GeGa und die Kunst, ein Clown zu sein

In seiner Biografie sagt Hape Kerkeling folgendes: «Humor ist schon ein guter Kumpel. Es ist gar nicht so leicht, Menschen professionell zum Lachen zu bringen und seinen eigenen Stil zu finden. Vor jedem, der das schafft, ziehe ich meinen Hut. Viele werden vermutlich sagen, also doch, der Clown ist immer auch ein trauriger Clown.»

Liebe Angelika, hat Hape Kerkeling vielleicht recht und ist ein Clown immer auch ein trauriger Clown?

Das würde ich nicht zwingend behaupten, aber es hat schon etwas, denn man muss feinfühlig sein und dies setzt eine gewisse Sensibilität voraus. Meist haben sensible Menschen auch eine melancholische Seite. Robin Williams und Jim Carrey beispielsweise, zwei grossartige Schauspieler mit einer ulkigen Seite, haben beide mit Depressionen zu kämpfen gehabt.

Wer ist GeGa?

GeGa ist der Urkern von Angelika, sozusagen die ungeschminkte Wahrheit, trotz geschminktem Clowngesicht. GeGa darf tollpatschig, begriffsstutzig, naiv und kindisch sein. Das sind alles Wesenszüge, die ich schon immer in mir hatte, aber nicht ungefiltert rauslassen konnte.

Ähnlich wie bei Hape, der seine Mutter aufheitern wollte, spielte ich unbewusst schon als Kind für meine jüngere Schwester, die mit einer geistigen Beeinträchtigung auf die Welt kam, den Clown. Das Schönste war und ist es noch immer, sie zum Lachen zu bringen.

Ich war übrigens ein sehr schüchternes und sensibles Kind mit viel Fantasie. Lange Zeit war ich recht unscheinbar. Nur meine beste Freundin und meine Familie kannten auch meine ulkige Seite.

Was gefällt dir am Clown-sein?

Der Clown darf und kann alles spielen. Es sind ihm keine Grenzen gesetzt. Als Angelika möchte ich aber niemanden überrumpeln und mich schon gar nicht aufdrängen. Hier ist mein schüchternes ICH schon sehr präsent. GeGa hat aber keine Berührungsängste und ist sehr begeisterungsfähig. Eine tolle Gefährtin und Zuhörerin. Dank ihrer Naivität kann man sich bei ihr unmöglich blamieren, sich dafür umso mehr an ihrer Tollpatschigkeit erfreuen.

Was für ein Clown bist du genau?

Am bekanntesten ist wohl der Zirkusclown, der bin ich aber ganz bestimmt schon mal nicht.  Dafür hätte ich die Theaterschule Dimitri im Tessin wählen müssen. Ich bin nämlich weder artistisch noch musisch begabt. Zwar mache ich gerne Videoclips wie diesen hier und diese sind sehr wohl zur Unterhaltung und Erheiterung gedacht, hauptsächlich bin ich aber ein Geriatrie-Clown. Ich gehe in Alters- und Pflegeheime, gelegentlich auch in ein Wohnheim für Behinderte. Wobei dies momentan wegen Corona praktisch alles auf Eis liegt, was ich sehr bedaure.

In meinem Beruf als Clownin braucht es viel Empathie. Ich möchte mein Publikum aufheitern und dessen Alltagstrott durchbrechen. Mein höchstes Ziel ist es, Menschen Freude zu bereiten und sie zum Lachen zu bringen. Wenn mir das gelingt, dann bin ich sehr glücklich.

Um das möglich zu machen, habe ich 2015 eine Grundausbildung zur Clownpädagogik im Dachatelier St. Gallen absolviert und mich anschliessend zum TuttoClown weitergebildet. In der Grundausbildung geht es vor allem erst einmal darum, seinen eigenen Clown zu finden.

Heute darf ich als Clownin Menschen mit Beeinträchtigungen und ältere Menschen in Alters- und Pflegheimen besuchen. Dort hin gehe ich nicht etwa mit einem einstudierten Programm, sondern es läuft sehr vieles über Intuition und Improvisation. Wie ist die Stimmung gerade? Was kann ich tun, um ein wenig Farbe und Abwechslung in deren Alltag zu bringen? Nichts muss sein, alles ist gut! Wenn ich für einen Geburtstag oder ähnliches gebucht werde, habe ich natürlich schon ein Programm, aber trotzdem finde ich es wichtig, dass es nicht zu einstudiert wirkt.

In der TuttoClown Ausbildung studiert man beispielsweise das Wesen des Kleinkindes. Tollpatschig sein, stolpern, die Schuhbändel falsch binden. In diesen banalen, ja alltäglichen Dingen steckt viel Komik, die der Clown sofort aufgreift und dann natürlich total übertrieben gestikuliert. GeGa kriegt einfach nichts auf die Reihe, jedenfalls nicht so wie andere. Sie braucht immer einen Moment länger und genau damit ringt sie ihren Zuschauern ein Lächeln ab oder bringt sie sogar zu schallendem Lachen.

Sich in etwas verlieren, ist etwas sehr Schönes. Das passiert heutzutage leider viel zu selten. GeGa hinterfragt auch nichts. Im Pflegeheim besuche ich als Clownin auch Bewohner mit Demenz. Diese Arbeit liegt mir besonders am Herzen, denn ich kann auf Situationen eingehen, die manchmal zwar keinen Sinn machen, aber dann eben doch etwas bewirken, nämlich dass diese Menschen sich angenommen fühlen – genau so wie sie sind. GeGa lässt sich auf alles und jeden ein. Sie ist einfach ein sehr liebenswürdiges Geschöpf.

In diesen Momenten spüre ich, dass mein Clown mit betagten oder behinderten Menschen, aber auch mit Kindern bestens umgehen kann. GeGa holt die Menschen dort ab, wo sie sich grad befinden.

Was hat sich durch das Clown-sein bei dir persönlich verändert?

Vor anderen Leuten zu sprechen, war für mich früher ein Graus. Im Mittelpunkt zu stehen, war ich mir nicht gewohnt. In der Clownschule wirst du dann erst einmal ins kalte Wasser geworfen. Da gibt es kein Verstecken mehr! Alle schauen und hören dir zu. Gedanken wie: «genüge ich, wie komme ich an?» gehören zur Ausbildung dazu.

Als Clown darfst bzw. musst du alle Gefühle rauslassen. Die Lehrer fordern dich dazu auf grösser, lauter und völlig kurios zu sein und damit den Raum einzunehmen. Mir hat das unheimlich gutgetan. Für mich war es eine Lebensschule.

Was hat GeGa was Angelika nicht hat und umgekehrt?

GeGa glaubt alles, sie hinterfragt nichts, nimmt es so wie es ist.

Angelika ist skeptisch und fragt sich oft «wo ist hier der Haken?»

Vor Jahren hat mir jemand gesagt: «Du bist ein Clown. Clowns sind verletzte Heiler. Das, was du als Kind gerne gehabt hättest, möchtest du heute deinem Publikum geben.» Somit sind GeGa und ich irgendwie auch eins.

Mehr Infos zu GeGa findet ihr auf ihrer Webseite.

Die richtige Perspektive

Man sagt den Schweizern gerne nach, dass sie pünktlich und korrekt sind und, dass sie sich in schwierigen Situationen sicherheitshalber lieber einfach mal neutral verhalten. Bei den Italienern beispielsweise behauptet man wiederum fast das Gegenteil. Sie sind meistens unpünktlich, sehr emotional und deshalb oft auch impulsiv. Im Gegensatz zum «Pünktlischisser» lässt der Italiener allerdings eine 5 auch mal gerade sein. Der typische Schweizer ist von Beruf Buchhalter, also übermässig genau und seriös und der Italiener hat (fast schon selbvertüürli) Verbindungen zur Mafia. Willkommen in der Welt der Perspektiven!

Von solchen Stigmatisierungen lebt die Comedy und auch viele Menschen denken in eben solchen Schubladen. Nur die wenigsten sind bereit, immer wieder einmal ihre Denkensweise zu überprüfen. Natürlich, die genannten Beispiele sind etwas überspitzt, doch auch in alltäglichen Dingen finden sich immer wieder Mechanismen der Stigmatisierung. Ich finde es daher überaus wichtig, dass man seine Sicht auf Dinge/Menschen immer wieder neu überprüft, denn schliesslich ist alles immer auch eine Frage der Perspektive. Und diese lässt sich nicht verleugnen. Warum überhaupt hat der Mensch Vorurteile? Nun, weil es dazu immer auch eine Geschichte gibt! Das Problem ist aber, dass Menschen oft gar nicht bereit sind, ihre Perspektive zu ändern.

Perspektive bedeutet ja auch Chance. Wie wundervoll das eigentlich ist, merkt man allerdings erst, wenn man es ausprobiert. Der Mensch jedoch ist ein Gewohnheitstier und darum nicht so leicht davon zu überzeugen. Man sagt nicht umsonst: «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.» und so bleiben viele lieber bei und mit ihren uralten Überzeugungen, als dass sie einmal über die Bücher gehen würden und daraufhin allenfalls ihre Anschauungsweise ändern.

«Man kann alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten,

aber es ist zweifelhaft, ob die Wahrheit stets in der Mitte liegt.»

Stefan Rogal, Autor, Herausgeber und Kolumnist

Ein Beruf, der viel mit Perspektive zu tun hat, ist der des Architekten. Fredy Sutter, Architekt aus Grabs, erklärt dies so: «Im Planungsprozess müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Dabei spielt es keine grosse Rolle, ob es sich um einen Hausbau oder einen anderen Lebensbereich handelt. Auch in Beziehungen und anderen Planungsprozessen sollte möglichst viel abgewogen werden. Beim Hausbau müssen beispielsweise Nutzungsbedürfnis, Konstruktion, Gestaltung und Kostenfaktor aufeinander abgestimmt werden. Man darf nicht einfach nur eins und eins zusammenzählen.

Alle Faktoren sind wichtig und müssen schlussendlich unter einen Hut passen. Bezieht man alles mit ein und bezieht es aufeinander, so kann man vieles optimieren und es können gute Lösungen gefunden werden. Beim Planungsprozess hilft es, alles von verschiedenen Seiten anzuschauen oder sogar zu durchleuchten. Es ist äusserst wichtig, verschiedene Varianten zu erstellen und zu prüfen. Nur so findet man heraus, was am besten passt.» In seinem Beruf darf Fredy Sutter kreativ sein, das schätzt er sehr. «Es braucht auch Offenheit für Neues und ebenso eine gewisse Lockerheit, denn sich von einem Gedanken zu lösen, gehört auch immer wieder dazu. Jedes Haus, jedes Objekt ist ein neuer Anfang. Man kann nicht einfach alles wieder gleich machen wie beim letzten Mal. Natürlich ist ein gewisser Erfahrungsschatz von Nutzen, doch im Beruf wie im Leben steht man immer wieder vor neuen Herausforderungen.

Und was die Perspektive angeht, so stellen sich auch hier einige Fragen. Ihr werdet erkennen, dass man sie nicht nur für den Hausbau gebrauchen kann. Man kann es auch eins zu eins auf Beziehungen umwälzen. Wie schaue ich also etwas oder jemanden an? Von oben herab? Aus der Ferne? Von ganz nah? Und wie stelle ich etwas dar?

Bei der Fotografie kann ich einen Raum viel grösser scheinen lassen, als dass er tatsächlich ist. Das nennt man optische Täuschung. Man stellt etwas dar, was nicht der Wahrheit entspricht.

Ist man einem Objekt oder einem Menschen zu nah, sieht man die Dinge nicht mehr in der richtigen Relation. Es hilft darum ungemein, wenn man zwischendurch auch mal alles aus einer Gesamtperspektive anschauen kann.»

Quellhinweise zu den Bildern:
Glasbilder: Roman Isenmann mit Silas (9 J.)
Orchideenbilder: Roman Isenmann

Ich will leben

Ihr werdet in diesem Artikel vergeblich nach dem allgegenwärtigen C-Wort suchen, denn es hat im letzten Jahr und leider auch schon wieder im neuen Jahr viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Mir reicht’s! Ich will leben und dazu gehört auch sterben. Lieber sterbe ich «jung», aber mit einem selbstbestimmten und erfüllten Leben, als dass ich jemals ein JA zu diesen fragwürdigen Massnahmen geben werde, die seit Monaten verhängt werden. Sie werden uns regelrecht aufgezwungen und das Volk macht brav mit.

Leben wird nicht gemessen an der Zahl von Atemzügen, die wir nehmen; sondern an den Momenten, die uns den Atem nehmen.
Maya Angelou

Als vor ein paar Wochen auch eine mir nahestehende Person mit 4-fachem Risiko am Virus erkrankte, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Erfreulicherweise verlief die Krankheit aber auch da sehr mild. Seitdem blinken bei mir noch mehr Fragezeichen als zuvor, denn Tatsache ist, dass der Virus für die meisten Menschen keine grosse Bedrohung ist. Trotzdem wird seit einem Jahr viel Aufhebens drum gemacht und noch mehr Angst geschürt. Während alle «dieses eine Prozent» zu schützen versuchen, was übrigens unmöglich ist, weil auch Götter in Weiss den Tod, wenn er dann kommt, nicht verhindern können, wird so momentan viel mehr Kummer und Leid über die Bevölkerung gebracht, als ich es je für möglich gehalten hätte. Es ist leider nichts Neues: Geld regiert die Welt und das überall. Sogar ein Spital muss gewinnbringend geführt werden und ist heutzutage in erster Linie nicht mehr als reines Hilfswerk gedacht. Unglaublich, wie ein Virus von allem Übel ablenken kann und zum Übeltäter für alles gemacht wird. Da fällt mir schlichtweg nur ein Wort ein: Wahnsinn!

Eine liebe Familie, eine erfüllte Paarbeziehung, gute Freunde, spannende Hobbies sind das Nonplusultra im Leben eines jeden. Der Mensch braucht soziale Kontakte und neben der Arbeit auch noch ein bisschen Spass. Die Politik aber versucht seit vielen Monaten genau dies zu unterbinden, doch es wird ihr niemals gänzlich gelingen. Für mich geht das in Richtung naives, ja kindliches Denken. Überhaupt passieren viele Dinge, die komplett unsinnig sind und doch werden sie gebilligt. Es geht uns noch zu gut, ist ja auch schön zu wissen. Nur: Wie lange noch? Das möchte ich lieber nicht wissen… Erst wenn wir nichts mehr haben, haben wir auch nichts mehr zu verlieren. Müssen wir es denn wirklich soweit kommen lassen?

Vielleicht kennt Ihr den weltbekannten Film «Ist das Leben nicht schön?». Meine Familie und ich schauen diesen Klassiker jedes Jahr. George, so heisst der Protagonist, hat ein grosses Problem, und Ihr werdet es nicht glauben, aber es ging damals, im Jahr 1946 in welchem der Film spielt, schon ums Geld! Jedenfalls ist George tot mehr wert als lebendig, denn er besitzt eine Lebenspolice, die bei seinem Tod viel Geld einbringen würde. In seiner Not weiss er leider nichts Besseres, als sich das Leben zu nehmen. Bevor dies aber geschieht, kommt ihm ein Engel zur Rettung und ermöglicht George die Sicht auf ein Leben ohne ihn. Als er begreift, was dies bedeutet, zum Beispiel, dass es seine Kinder gar nicht gäbe, möchte er sein Leben zurück. Er ruft Clarence, den Engel, um Hilfe und bittet ihn inständig darum, ihm sein Leben zurückzugeben, und zwar genauso wie es war. Wer den Clip zu Ende schaut, wird sehen, dass sich Probleme oft von ganz alleine lösen, wenn man gute Freunde und Familie an seiner Seite hat. Das ist das Wichtigste.

George will leben! Was willst du?

Darf ich vorstellen?

Kaspar, Melchior und Balthasar. Diese drei Namen, jedenfalls in Kombination, ergeben eine altbekannte Antwort, nämlich: Die heiligen drei Könige aus dem Morgenland. Doch wie prägend sind unsere Vornamen eigentlich? Und passt der Name zu uns oder wir zu unserem Namen?

Mein Name ist Julia. Ich habe sogar ein Buch mit diesem Titel geschrieben, denn ich glaube, dass wir alle immer wieder nach der eigenen Identität suchen. Die Identität fängt für mich beim Namen an. Wir werden geboren und bekommen von unseren Eltern einen Namen geschenkt. Wenn wir Glück haben, gefällt uns der Name und wir können uns damit identifizieren. Später, wenn wir neue Menschen treffen, stellen wir uns einander mit Namen vor. Wir können erzählen wo wir wohnen und was wir von Beruf sind, aber um all diese Eigenschaften schlussendlich einem Menschen zuordnen zu können, braucht es einen Namen.

Die beliebtesten Vornamen im 2020 in der Schweiz sind Mia und Liam, gefolgt von Emma und Noah. Man kann also davon ausgehen, dass Kinder mit diesen Vornamen spätestens im Kindergarten oder in der Schule auf ein anderes Kind mit gleichem Namen treffen werden.

Es gibt aber auch ein paar sehr spezielle Vornamen wie zum Beispiel Sultan, Fanta, River, Hasso, Mikado, Ikea, Milka, Galaxina, Sheriff, Lafayette, Apple, Dior, Prestige, Champagna und Schokominza.

Und dann gibt’s zum Glück noch Beamte, die nicht jeden Namen zulassen wie zum Beispiel: Rumpelstilzchen, Pumpernickel, Schnucki, Gastritis, Porsche, Nelkenheini, Waldmeister, Puppe, Pepsi-Cola, Steissbein, Störenfried und Grammophon.

Wer sich mit der Bedeutung seines Namens auseinandersetzen möchte, kann dies beispielsweise hier tun.

Man darf allerdings nicht unterschätzen, wie prägend der eigene Name ist. Ich weiss ja nicht wie es Euch geht, aber wenn ich jemanden kenne, den ich nicht besonders mag, so verknüpfe ich dieses negative Gefühl automatisch mit dem Namen derjenigen Person. Das heisst folglich, ich würde mein Kind nie so nennen. Erst eine positive Begegnung mit einem anderen Menschen, der den gleichen Vornamen trägt, kann vielleicht Veränderung bezüglich meiner Verknüpfung mit dem negativen Gefühl bewirken.

Der Film «Der Vorname» erzählt genau von dieser Thematik. Dieser Film ist nicht nur amüsant, er ist auch sehenswert. Thomas und seine Frau Anna erwarten ein Kind und verkünden, dass sie ihren Sohn Adolf nennen werden. Die Gastgeber und auch der Familienfreund René können diese Namenswahl nicht fassen. Es beginnt eine heftige Debatte über falsche und richtige Vornamen. Der Abend eskaliert, als die schlimmsten Jugendsünden und die grössten Geheimnisse aller Gäste ans Licht kommen. Hier geht’s zum Trailer.

Die Namensgebung ist wie fast alles einfach Geschmackssache. Manche Menschen ändern irgendwann in ihrem Leben den Vor- oder gar den Nachnamen, weil sie sich nicht damit identifizieren können oder weil sie Nachteile oder sogar Leid durch den Namen erfahren. Und natürlich gibt es Menschen, die den Nachnamen des Partners durch Heirat annehmen. Ist die Bürokratie erst einmal durch, braucht es Zeit, bis man sich an den neuen Namen gewöhnt hat.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Identitätsdiebstahl hinweisen, welcher die letzten Jahre massiv zugenommen hat. Kriminelle benutzen unseren Namen und somit auch unsere Identität, sie kaufen im Internet auf unsere Kosten und mit unserem Namen ein. Die Rechnung wird natürlich nicht bezahlt und eines Tages flattert bei uns eine Mahnung ins Haus, obwohl wir nichts damit zu tun haben! Wir sollten deswegen nicht leichtfertig mit unseren Personalien umgehen. Unser Name ist schützenswert.

Geschwister – eine Bindung fürs Leben

Wir lieben sie und manchmal hassen wir sie auch. Wer einen Bruder oder eine Schwester hat, kennt diese ambivalenten Gefühle ganz genau. Mit unseren Geschwistern verbringen wir die ersten, prägenden Lebensjahre. Geschwisterbeziehungen sind sehr oft die zeitlich längsten Beziehungen unseres Lebens. Nicht selten sind sie deshalb sehr stark.

Brigitte Kunz, Jahrgang 1960, ist mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder aufgewachsen. Beide Geschwister sind viel zu früh und unter tragischen Umständen verstorben. Ich durfte mit Brigitte über ihre schmerzhaften Erfahrungen sprechen.

Was hast du für Erinnerungen an deine Kindheit, insbesondere im Zusammenhang mit deinen Geschwistern?

Susanne war nur ein Jahr älter als ich. Wir hatten darum ständig Konkurrenzkämpfe. Als ältere Schwester war sie die Vernünftigere und übernahm gerne die Mutterrolle. Ich war die Rebellin. Ich mochte es nicht, wenn sie mich bevormundete. Daher habe ich in der Kindheit gelernt für meine Rechte zu kämpfen und mir nicht alles gefallen zu lassen. Beat war zwei Jahre jünger als ich. Er hatte bei uns in der Familie schon früh die Rolle des kleinen Prinzen. 1972 liessen sich die Eltern scheiden und Beat wurde von uns drei Frauen betüdelt. Unsere Mutter war und ist eine starke Frau. Da das Geld oft nicht ausreichte, musste sie schon früh arbeiten gehen, so dass wir Kinder uns oft selbst überlassen waren. Ich weiss noch, dass wir Geschwister einander sehr gebraucht haben. Wir hatten keine einfache Kindheit, denn mein Vater war Alkoholiker.

Deine Schwester Susanne ist mit nur 39 Jahren an Gebärmutterhalskrebs gestorben. Was für Erinnerungen hast du an die Zeit mit deiner Schwester?

Meine Schwester hat sieben Jahre gegen die heimtückische Krankheit «Krebs» gekämpft. 1992 mussten ihr notfallmässig die Eierstöcke rausgenommen werden. Später bekam sie Lungenkrebs, dann einen Hirntumor und schliesslich noch Knochenmetastasen. Am Ende war ihr Tod auch für uns eine Erlösung. Wir konnten Susanne unter diesen Umständen gut loslassen, denn es war ein zermürbender Kampf und das über viele Jahre.

Was fühlst du, wenn du heute an deine Schwester denkst?

Inzwischen denke ich nicht mehr nur an die Zeit, in der meine grosse Schwester krank war. Ich erinnere mich an unsere Pubertät, das war eine aufregende Zeit. Susanne war jedoch immer etwas eifersüchtig auf mich, weil ich so taff war. Als meine Schwester ihren Mann Kurt kennenlernte, wurde unser Verhältnis richtig gut. Susanne war später auch unserer Tochter eine tolle Patentante. Sie hat sich oft und gern um Sandra gekümmert. Gerade weil sie keine eigenen Kinder haben konnte, war die Beziehung zu der Nichte sehr eng. Von diesen Erinnerungen zehre ich heute noch und nicht nur ich, sondern meine ganze Familie. Später habe ich, durch die Erfahrung mit der Krankheit meiner Schwester, gelernt loszulassen und einen Menschen, so schwer es sein mag, in den Tod zu begleiten.

Als wäre die Geschichte mit deiner Schwester nicht schon tragisch genug, hast du vor 2 Jahren auch noch deinen Bruder Beat verloren. Zunächst einmal, wie war euer Verhältnis als Erwachsene?

Der Verlust von Susanne hat uns noch mehr zusammengeschweisst. Wir hatten ein typisches Bruder-Schwester Verhältnis. Über Probleme spricht eine Frau mit der Schwester oder mit einer Freundin, aber nicht mit dem Bruder. Wir haben aber viel Zeit miteinander verbracht, nicht zuletzt, weil auch mein Mann sich sehr gut mit Beat verstand. Zum Beispiel haben wir öfters gemeinsam Ferien gemacht, sind an den Wochenenden zusammen ins Restaurant gegangen oder wir haben gemeinsam gekocht. Mein Mann und Beat teilten dieselbe Leidenschaft, die beide auch zum Beruf gemacht hatten. Mein Bruder hatte auch ein sehr enges Verhältnis zu unseren Kindern. Wenn es Beat nicht gut ging, dann habe ich das als grosse Schwester meistens gespürt, aber über Probleme reden, das wollte er nicht.  Wenn ich hartnäckig geblieben bin, dann hat er stets alles verharmlost oder abgeblockt. Mein Bruder war ein sehr lieber Mensch und er wollte uns keinen Kummer machen.

Wie gehst du damit um, dass Beat sich das Leben genommen hat?

Mein Bruder hat am 12.12.2018, es war an einem Mittwochmorgen, kurzerhand entschieden, sich vor einen Zug zu werfen. Alles deutet darauf hin, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen ist, denn wir haben weder einen Abschiedsbrief gefunden, noch hat er sich an dem besagten Morgen anders verhalten als sonst. Er war auf dem Weg zur Arbeit, hat es sich dann auf einmal anders überlegt. Es war für uns alle ein riesen Schock, einfach unbegreiflich und das ist es immer noch.

Am Sonntagabend war er noch bei uns, er war gut drauf und nichts deutete darauf hin, dass sich drei Tage später eine derartige Tragödie abspielen würde. Wir haben übers Weihnachtsessen gesprochen. Zum ersten Mal wollten wir eine Gans zubereiten. Beat erzählte uns von seinen Plänen, von den geplanten Joggingweihnachtsläufen, der Besichtigung der Tannenbäume am Bellevue. Auch erwähnte er, dass er viel arbeiten müsse. Wir wussten nicht, dass er im Begriff war in ein Burnout zu rennen.

Eine Woche vor seinem Tod fand ein Treffen mit Menschen aus unserem früheren Umfeld statt. Beat wirkte sehr traurig und auch gefrustet. Aber ich habe nichts gesagt, ich wollte ihn nicht ausfragen. Und am Sonntag darauf hat er uns vorgespielt, dass es ihm gut geht.

Konntest du Beat inzwischen vergeben?

Ja und nein. Ich stecke immer noch im Prozess. Kürzlich fand der zweite Todestag statt. Letztes Jahr standen wir alle noch unter Schock. Dieser Todestag war für mich wieder ganz schlimm. Aber ich lasse meine Trauer zu und manchmal auch meine Wut. Ich kann es immer noch nicht verstehen. Warum? Und dann bin ich wieder dankbar für die wertvolle Zeit, die ich mit meinem Bruder hatte.

Glaubst du, dass es irgendwann leichter wird und dir deine Geschwister weniger fehlen werden?

Nein, das glaube ich nicht. Aber man gewöhnt sich daran. Die leichteren Momente werden mit der Zeit etwas länger. Doch die Trauer um diese geliebten Menschen, wird immer präsent sein.

Susanne konnte ich Tschüss sagen. Bei Beat war es von einem Moment auf den anderen einfach vorbei.

Es tröstet mich, dass wir damals mit Beat einen schönen letzten Sonntagabend verbracht haben. Es war an jenem Abend eine Leichtigkeit spürbar; im krassen Gegensatz zu dem was dann passiert ist! Doch genau so möchte ich Beat in Erinnerung behalten mit dem Wissen, dass wir ihm alles gegeben haben, was wir hatten. Heute weiss ich, dass Beat mit Existenzängsten und Einsamkeit zu kämpfen hatte. Wir hätten ihm doch geholfen und ich glaube, dass er das wusste.

Was löst das Wort «Geschwister» mit einem Wort bei dir aus?

Liebe. Verbundenheit.

Danke Brigitte, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Ich wünsche dir und deiner Familie und natürlich auch den Lesern von Qultur ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Geniesst das Zusammensein mit euren Liebsten und startet mit viel Zuversicht und Energie ins Neue Jahr.

Zu den Bildern:

Als Kinder von links nach rechts:
Beat, Brigitte und Susanne

Als Erwachsene von links nach rechts:
Brigitte, Beat und Susanne