich kann nur sagen, dass in meinen Augen sehr vieles unter den Teppich gekehrt wurde, ja! Oft hiess es, dass meine Mutter halt nicht eine typische Mutter ist und damit war für alle alles klar und es war alles entschuldigt. Beispielsweise ging meine Mutter nicht an die Elterngespräche der Schule. Sie fuhr auch nicht Velo (als Kind schon, aber später, als sie Mutter war, habe ich sie nie auf einem Velo gesehen) und die Autoprüfung hat sie sehr spät, nach 40 gemacht und ist 3x durchgefallen. Sie war auch immer sehr nervös. Ich denke, dass der Alkohol sie ruhiggestellt hat. Wie unterschied sich der Alltag, Ihrer Familie von einer «Normal-Familie»? Meine Freundinnen durften zum Beispiel weniger als ich. Meine Mutter hat sich auch nicht gross für mein Leben interessiert. Sie hat einfach viel Zeit für sich gebraucht, dabei hatte sie eigentlich genug Zeit, denn wir waren ja tagsüber in der Schule, sie war Hausfrau und hatte sogar 1-2 [mal] die Woche eine Putzfrau. Um den Garten hat sich mein Vater gekümmert und mit dem Hund sind meine Schwester, mein Vater und ich spazieren gegangen. Sie war kein einziges Mal mit unserem Hund spazieren. Ich kann das heute noch fast nicht glauben, aber es war wirklich so. Was hätten Sie der kleinen Julia von damals gesagt?  Du kannst nichts dafür und Du hast nichts falsch gemacht. Haben Sie schon von Co-Abhängigkeit gewusst, wann erkannten sie das zum ersten Mal? Ich bin mit ca. 25 Jahren eine Weile in eine Al-Anon Gruppe gegangen, das heisst, dass mir damals schon meine Co-Abhängigkeit bewusst war. Doch viel mehr hat mir schliesslich die Psychotherapie geholfen.   Haben Sie sich eine Mitschuld darangegeben, dass Ihre Mutter getrunken hat? Wie gesagt, als Kind wusste ich nicht, dass meine Mutter Alkoholikerin ist, aber ich habe mich immer für meine Eltern verantwortlich gefühlt, also muss ich diese Antwort mit ja beantworten, obwohl ich nicht wusste, worin meine Schuld besteht. Haben Sie von aussen Hilfe erhalten? Konnten und wollten Sie diese Hilfe oder Ratschläge annehmen? Nein, als Kind habe ich leider keine Hilfe erhalten. Der Einzige, der von der Sucht meiner Mutter wusste, war der Hausarzt, doch dieser hat nichts unternommen. Im Gegenteil, er hat meiner Mutter eine Alibi-Diagnose gegeben, nämlich Eisenspeicherkrankheit. Sie war nämlich sehr dünn und hatte einen grossen aufgeblähten Bauch. Das war wohl, weil die Leber nicht mehr richtig funktionierte. Als ich mit 18 Jahren zwei Schlaganfälle hatte, befand dieser Arzt es nicht als nötig mich zu untersuchen, ich klagte nämlich über heftige Kopfschmerzen und Unwohlsein. Ich bin nicht besonders wehleidig. Damals hatte ich den ersten Schlaganfall schon hinter mir (Grosshirn hat die Funktionen des Kleinhirns übernommen) und erst der zweite Schlaganfall bewirkte, dass ich ohnmächtig wurde und halbseitig gelähmt war. Er dachte wohl, wie die Mutter so die Tochter und hat mich nicht ernst genommen. Das macht mich im Nachhinein wütend, ja. Ich habe die erste Therapie kurz nach dem Tod meiner Mutter begonnen. Dann wurde ich selbst Mutter, bereits mit 22 Jahren, und dann habe ich mit 32 Jahren 8 Jahre bei einer Psychologin Therapie gemacht, dann 4 Jahre bei einem Psychologen und jetzt bin ich wieder bei einer Frau. Ich bin immer noch daran meine Kinderanteile zu mir zurückzuholen und sie erwachsen werden zu lassen. Das ist sehr viel Arbeit, aber es ist sehr wichtig.   Hat diese Zeit auch Stärken in Ihnen hervorgebracht? Wie konnten Sie sich mit der Vergangenheit als Tochter einer alkoholkranken Mutter aussöhnen? Ja, ich habe einige Stärken entwickeln können: Ich bin sehr sensibel, sprich feinfühlig und kann meine Mitmenschen äussert gut «lesen». Meine Wahrnehmung ist sehr stark und in den meisten Fällen absolut richtig. Ich kann mich also auf sie verlassen. Ich sollte eigentlich Detektivin werden oder sowas. Ich hab´s einfach im Gespür. Ich habe es einfach akzeptiert, etwas anderes ist mir ja gar nicht übriggeblieben. Ich bin aber manchmal schon noch sehr traurig. Zu welchem Zeitpunkt konnten Sie sich aus dieser Co-Abhängigkeit befreien? Wie war dies möglich? Ich weiss nicht, ob ich mich wirklich davon befreit habe. Momentan bin ich gut unterwegs, aber es hat schon seine Gründe, warum ich immer noch in Therapie bin. Was hätten Sie vielleicht auch anders gemacht in Bezug auf die Beziehung oder das Verhalten zu ihrer Mutter? Mit dem Wissen um die Sucht? Diese Frage ist auch wieder schwer zu beantworten. Ich war ein Kind und hatte keine Wahl. Ich habe meine Eltern geliebt und liebe sie immer noch. Ich weiss nicht, ob ich etwas anders hätte machen können – ich glaube nicht. Was würden Sie jedem Betroffenen nahelegen? Sind Sie sensibilisiert auf solche Abhängigkeiten in Suchtfragen in Ihrer Umgebung? Ich würde jedem Betroffenen empfehlen sich Hilfe zu suchen und am besten eine Therapie zu machen. Ich erkenne eine/n Alkoholiker/in sofort, da habe ich sehr feine Antennen/Sensoren. Es fühlt sich jeweils so an, als wäre meine Mutter plötzlich im Raum. Wenn Kinder wiederum Verlassenheitsgefühle haben, so spüre ich das auch sofort und es trifft mich dann sehr. Was halten sie von der Aussage, dass die eigentlichen Opfer die Kinder und Partner der Abhängigen sind? Da kommen mir grad die Tränen. Ich weiss nicht, ob es stimmt, aber es ist wohl was Wahres dran. Ich sehe es aber auch so, dass die Abhängigen auch Opfer ihrer Selbst sind, denn auch sie haben ihre Geschichte und haben wohl in den entscheidenden Phasen wohl keine Hilfe erhalten oder jedenfalls nicht die richtige Hilfe. Wie hat der Alkoholismus Ihrer Mutter Sie längerfristig beeinflusst? Wie hat diese Kindheit Ihr heutiges Verhältnis zu Alkohol geprägt? Ich bin praktisch suchtfrei. Mir ist meine Gesundheit äusserlich wie innerlich wichtig. Ich trinke gelegentlich Alkohol, aber halt in Massen bzw. ich mag es nicht, wenn ich betrunkene Menschen um mich habe. Haben Sie Ratschläge für Co-Abhängige? Holt Euch therapeutische Hilfe. Und was ganz wichtig ist: Ihr könnt einem Süchtigen nicht helfen, nur er/sie kann sich selbst helfen, niemand anders. Hier ist Abgrenzung sehr wichtig. Man muss den Kontakt nicht abbrechen, aber man muss sich abgrenzen können. Wenn das nicht geht, dann sollte man den Kontakt tatsächlich besser abbrechen oder zumindest für eine Weile abbrechen bis man stark genug ist, um sich abzugrenzen.  

Selbstständigkeitserklärung

Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig, ohne fremde Hilfe und nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe. Die den Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht. Ebenfalls nehme ich zur Kenntnis, dass meine Arbeit zur Überprüfung der korrekten und vollständigen Angaben der Quellen mit Hilfe einer Software (Plagiatserkennungstool) geprüft wird. Zu meinem eigenen Schutz wird die Software auch dazu verwendet, später eingereichte Arbeiten mit meiner Arbeit elektronisch zu vergleichen und damit Abschriften und eine Verletzung meines Urheberrechtes zu verhindern. Falls Verdacht besteht, dass mein Urheberrecht verletzt wurde, erkläre ich mich damit einverstanden, dass die Schulleitung meine Arbeit zu Prüfzwecken herausgibt.   Appenzell, 2. November 2021                                               Unterschrift: [1] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 12-13. [2] Schultz, Alkoholkonsum der Schweiz (22.06.2021), URL: https://de.statista.com/themen/4417/alkoholkonsuminderschweiz/ [Stand: 10.07.2021]. 4  Vgl. URL: https://www.netdoktor.de/krankheiten/alkoholismus/ [Stand: 08.07.2021]. 5  Vgl. Heeg, 2005, S. 133. [3] Vgl. Heeg, 2005, S. 133. [4] Lambrou, 2020, S. 19. [5] Vgl. Lamfried, 2004, S. 21. [6] Vgl. Lamfried, 2004, S. 21. [7] Vgl. URL: https://www.kenndeinlimit.info/alkoholabhaengigkeit.html [Stand: 05.07.2021]. [8] Vgl. URL: https://www.kenndeinlimit.info/alkoholabhaengigkeit.html [Stand: 05.07.2021]. 12  Vgl. URL: https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/alkoholdasmachterindeinemkoerper/    [Stand: 05.07.2021]. [9] Vgl. URL: https://www.kenndeinlimit.info/alkoholabhaengigkeit.html [Stand: 05.07.2021]. [10] Dietze, Spicker, 2000, S. 47.   [11] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 57. [12] URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/alkoholsucht/ursachen/ [Stand: 10.07.2021]. [13] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 51. [14] Vgl. Wikipedia, Alkoholkrankheit, [Stand: 08.07.2021]. [15] Vgl. URL: https://www.kenndeinlimit.info/alkoholabhaengigkeit.html [Stand: 50.07.2021]. [16] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/alkoholsucht/ursachen/ [Stand: 08.07.2021]. [17] Vgl. Wikipedia, Alkoholkrankheit, [Stand: 08.07.2021]. [18] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/alkoholsuchtursachen/   [Stand:07.07.2021]. [19] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 55-56. 24  Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 52. [20] Vgl. Zocker, 2006, S. 28. [21] Dietze, Spicker, 2000, S.29. [22] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 28. [23] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 28. [24] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 28. [25] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 40. [26] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 41. [27] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 41-42. [28] Vgl. Kolitzus, 2000, S. 77. [29] Vgl. URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/rauschmittel/alkohol/index.html [Stand: 05.07.2021]. [30] Vgl. URL: https://www.medmix.at/gesellschaftsdroge-alkohol/?cn-reloaded=1 [Stand: 07.07.2021]. [31] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 13. [32] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 13. [33] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 13-14. 39  Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 14. [34] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 98. [35] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 99. [36] Vgl. Lindenmeyer, 2005, S. 102-103. [37] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. [38] Vgl. Slezak, Benjamin, Trockene Alkoholiker, Das Leben mit einem trockenen Alkoholiker   (19.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/tipps-fuer-abstinenz-von-angehoerigen [Stand: 12.07.2021]. [39] Vgl. URL: https://www.alkomi.de/angeh%C3%B6rige/wie-verhalte-ich-mich-einem-trockenen-  alkoholiker-gegen%C3%BCber/ [Stand: 14.07.2021]. [40] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 29. [41] Vgl. Lamfried, 2004, S. 29. [42] Vgl. Lamfried, 2004, S. 29. 49  Vgl. Lamfried, 2004, S. 29. [43] Vgl. URL: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/alkoholismus/folgen [Stand: 13.07.2021]. [44] Vgl. URL: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-   gesundheit/alkohol/soziale-folgen.html [Stand: 09.07.2021]. [45] Vgl. URL: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und- gesundheit/alkohol/soziale-folgen.html [Stand: 09.07.2021]. [46] Dietze, Spicker, 1997, S. 185. [47] Kolitzus, 2000, S. 13. [48] Vgl. Kolitzus, 2000, S. 16. [49] Kolitzus, 2000, S. 16. [50] Vgl. Kolitzus, 2000, S. 16-17. [51] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [52] Beattie, 1990, S. 47. [53] Vgl. Beattie, 1990, S. 47. [54] Vgl. Beattie, 1990, S. 54. [55] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 147. [56] Vgl. Beattie, 1990, S. 55. [57] Vgl. Beattie, 1990, S. 55-56. [58] Vgl. Beattie, 1990, S. 57. [59] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 147. 67 Vgl. Beattie, 1990, S. 61. [60] Vgl. Beattie, 1990, S. 61-62. 69  Beattie, 1990, S. 65. [61] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 145. [62] Vgl. Zumbühl, Doris, URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/Co-   Abhaengigkeit/ [Stand: 21.07.2021]. [63] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasen-   haeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. [64] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasen-   haeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. [65] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasen-   haeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. [66] Vgl. Beattie, 1990, S.64. [67] Vgl. URL: https://leviosa-lifestyle.de/helfersyndrom-und-co-abhaengigkeit-ist-das-nicht-dasselbe/    [Stand: 25.07.2021]. [68] Vgl. Beattie, 1990, S.15. [69] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. [70] Vgl. Kolitzus, 2000, S.161 [71] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. [72] Vgl. URL: https://www.al-anon.ch/ueber-uns/ [Stand: 05.10.2021].   [73] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. [74] Vgl. URL: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/co-abhaengigkeit/ [Stand: 28.07.2021]. [75] Dietze, Spicker, 2000, S. 151. [76] Vgl. Dietze, Spicker, 2000, S. 151. [77] Dietze, Spicker, 2000, S. 152. [78] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [79] Vgl. Lambrou, 2020, S. 184. [80] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. [81] Vgl. Lambrou, 2020, S. 195. [82] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [83] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [84] Vgl. Lambrou, 2020, S. 187-191. [85] Vgl. Lambrou, 2020, S. 201-204. [86] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [87] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [88] Vgl. Zumbühl, Doris, Co-Abhängigkeit im Umfeld von Alkoholikern. URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/CoAbhaengigkei/ [Stand: 09.07.2021]. [89] Vgl. Lambrou, 2020, S. 199-200. [90] Vgl. Lambrou, 2020, S. 86. 100  Lambrou, 2020, S. 86. [91] Vgl. Lambrou, 2020, S. 95. [92] Vgl. Lambrou, 2020, S. 97. [93] Vgl. Lambrou, 2020, S. 98. [94] Vgl. Lambrou, 2020, S. 101. 105 Vgl. Lambrou, 2020, S. 98. [95] Vgl. Zumbühl, Doris, URL : https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/Co- Abhaengigkeit/ [Stand: 21.07.2021]. [96] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasen- haeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. [97] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/kinder-   suchtkranker-eltern/ [Stand: 01.08.2021]. [98] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 149. [99] Vgl. Dietze, Spicker, 1997, S. 149-150. [100] Vgl. URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/co-abhaengigkeit/phasenhaeufigkeiten-gefaehrdungspotenzial/ [Stand: 20.07.2021]. [101] Vgl. Kolitzus, 2000, S. 17-18. 113 Vgl. Kolitzus, 2000, S. 19. [102] Vgl. Zumbühl, Doris, URL: https://www.sprechzimmer.ch/Fokus/Alkoholabhaengigkeit/Co- Abhaengigkeit/ [Stand: 25.07.2021]. [103] Vgl. Slezak, Benjamin, Beziehung mit einem Alkoholiker, Partnerschaft und Alkohol, (10.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus [Stand: 20.08.2021]. [104] Vgl. Slezak, Benjamin, Beziehung mit einem Alkoholiker, Partnerschaft und Alkohol, (10.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus [Stand: 20.08.2021]. 117 Vgl. Lambrou, 2020, S.141. [105] Vgl. Slezak, Benjamin, Beziehung mit einem Alkoholiker, Partnerschaft und Alkohol, (10.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus [Stand: 20.08.2021]. [106] Vgl. Slezak, Benjamin, Beziehung mit einem Alkoholiker, Partnerschaft und Alkohol, (10.01.2017), URL: https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus [Stand: 20.08.2021].   [107] Vgl. URL: https://www.suchtschweiz.ch/aktuell/medienmitteilungen/article/alkoholprobleme-sind-ein- tabu-aktionstag-bricht-das-schweigen/ [Stand: 05.09.2021]. [108] Vgl. Keller, 2020, S. 131. 122 Vgl. Keller, 2020, S. 4-5. [109] Keller Julia, Autorin, Bergstrasse 23, 9475 Sevelen SG, 05.09.2021.