Qultur – Im Gespräch mit Philipp Lonsky

Philipp Lonsky lebt mit seiner Familie in Sevelen im Kanton St. Gallen. Der gebürtige Österreicher mit liechtensteinischem Dialekt arbeitet als Lehrer am Liechtensteinischen Gymnasium in Vaduz. Er unterrichtet Sport und Informatik. In seiner Freizeit ist er in der Band bROCKoli Schlagzeuger und auch Sänger. In seiner Freizeit komponiert er Songs und schreibt Geschichten. Im Dezember 2021 veröffentlichte Philipp seinen ersten Roman «Blöd gelaufen».

Jetzt, ein Jahr später, ist sein neues Buch «HOPE 15» erschienen.z 

JULIA KELLER /7.12.22

Lieber Phil, worum geht es in diesem Buch und was bedeutet der Titel des Buchs?

Mein neues Buch heisst HOPE 15 und ist ein Zukunfts-, aber kein Science-Fiction-Roman.

Worin besteht da der Unterschied?

Science-Fiction ist für mich vor allem Fantasy. Dabei geht es meist um fremde Zivilisationen und Raumfahrtthemen. Mein Buch ist ein Zukunftsroman und erzählt von der Welt in zwanzig Jahren. Es ist eine Vision, die möglichst realistisch und erdbezogen erzählt wird.

Und was bedeutet die Zahl 15?

Die Hopes sind Abkürzungen für spezielle Schutzcenter für Menschen. Bei diesen Menschen handelt es sich um Überlebende. Weltweit existieren etwa 50 solche Einrichtungen, doch in meinem Buch geht es um das Schutzzentrum Hope15, welches das nächstgelegene Zentrum unserer Region ist.

In meinen Geschichten geht es meist ums Thema «Was wäre wenn…?». Der Grundgedanke bei dieser Geschichte ist «Was wäre, wenn die Natur eines Tages genug vom Menschen hat und auf eine möglichst sanfte Art versucht den Menschen auszurotten?». Im Buch steht eine 4-köpfige Familie im Mittelpunkt des Geschehens und diese versucht mit der eben beschriebenen Situation umzugehen.

Bist du in der Zeit der Coronapandemie auf die Idee gekommen?

Nein, das fragen mich jedoch viele. Die Idee ist bereits im Jahre 2018 entstanden. Dieses Phänomen, nämlich eine Idee zu entwickeln, die dann wenige Monate später Realität wird, ist mir übrigens schon mehrfach begegnet. Vor vielen Jahren habe ich ein Musical geschrieben über ein paar Jungs, die sich in einem Experiment befinden. Sie erfahren, dass sie ein Jahr lang beobachtet werden, und dann kam im realen Leben das Fernsehformat Big Brother. Das hat mich schon etwas geärgert.

Sind deine Figuren im Roman reale Personen oder sind es Philippanteile, die im Buch richtiges Leben eingehaucht bekommen?

Es sind durchs Band erfundene Figuren. Vielleicht stelle ich manchmal einen Charakter so dar, wie ich selbst gerne wäre, aber im Grossen und Ganzen lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und freue mich darüber, wenn eine Figur humorvoll oder möglichst authentisch rüberkommt.

Hier liest euch Philipp Lonsky eine Buchpassage von «Hope 15» vor.

Was unterscheidet sich von deinem ersten Roman «Blöd gelaufen» zu deinem zweiten Roman «HOPE 15»?

Bei meinem ersten Roman habe ich einfach so drauflosgeschrieben. Für Roman Nr. 2 lag mir nach dem Brainstorming ein 90-seitiger Entwurf mit den einzelnen Szenen vor, welche ich nur noch ausformulieren musste.

Ich habe munkeln gehört, dass du bereits einen dritten Roman in petto hast, stimmt das?

Ja, aber dabei handelt es sich um eine Fortsetzung von HOPE 15. Ich hatte so viele Einfälle, dass ich gemerkt habe, dass ich besser eine Fortsetzung schreibe, als dass der erste Roman ein dicker und unhandlicher Schinken wird.

Deine Hobbys nehmen sicherlich viel Zeit in Anspruch. Was macht Philipp sonst, wenn er nicht gerade arbeitet, schreibt oder musiziert?

Ich geniesse das Leben und meine Freiheiten. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Ich bin auch gerne zuhause und brauche keinen Rummel. Zu tun, was ich möchte, nicht den Gesellschaftszwängen zu unterliegen, das ist für mich Freiheit.

Lieber Phil, vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Qultur wünscht dir viel Erfolg mit deinem neuen Buch.

 

Das Buch HOPE 15 kann bei Philipp direkt unter philipp.lonsky@bluewin.ch bestellt und abgeholt werden oder in den handelsüblichen Buchläden der Region gekauft werden.

Advent und kaum ein Lichtlein brennt

Advent und kaum ein Lichtlein brennt

 

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.

Autor unbekannt

 

Ich möchte mit euch meine Gedanken zum Thema Licht teilen.  

Ohne Licht kein Leben. In diesem Punkt sind sich Naturwissenschaftler und Theologen einig. Nicht selten ist die Rede von einem Lebenslicht, das mit der Geburt gleichsam entzündet wird, und das Sterben wird als Erlöschen eben dieses Lichts beschrieben.

«Ihr seid das Licht der Welt», sagt Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5.

Mit dem gegenteiligen Begriff «Finsternis» werden in der Bibel alle gottfeindlichen Kräfte der Welt bezeichnet. Auch das individuelle Leiden des Menschen kann als Finsternis beschrieben werden. Mit Finsternis kann auch eine bestimmte Weise zu leben gemeint sein – das Leben in der Ferne zu Gott.

Gott hat jedenfalls bei vielen Menschen nicht die höchste Priorität und bei manchen Menschen hat er überhaupt keinen Platz mehr. Und trotzdem feiern die meisten Menschen hierzulande Weihnachten. Modern ausgedrückt, handelt es sich um das Fest der Liebe. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, ob dafür nicht der Valentinstag zuständig ist? Ebenso ist für mich eine Fussball WM um diese Jahreszeit definitiv gewöhnungsbedürftig.

Letztes Jahr, so meine Erinnerung, durfte man nur im kleinen Kreise Weihnachten feiern und dieses Jahr werden wir dazu aufgefordert, möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Was ist bloss los mit unserer Welt? Zum dritten Mal hintereinander erleben wir, dass seitens Bundesrat Empfehlungen bis sogar Anweisungen zum Weihnachtsfest gemacht werden. Ich hoffe sehr, dass dies nicht zur Normalität wird!

Eins beruhigt mich doch sehr, und zwar, dass das Licht stärker ist als die Dunkelheit. Das ist und war schon immer so und wird sich auch nie ändern.

«Die ganze Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzelnen Kerze nicht löschen.» Franz von Assisi.

Dieser Beitrag wurde letztes Jahr um diese Zeit aufgenommen. Mitten in der Pandemie konnte das Konzertprogramm SYMPHONIC WORSHIP am 20. und 21. November 2021 in Steffisburg vor über tausend mitsingenden Zuschauer/innen aufgeführt werden. Viele Proben mussten virtuell durchgeführt werden. Nach der Zwangspause dann der besagte Auftritt. Das sorgte bei den Zuschauern, Musikern und Sängern für grosse Emotionen.

Das Interview zum Buchtalk mit Petra Näf

 
Als Stadträtin leitet Petra das Ressort Gesundheit und Alter. Sie ist aber auch Familienfrau. Ihre inzwischen fast erwachsenen Kinder, 17 und bald 20 Jahre alt, sieht Petra als grosses Geschenk und Bereicherung. In ihrer Freizeit treibt Petra gerne Sport und sie leitet seit vielen Jahren Seniorenturngruppen in Buchs und Räfis.

 

Passage aus dem Buch von Wolfgang Krüger:
«Meist wissen wir zu wenig über Freundschaften. Obwohl sie sehr wichtig sind, stehen sie nicht im Fokus unserer Aufmerksamkeit. Denn im Allgemeinen unterschätzen wir ihren Einfluss auf unser Lebensglück. Deshalb gibt es tausende Bücher über die Liebe und nur wenige über Freundschaften.

Sicher sind Liebesbeziehungen oft aufregender. Wir verleben tolle Nächte, geniessen die Erotik, den Rausch der Gefühle. Aber dies macht die Liebe auch anfälliger für Affekte, für Kränkungen und emotionale Schwankungen. Demgegenüber sind Freundschaften etwas distanzierter und dadurch stabiler.»

Was hat es mit der Passage auf sich, die du vorhin vorgelesen hast? Hat sie vielleicht auch etwas mit dir zu tun? Wie wichtig sind dir Freundschaften?
Mir ist so richtig bewusst geworden, dass Freundschaften einen konstant durchs Leben begleiten. Sie sind wie ein Grundpfeiler. Und in schwierigen, gar kräfteraubenden Situationen können sie wie ein Fels in der Brandung Kraft und Unterstützung geben. Das ist besonders wertvoll. 

Zitat aus dem Buch: «Freundschaften können uns ein tiefes Gefühl der Sicherheit geben. Was eine gute Mutter oder ein guter Vater für das Kind ist, können verlässliche Freundschaften für uns Erwachsene sein. Sie können uns das Gefühl vermitteln, dass wir nie ganz allein sind. Sie helfen uns die dunklen Stunden des Lebens zu überstehen.»

Was hat dich sonst noch im Buch bewegt oder überrascht? Findest du grad eine Stelle, die du uns vorlesen kannst?
«Ein Streit zwischen wahren Freunden und Liebenden bedeutet gar nichts. Gefährlich sind nur Streitigkeiten zwischen Menschen, die einander nicht ganz verstehen.»

Wenn man sich wirklich versteht, dann sind auch Meinungsverschiedenheiten meist kein Problem, denn man schätzt das Gegenüber und tritt wohlwollend auf. Freundschaft basiert auf Vertrauen und Vertrauen braucht Zeit. Ich glaube, man kann erst von Freundschaft reden, wenn man sich gut kennt, dafür braucht es auch Tiefgang.

Wie bist du auf dieses Buch gestossen?
Ich leite eine Nordic Walking Gruppe mit Seniorinnen. Dort hat mir eine Teilnehmerin einen Zeitungsartikel mit dem Titel «Keinen Freund zu haben ist ein furchtbarer Mangel an Glück» mitgebracht. Ich las das Interview mit Wolfgang Krüger und fand den Artikel sehr interessant. Darum habe ich das Buch bestellt.

Wie definiert der Autor des Buches «Freundschaft»?
Wahres Interesse am Menschen/am Gegenüber. Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Und man kann nicht unzählig viele Freundschaften pflegen. Ich habe gelesen, dass man 300-500 Stunden miteinander verbringen sollte, damit man sich gut genug kennt und das nötige Vertrauen aufbauen kann, das es braucht, um Freunde zu sein.

W. Krüger: «Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.»

Also stimmst du mit ihm überein?
Ja, definitiv. Ich, zum Beispiel, pflege Freundschaften mit Spaziergängen im Wald. Ein Waldspaziergang wirkt sich ohnehin schon positiv auf Körper und Geist aus. Kommt dann noch ein gutes Gespräch hinzu, ist das einfach wunderbar.

Wie weit würdest du für eine Freundschaft gehen? Das Buch behandelt auch dieses Thema auf Seite 41 – Juden verstecken vor Adolf Hitler
Wir leben glücklicherweise nicht in einer solch schwierigen Zeit. Ich kann daher nicht sagen, wie weit ich wirklich gehen würde, vor allem wenn ich mein Leben dafür lassen müsste.

Es ist aber halt schon so, dass man in Krisen spürt, wen man als Freund bezeichnen kann.

Gibt es laut Krüger einen Unterschied zwischen Männer- und Frauenfreundschaften?
Gemäss Krüger pflegen Frauen grundsätzlich häufiger Freundschaften als Männer. Ausserdem schreibt Wolfgang Krüger «…sind Männerfreundschaften häufig sachlicher und weniger emotional. In den typischen Männerfreundschaften spielt gemäss Autor der gemeinsame Sport häufig eine grosse Rolle oder man spricht beispielsweise über Autos – aber wenig über sich selbst. Häufig hätten Männer grosse Schwierigkeiten, sich emotional zu öffnen. Daher stellt sich Krüger die Frage: Sind solche Beziehungen krisentauglich?» Das finde ich eine interessante Frage.

Seid ihr auf der Stadtratsebene befreundet oder seid ihr Kollegen, sozusagen kollegial verbunden?
Wir sind Kollegen. Im Stadtrat geht es um sachliche Diskurse und nicht um uns als Privatperson. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass wir einen respektvollen Umgang miteinander pflegen, aber es geht dabei wie gesagt um sachliche Themen und nicht um private Angelegenheiten. Da wir uns alle für die Entwicklung von Buchs und der Region interessieren, haben wir natürlich auch ausserhalb unserer Sitzungen genügend Gesprächsstoff. So können wir vielleicht von Berufsfreundschaften sprechen.

Und wie ist es mit deinen Kindern? Bist du heute Mutter oder Freundin?
Ich bin Mutter. Ich musste glücklicherweise nie «die gute Freundin für sie sein», weil ich meinen Kindern viel Zeit geschenkt habe und meine Mutterpflichten ernstgenommen habe. Die Basis unserer Mutter-Kind-Beziehung ist Liebe. Als Mutter möchte ich meinen Kindern einen sicheren Rahmen geben.

Können Tiere laut Wolfgang Krüger einen Freundschaftsersatz sein?
Wir haben eine Katze namens Mira. Sie ist für uns eine grosse Bereicherung, aber kein Freundschaftsersatz. Laut Krüger ist es möglich. Als Beispiel nimmt er die Beziehung Mensch – Hund.

Können vielleicht Bücher ein Freundschaftsersatz sein?

Der Autor verrät uns, dass wir in Büchern auf viele Menschen/Figuren treffen, mit denen wir innerlich Freundschaft schliessen können.

Tatsächlich erinnere ich mich an eine Begebenheit vor vielen Jahren. Ich hatte meiner Tochter die Geschichte von Pippi Langstrumpf vorgelesen. In der Fasnachtszeit wollte sie dann gerne als Pippi verkleidet in den Kindergarten gehen. Die Kindergärtnerin hat mir im Nachhinein erzählt, wie anders sich Valeria als sonst verhalten hätte. Durch das Kostüm der Pippi war sie viel mutiger und extrovertierter als sonst. Somit können solche Figuren schon einen Einfluss auf uns haben, das sehe ich auch so.

Was sind Todsünden einer Freundschaft?
•             Unzuverlässigkeit

•             Die Nehmerhaltung

•             Tratscherei

Freundschaften im Alter – sozusagen dein Fachgebiet, was gibt es hier zu berichten?
Schon früh sollte man sich die Frage stellen: Verfüge ich über so intensive Freundschaften, dass ich auch ohne Partner über eine gute soziale Stabilität verfüge. Freundschaften sollten daher genauso wie Liebesbeziehungen gepflegt werden.

Kannst du uns auch ein paar Informationen über den Autor preisgeben?
Wolfgang Krüger ist Psychologe und Psychotherapeut mit Schwerpunkte Ängste Psychosomatik, Partnerschaft und Freundschaft. Er publizierte mehrere erfolgreiche Bücher zu zentralen Themen von Liebesbeziehungen.

Wir sind jetzt am Ende gelangt. Kannst du uns noch eine finale Buchpassage vorlesen?
Echte, tiefe Freundschaften sind nur mit solchen Menschen möglich, die über eine ausgeprägte Beziehungsfähigkeit verfügen. Sie können wirkliche Bindungen mit anderen Menschen eingehen, weil sie eine intensive Beziehung mit sich selbst pflegen. Anders ausgedrückt: Diese Menschen haben eine tiefe Freundschaft mit sich selbst geschlossen. Sie kennen sich selbst und waren in der Lage, ihre Minderwertigkeitsgefühle zumindest teilweise zu überwinden. Durch ihre vielfältigen Interessen verfügen sie über ein reiches Innenleben und haben damit den Schlüssel zum glücklichen Leben gefunden.

Wenn wir so intensiv leben, sind wir zu einer echten Begegnung fähig, die noch lange in uns nachwirkt. Dann gehören wir zu jenen Menschen, die uns tatsächlich ihre ganze Hand und ihre volle Aufmerksamkeit geben, während uns die Durchschnittsfreunde immer nur den kleinen Finger in Form ihrer sparsamen Zuwendung reichen. Das war auch die Überzeugung von Carl Zuckmayer. Er schrieb einmal, die wichtigste Voraussetzung für die Freundschaft sei: «…die Aufgeschlossenheit, das Weit-Offen-Sein der Herzen, auch für die flüchtige, vorübergehende, unscheinbare Zufälligkeit der Begegnung, und die Bereitschaft, davon gerührt… zu werden.»

Petra: Wir müssen aufmerksam durchs Leben gehen, mit dem Herzen offenbleiben, denn wir wissen nie, wann uns der nächste Freund im Leben begegnet.

Danke dir, liebe Petra, für das sehr aufschlussreiche Interview zum Thema Freundschaft.

Ich möchte mich mit folgendem Zitat von dir und unseren Gästen hier in der Bibliothek Buchs verabschieden:
«Une vie sans amis serait comme un jardin sans fleurs.»
Ein Leben ohne Freunde wäre wie ein Garten ohne Blumen.

Hinweis: Am 25. Januar 2023 um 19 Uhr wird Kuno Bont, freischaffender Filmemacher, aber auch Regisseur für Theater und Musical uns sein neues Filmdrehbuch vorstellen. Und Qultur darf ihm dazu ein paar Fragen stellen. Wir freuen uns schon sehr darauf.

Im Gespräch mit Sabrina Bürzle

Heute gehe ich der Frage nach, was junge Erwachsene mit ihrem Leben anfangen wollen und mit welchen Herausforderungen sie sich herumschlagen müssen. Denn das Angebot ist vielfältig und die Konkurrenz gross. Ist es sinnvoll, die Leidenschaft zum Beruf zu machen oder geht dann die Leidenschaft irgendwann abhanden?
 
Julia Keller /7.10.22
 

Sabrina Bürzle ist 25 Jahre alt und wohnt in Balzers/FL. Sie hat nach der Oberstufe die Fachmittelschule, mit Schwerpunkt Pädagogik, in Sargans besucht. Anschliessend hat sie einen Sprachaufenthalt in Irland gemacht. Danach besuchte sie die ISME, Interstaatliche Maturitätsschule für Erwachsene, bei der sie im 4. Semester einsteigen konnte, weil sie bereits die Fachmaturität abgeschlossen hatte. Nach dem Maturitätsabschluss begann die junge Frau ein Studium an der Uni Zürich. Englisch im Hauptfach und Geografie im Nebenfach. Schnell wechselte sie auf Hauptfach Film. Kein halbes Jahr später brach Sabrina das Studium ab. Das Studium entsprach nicht ihren Vorstellungen. Bevor sie mit dem Tourismusstudium begann, absolvierte sie ein Praktikum im Grand Ressort in Bad Ragaz.

Liebe Sabrina. Entweder bist du sehr wissbegierig und lernst gerne Neues oder aber, du fängst gerne etwas an und bleibst danach nicht dabei. Was trifft zu?

Ich bin sicherlich wissbegierig, aber dass ich so viele Ausbildungen absolviert habe und immer wieder die Richtung gewechselt oder frühzeitig abgebrochen habe, hat damit zu tun, dass ich nicht sehr entscheidungsfreudig bin. Zudem habe ich viele Interessen und habe gewisse Vorstellungen und merke dann auf einmal, dass die Realität und meine Vorstellung nicht übereinstimmen.

Schlussendlich hast du mehrere Fachdiplome überreicht bekommen. Fiel dir die ganze Paukerei leicht oder war es anstrengend?

Der Druck zu bestehen, also nicht zu versagen, war permanent da und von daher war es schon ziemlich anstrengend. Es gab aber immer wieder Phasen, bei denen ich die Ausbildungen geniessen konnte, denn es sind in jener Zeit wertvolle Freundschaften entstanden.

Du studierst aktuell Tourismus an der Fachhochschule FHGR in Chur. Was lernst du dort hauptsächlich und was ist besonders spannend an diesem Studium?

Im ersten Jahr des Studiums habe ich hauptsächlich Basiswissen vermittelt bekommen. Im Fokus des zweiten Jahres standen viele Gruppenarbeiten. Aktuell befinde ich mich im dritten und letzten Jahr meines Studiums.

Es ist ein international anerkanntes betriebswirtschaftliches Studium mit modernsten Inhalten und Methoden.

Da ich fasziniert vom Reisen, vom Kontakt mit Menschen und von Sprachen bin, möchte ich diese Leidenschaft zum Beruf machen. Was mich genau nach meinem Studium erwartet, d.h. welcher Arbeit ich nachgehen werde und vor allem auch wo, weiss ich noch nicht, aber es wird sich zeigen.

Die Fachrichtung, die ich im Studium auswählt habe, heisst eCommerce and Sales in Tourism. Hier lerne ich Angebote aktiv zu gestalten, bereitzustellen und für Kundinnen und Kunden digital buchbar zu machen. Es werden Grundlagen und Strategien für Hard Selling in Theorie und Praxis vermittelt.

Einer deiner Leidenschaften ist das Reisen. Wo warst du schon und welche Orte möchtest du noch bereisen?

Ich war schon mehrfach in England, Irland und Schottland. Als Kind war ich mit meiner Familie oft im Südtirol. Inzwischen habe ich auch Schweden, Finnland, Holland, Griechenland, Italien, Prag, Paris, Spanien und Luxemburg bereist. Ich bin noch nie ausserhalb von Europa gewesen.

Mich fasziniert die Natur im Allgemeinen und der Norden. Ich mag die heissen Temperaturen nicht besonders. Ich möchte unbedingt die Nordlichter sehen und auch noch nach Kanada, Neuseeland und Island reisen.

Reist du allein oder in Gruppen oder wie sollen wir uns das vorstellen?

Hauptsächlich mit Freundinnen oder zu zweit, also mit einer Freundin. Natürlich habe ich auch schon öfters Ferien mit der Familie gemacht.

Ein Land bereisen und damit meine ich nicht nur die obligatorischen Sehenswürdigkeiten besuchen, sondern das Land richtig erforschen, das mache ich in der Regel mit einer Freundin und einer kleinen Reisegruppe. Wir haben dafür schon öfters diese Reisegruppe gewählt. www.rabbies.com

Du arbeitest gerne kreativ und in deiner Freizeit drehst du Videoclips. Was genau sind es für Videoclips?

Anfangs 2017 habe ich mit meiner besten Freundin einen Sprachaufenthalt in Irland gemacht. Dort wollte ich täglich ein Videotagebuch führen, die Clips zusammenzuschneiden und einen Film am Ende des Aufenthaltes zusammenstellen. Ich stellte aber schnell fest, dass dafür viel zu viel Material zusammenkommen würde. Es hat sich dann eingependelt, dass ich zu jeder Reise einen Clip mache.

Heute sieht man viele Ferienfilme auf den sozialen Medien. Diese inspirieren mich manchmal neue Dinge auszuprobieren. Ich habe jetzt auch das erste Mal einen Film im Hochformat gedreht und nicht wie sonst im Querformat.

Ich mache aber nicht nur Reiseberichte in Form von Videoaufnahmen/Clips, bei der ich Aufnahmen von Menschen und Natur mit Musik untermale, sondern ich filme und fotografiere auch für Hochzeiten. Ich wurde auch schon angefragt, Material zusammenzuschneiden und einen Film daraus zu machen.

Ich stelle regelmässig Alltags-, Jahres-, Ferien- und Musikvideos zusammen.

Deine Begeisterung für Filme und Serien hat dich dazu animiert, selbst zu filmen und sogar eine Zeitlang Film zu studieren. Welche Filme/Serien kannst du den Lesern von Qultur empfehlen?

Ein Film der mich richtig begeistert ist «Herr der Ringe». Die Geschichte, die Filmmusik und die Gefühle, die dabei vermittelt werden, sind einfach episch! Weitere Filme, die ich besonders mag, sind: «Inception», «Good Will Hunting» und «die Verurteilten».

Bei den Serien fallen mir spontan «Sherlock», «Dark» und «Downton Abbey» ein. Sitcoms, die ich gerne schaue, sind «Friends», «Modern Family», «Brooklyn NineNine» und nicht zuletzt schaue ich auch gerne True Crime wie «Don’t Fuck with Cats».

Liebe Sabrina, vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude bei deinen kreativen Projekten und natürlich auch viel Erfolg beim Abschluss deines Studiums und dass du danach eine geeignete Arbeitsstelle findest.

Hier findet ihr ein Beispielsvideo von Sabrina Bürzle.

Das Interview zum Buchtalk mit Thomas Beerle

Ein Gast spricht über sein Leben und das Buch führt wie einen roten Faden durchs Leben und durch das Gespräch. Unser heutiger
Gast, Thomas Beerle, ist Pfarrer, Kurator, Coach,
Organisationsentwickler und noch vieles mehr. Das Buch, welches er mitgebracht hat, heisst «Der Schrei der Wildgänse».

Julia Keller / 03.09.22

Passage aus dem Buch:

«Das ist aber nur ein Teil davon, Jake. Du bist im gleichen Spiel um Anerkennung gefangen. So funktioniert diese Qultur. Tu, was sie wollen, und sie werden dich mit Anerkennung überschütten. Widerstehe ihnen, und sie werden deinen Ruf töten, ob mit oder ohne Fakten… Religiöse Systeme müssen das Anerkennungsspiel spielen, damit sie funktionieren.» «Ist das der Grund, weshalb ich in einem Moment vom Senkrechtstarter zum Geächteten werden konnte?» «Genau», sagte John, «und weshalb du morgen wieder zum Senkrechtstarter werden könntest, wenn du zurückgehen und zugeben würdest, dass du an allem schuld bist. Sie würden deine Rückkehr genauso schnell feiern, wie sie dich hinausgeschmissen haben. Es kommt nur darauf an, dass du das Spiel wieder mitspielst.»

Bist du, Thomas, einer der quasi aus dem Spiel ausgestiegen ist?

Ich bin vor 14 Jahren das erste Mal aus dem System «Kirche» ausgestiegen. Ich hatte zum Glück einen Kirchenobrigkeit, die mich in meinem Denken unterstützt hat, so dass ich die ganze Sache mit dem Glauben, dem Evangelium, anders angehen konnte als üblich. Es hat mir Freude bereitet und es war spannend, einen neuen Weg zu gehen. Ich habe viele Projekte geleitet, und dies tue ich auch heute noch. Mit der Kombination Glaube und Kunst habe ich viele Menschen in der Umgebung erreicht. Wenn es jedoch um das Eingemachte geht und meistens geht es da ums Geld, genauer gesagt, dass genug Geld reinkommt, wird es kompliziert. Und in solchen Momenten taucht immer wieder die Frage auf: Mache ich jetzt das, was andere wollen, oder bin ich auf meinem Herzensweg und mache das, was mir wichtig ist? Das sind Herausforderungen, mit denen ich mich immer wieder mal herumschlage.

Im Buch steht, dass es sehr viel leichter ist aus dem System auszusteigen, als das System innerlich loszuwerden. Das kann ich nur bestätigen. Wir sollten nicht der Anerkennung hinterherrennen, egal ob verbal oder finanziell. Konkret heisst dies für mich, dass wenn ich meinen Weg gehen kann, dann gehe ich den gerne mit den Menschen, die mit mir unterwegs sein möchten. Wenn aber von der Institution, vom System her, ja gar vom politischen System Druck kommt, dann muss ich sagen: «Stop, nein, das möchte ich nicht mehr.» Dann muss ich ein anderes Gefäss suchen, aber glücklicherweise ist das im Moment kein Thema.

Dann verrät das Buch also auch etwas über dich, dein Leben und deine Überzeugungen?

Genau, das Buch bewegt mich immer wieder. Es hat mir auch Freude bereitet, denn es hat mir gezeigt, dass ich auf mich selbst hören darf und dass ich meinen Weg gehen darf, auch wenn er unkonventionell ist. Das Gedankengut im Buch bestätigt auch eine in mir tief verankerte Überzeugung.

Wie bist du überhaupt auf dieses Buch gestossen?

Ein Pfarrkollege hat mir das Buch vor 14 Jahren geschenkt. Er hat es zwar selbst nicht gelesen, aber er hatte das Gefühl, dass mich das Buch ansprechen könnte, und siehe da, es hat mich tatsächlich angesprochen! Er hatte also absolut Recht.

Jetzt zum Inhalt – kannst du uns grob erzählen, worum es in dem Buch «Der Schrei der Wildgänse» geht oder eben nicht geht – denn manchmal hat der Leser eine gewisse Vorstellung oder gar ein Vorurteil?

Das Buch handelt von Gesprächen zwischen Jake und John. Jake ist Pfarrer und John ist ein etwas spezieller Typ. John zeichnet zwei Sachen aus: Zum einen die tiefe Beziehung zu Gott, die ihn befreit und beflügelt und auch fähig macht anderen zu helfen und dann zum anderen, dass er ganz hartnäckig ist und immer wieder kritische/schwierige Fragen stellt. Das hat mich fasziniert. Und John stellt auch Fragen an die Kirche, an die Institution, überhaupt Fragen ans Christsein und das bringt Jake verständlicherweise ziemlich aus dem Konzept, weil er das nicht erwartet hat und auch, weil er vieles nie so richtig hinterfragt hat. Er ist irgendwo in einer Tradition aufgewachsen oder hineingewachsen und merkt dann, was er da macht, ist weit entfernt von dem, was Jesus gelehrt hat. Diese Erkenntnis finde ich sehr spannend. Das Buch beschreibt einen Glaubensweg, aber der führt weg von institutionellen Kirchen, weg von Religion.

Im Buch läuft es beim Protagonisten Jake eine ganze Weile gar nicht gut. Er bemüht sich so und es wird einfach schlimmer und schlimmer. Was sagst du dazu?

Der Mensch muss Prozesse durchgehen und die sind manchmal richtig schwierig, aber solche Prozesse bringen ihn auch weiter, sie sind sogar zielführend, aber oft ist das erst im Nachhinein erkennbar. Nach meiner Erfahrung ist das Leben nach so einem Prozess oft befreiter.

Als Jake wieder einmal auf John trifft, berichtet ihm dieser, dass er sich nicht mehr länger unter der drückenden Schuld, ständig zu versagen, und auch nicht mehr unter den fordernden Verpflichtungen einer selbstproduzierten Gerechtigkeit unterliegt. Und er ist sogar so weit, dass er dies auch nicht mehr anderen überstülpt. Was sagst du dazu, Thomas?

Genau das möchte ich beherzigen. Im Buch freut sich John über den Erfolg von Jake.

Die folgende Weisheit zu diesem Thema gefällt mir besonders gut:

«Man kann eine Raupe nicht in eine Schmetterlingsform pressen und sie zum Fliegen bringen. Sie muss von innen her verwandelt werden.»

Was leider oft passiert und dies überall, also nicht nur in kirchlichen Institutionen, sondern auch in der Politik und Wirtschaft ist, dass ein
System missbraucht wird. John spricht im Buch von einem Scham-Management-System, oft mit den besten Absichten, aber immer mit
den schlimmsten Folgen.

Also spätestens hier bin ich mir sicher, dass ein paar Berufskollegen ein Problem mit diesem Buch haben. Könnte das sein?

Viele meiner Kollegen haben sich ebenfalls weiterentwickelt und sind auf einem ähnlichen Weg unterwegs wie ich. Und dann gibt es natürlich auch Pfarrpersonen, die sehr traditionell geprägt sind und das auch leben und offenkundig Mühe mit diesem Buch haben. Und es gibt die Sorte Mensch, die, sobald was von Amerika kommt oder eine amerikanische Kirche dahinter steht, sofort dagegen ist.

Gehört für dich das weltbekannte Buch «Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott» von William Paul Young in dieselbe Sparte wie «Der Schrei der Wildgänse»?

Ja, das kann man so sehen. Unter anderem, weil Wayne Jacobsen der Lektor von «Die Hütte» ist. Sein Gedankengut ist in den Diskussionen zwischen Jake und John eingeflossen. Darum sind die Bücher tatsächlich gedankenverwandt. Der andere Autor, Dave Coleman war Pfarrer und ist aus dem System Kirche ausgestiegen. Er ist heute freischaffend unterwegs. Wayne Jacobsen ist Journalist und Buchautor.

Siehst du das Buch als Lebenshilfe oder ist es ein Buch, dass die bisherige Lehre in Frage stellt und deshalb eher irritierend ist?

Für mich ist es eine sehr intensive Lebenshilfe. Was mich fasziniert, ist
die Ehrlichkeit, die in dem Buch gelebt wird. John stellt kritische Fragen, mühsame Fragen und Jake lässt sich darauf ein. Das ist für mich der Schlüssel – sich darauf einlassen und dabei ehrlich zu reagieren.

Warum heisst das Buch eigentlich «Der Schrei der Wildgänse»?

Weil Wildgänse oft in Keilformationen fliegen und so miteinander kommunizieren. Sie rufen und es ist nicht immer die gleiche Gans an der Spitze, sondern sie wechseln sich ab. Gänse helfen einander und es ist ganz speziell, denn wenn eine Gans müde ist und nicht mehr weiterfliegen kann, dann gesellt sich eine andere Gans zu der Müden, damit sich diese ausruhen kann und danach nicht alleine weiterfliegen muss. So miteinander unterwegs zu sein, das ist auch für uns Menschen wünschenswert.

Und an dieser Stelle möchte ich eine letzte Passage aus dem Buch zitieren: «Gänse fliegen miteinander in dieser Formation – nicht, weil sie dazu verpflichtet sind, sondern weil dadurch ihre Last leichter wird und sie ihrem Ziel näherkommen.»

Thomas, danke für deine spannenden Ausführungen zum Buch «Der Schrei der Wildgänse» von Wayne Jacobsen/Dave Coleman.

 

Vorschau:
Der nächste Anlass «Ein Gast – ein Buch, der Buchtalk» findet am
Mittwoch, 26.10.2022 um 19 Uhr statt. Zu Gast in der Bibliothek Buchs
ist Petra Näf, Stadträtin, mit dem Buch «Freundschaft» von Wolfgang
Krüger.